Plattenkritik

Venerea - Lean Back In Anger

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Release Date: 29.10.2010
Datum Review: 14.10.2010

Venerea - Lean Back In Anger

 

 

Als die Buchsen noch weit und die Bretter noch breit waren - da prangte zwischen dem "Satanic Surfers"-Sticker und dem Lagwagon-Logo auch der VENEREA-Schriftzug auf dem Brett oder einer Klamotte des echten Skatepunks. Die rasanten Hymnen auf "Both Ends Burning" oder "Shake Your Booty" waren ein kurzer und schmerzloser Prozess, der sich einfach bestens mit dem Geschredder auf dem Rollbrett verbinden lies.
Heute, ca. 15 Jahre später, tun die Knochen weh, das Rollbrett wurde vielerorts gegen den Kinderwagen oder den spiessigen Dienstwagen getauscht und aus dessen dicken MP3-Radio klingt Indie oder der neueste Elektrohype. Pustekuchen? Richtig so! Dann hol Dir mit "Lean Back In Anger" ein Stück schwedisch-knatternde Nostalgie ins Haus! Ganze 16 Songs, Minimum 35 Sekunden (!), Maximum 2:51 Minuten (...) und den Riffknüppel immer fest in der geballten Faust. Über die gesamte gute halbe Stunde wird die Geschwindigkeit nur mit wenigen Ausnahmen ("Better Day") runtergefahren, im Gegenzug gibt es mit "Absentee" oder "Heads They Win, Tails You Lose" einen Hauch wirklich grandioser Hits, wie sie eben auch schon vor ein bis zwei Dekaden in der Heimat Ikeas verfasst wurden. VENEREA haben sicherlich mittlerweile mehr Tinte in den Armen und das ein oder andere graue Haar dürfte die Häupter von Rodrigo und Co. schmücken, aber immerhin sind sie musikalisch zu 110% geblieben, was sie auch zu Hochzeiten des "Melodycores" waren: Ein Aushängeschild in Sachen Hispeedcore und melodiösen Doktorarbeiten.
"Kill Yourself Or Be Killed" wühlt direkt in der Vergangenheit und könnte einem Bad Taste-Labelsampler von 1998 entstammen, der Eröffnungs-D-Zug "Molokai" zwingt zum naiven Saltostagediven von der Jugendzentrumbühne. Track 3 spricht im Titel für sich…
Wer bei alten "MILLENCOLIN"-Scheiben noch immer Pipi in den Augen hat und im hinteren Teil des Hirns tagtäglich auf die Abkürzungen 59TTP, NUFAN oder NFAA trifft, dem sei hier Kaufzwang zu gesprochen. Früher war nämlich nicht alles besser - VENEREA waren schlicht genauso!

Tracklist:

1.Molokai
2. Better Day
3.Forever Jugend
4.Heads They Win, Tails You Lose
5. Protest Song
6.Invitation To Action
7.Absentee
8.Wake Up! Smell The Napalm
9.The Real Ewe
10.Meanwhile, In Zimbabwe
11.Government Subsidized Ghetto
12.Kill Yourself Or Be Killed
13.Solitary Hearts
14.The Bomb
15.Lean Back In Anger
16.We Rot

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Moppi

Autoren Bio

Alt, langweilig, tierlieb.