Plattenkritik

And So I Watch You From Afar - Gangs

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Release Date: 29.07.2011
Datum Review: 15.07.2011

And So I Watch You From Afar - Gangs

 

 

Ankunft, Epos, Zeitreise, blablabla. Warum lobt man die Sorte Bands, die sich so innig und intensiv mit instrumentalem Artcore beschäftigen, nicht mal für ihr Gedächtnisvermögen? Wie sonst kann man sich bitte einen vertrackt genialen Gniedelkaliber merken, der jenseits der 5-Minuten-Marke noch immer frisch und auch ohne Vocals extravagant daherkommt? AND SO I WATCH YOU FROM AFAR haben auf ihrem zweiten LP-Werk (im Durchschnitt) gleich 8 davon in petto.

Die nordirische Band um Rory Friers und Tony Wright dürfte jedem, der sich mit eben dieser Sparte Musik auseinandersetzt (oder es je zuvor getan hat), mittlerweile mehr als nur ein herzlicher Begriff sein. Nach dem selbstbetitelten ersten Vollkörpereinsatz auf Albumlänge greift (neben einigen EP´s) nun "Gangs" in dieselbe durchwachsende Pfütze aus Emotionen, raffinierten Tempi- und Rhythmuswechseln und dem feinen Grad Wahnsinn. 8 Songs in knapp 45 Minuten, gespickt mit drohenden Wutausbrüchen, wie sie die Ohrmuschel in "Search:Party:Animal" bedrohen und repressiven Spannungsbögen im Opener "Beautifuluniversemasterchampion". AND SO I WATCH YOU FROM AFAR sind oftmals Krieg und in Frieden in einer Person, die scheinbar dauerhaft tourenden Herren aus Belfast verlieren sich selbst gekonnt in der Atmosphäre von "7 Billion People All Alive At Once" (hier auch der einzige "Gesangs"-Einsatz der Platte), um noch im selben Song neue Wege durch brutale Klangwelten und verstörte Riffszenarien zu bestreiten. Als Hörer ist man zugleich Opfer, sollte man dem Temperament und der Energie nicht folgen können.

Laut eigener Aussage wurde vier Wochen vor Aufnahmebeginn das komplette, bis dato geschriebene Material über den Haufen geworfen und aus den Bruchstücken ein völlig neues, schlüssiges Gerüst erschaffen. "Gangs" durchfährt viele verschiedene Orte, Sounds, Stimmungen oder Charaktere, bevor es mit dem zweigeteilten "Homes / Ghost Parlor KA - 6 To Samara To Belfast" wieder in heimische Postrock-Gefilde zurückkehrt. Die Wegstrecke ist gezeichnet von Wut, Melancholie und Chaos - aber auch von Ruhepolen und zurückgezogenen Melodien. Durch und durch "proggen" die I(r)ren Tony, Rory, Chris und Johnny hier um die Wette, bevor "Lifeproof" nach I-Tüpfelchen-Finale in einer feuchtfröhlichen Sambaparty endet. "Gangs" benötigt sicherlich zwischen 8 und 10 konzentrierten Durchläufen, bevor sich Details und Licks teilweise zu erschliessen beginnen. Hat man aber erstmal mit Klingelknopf mit dem Nachnamen "ASIWYFA" entdeckt und gedrückt, freut man sich ebenso wie die Protagonisten auf´s nach Hause kommen.

Trackliste:

01. BEAUTIFULUNIVERSEMASTERCHAMPION
02. Gang (Starting Never Stopping)
03. Search:Party:Animal
04. 7 Billion People All Alive At Once
05. Think:Breathe:Destroy
06. Homes - Ghost Parlor KA -6 To...
07. Homes - ...Samara To Belfast
08. Lifeproof

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Moppi

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Alt, langweilig, tierlieb.