Plattenkritik

Basement - Colourmeinkindness

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Release Date: 23.10.2012
Datum Review: 29.09.2012

Basement - Colourmeinkindness

 

 

BASEMENT sind tot. Zumindest ist das die Botschaft, die zurückbleibt, wenn eine Band von einem “unbestimmten Hiatus“ spricht. In einem Statement sagt man, dass man mit dieser Band sowieso schon mehr erreicht hat, als man sich je erträumt hatte; dass es schon seit längerer Zeit Differenzen innerhalb der Band gab und dass man eigentlich auch nicht mehr wirklich wusste, wo man mit den neuen Studioaufnahmen stehen wollte.
Ob diese Meinungsverschiedenheiten erst bei den Aufnahmen zu Colourmeinkindness entstanden, oder schon weit im Voraus existierten, kann man nur mutmaßen – ist für ihren ganz persönlichen “swan song“ aber auch relativ belanglos. Fakt ist nur, dass BASEMENT etwas geschaffen haben, was anders geworden ist. Anders als das bisherige Schaffenswerk der Band und vor allem auch anders, als was derzeit “cool“ und “populär“ ist. Ein mutiger Schritt.

Schon bei dem ersten Song Whole wird klar, dass BASEMENT alle alten Paradigmen und Dogmen über Bord geworfen haben und von Grund auf ihren Sound verändert haben. So erklingen die Gitarren mit weitaus mehr Tiefe, der Bass ertönt scheppender und das Schlagzeug klingt um einiges treibender, als noch auf I Wish I Could Stay Here. Mischt man diese Komponenten nun zusammen entwickelt sich ein Sound, der wahrscheinlich viele an die großartigen PIXIES oder auch an SONIC YOUTH erinnern wird.
Was sich im ersten Moment nach einem stumpfem kopieren dieser Bands anhört, ist aber keinesfalls so gemeint, denn wenn man bedenkt, was BASEMENT für eine Schaffensphase als Band hinter sich haben und was sie für musikalische Einflüsse nennen (NIRVANA & SUNNY DAY REAL ESTATE) haben die Herrschaften einfach nur ihre Hausaufgaben gemacht und sich dabei von sehr guter Musik beeinflussen lassen.
Spätestens bei dem zweiten Song Covet (dem Albumhighlight) zeigt sich dann, dass sich die Band nicht nur auf instrumentaler Seite weiterentwickelt hat, sondern auch Sänger Andrew Fisher mit Colourmeinkindness seine, bis dato, beste Gesangsleistung abgeliefert hat. Auf der einen Seite erklingt seine Stimme warm und bezirzend, auf der anderen Seite bleibt nur die pure Verzweiflung, die seinen großartigen Texten die nötige Glaubwürdigkeit verleiht: When I’m with you, I don’t want to be with you.
Lyrisch betrachtet könnte man Colourmeinkindness fast als eine Art Konzeptalbum über das Scheitern des Selbst sehen. Ob das jetzt der Selbsthass oder der Selbstzweifel ist, spielt dabei keine Rolle: I have never been in love I pretend to care. Convince myself that it’s enough I was never there.

Perfekt fusioniert zeigt sich Band und Fisher dann in dem großen Outro des Albums Comfort / Wish, was zwar eigentlich zwei getrennt anspielbare Lieder sind, aber definitiv als eins betrachtet werden sollten. Fängt Comfort noch sehr langsam und einfühlsam an, bahnt es sich seinen Weg zu dem impulsiven Wish. Ein Song der auch von den FOO FIGHTERS hätte stammen können, wenn sie denn gut genug wären. Besser kann man solch ein Album kaum beenden.

Was bleibt ist die Tatsache, dass Colourmeinkindness ein sehr schweres und vor allem auch schwieriges Album geworden ist. Ein Album was sehr polarisieren und worüber noch sehr viel diskutiert werden wird. So sehr ich die Demo, EP und das Debüt Album von BASEMENT auch mochte, mit ihrem letzten Album ist ihnen etwas ganz besonderes gelungen: ein Album was von Kitsch nur so strotzt, aber nie zu kitschig wird; was voller Herzschmerz überladen ist, aber den Hörer nie komplett alleine lässt und was hoffentlich genauso wohlwollend aufgenommen wird, wie der Rest der Diskografie. Vielleicht sollten die Zuhörer einfach einmal versuchen zu vergessen, dass es sich hier um die Herren aus Ipswich handelt. Sie hätten es sich verdient.

Besser als mit dem Ende der Pressebeschreibung könnte man auch dieses Review nicht beenden: They meld an achingly honest and beautifully timeless record, one that will live on long after the feedback has faded and the amps are on standby. Lang lebe BASEMENT.

Tracklist:
01 – Whole
02 – Covet
03 – Spoiled
04 – Pine
05 – Bad Apple
06 – Breathe
07 – Control
08 – Black
09 – Comfort
10 – Wish

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Fabian

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