Plattenkritik

Blacklisted - Eccentrichine 7‘‘

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Datum Review: 28.03.2010

Blacklisted - Eccentrichine 7‘‘

 

 

Hardcore ist kein Problem (mehr). Das haben sich BLACKLISTED wohl kurz nach der Veröffentlichung des ebenfalls schon recht verschrobenen „Heavier Than Heaven…“ gedacht. Das Ergebnis in Form ihres erst kürzlich veröffentlichten letzten Albums jedoch dürfte nicht wenige Hörer vor den Kopf gestoßen haben. Nun denn, die Verwandlung geht weiter.

Sowas wäre eine gute Einleitung: Irgendwas mit „Teenage angst has paid off well, now I’m bored and old“. Dann hätten wir das schöne Wörtchen „angst“ mit drin, welches den Gemütszustand dieses George Hirsch besser umkreist als viele andere. Die NIRVANA Referenz wäre natürlich auch nicht gänzlich falsch.

BLACKLISTED mal wieder. Die neuen BLACKLISTED natürlich. Die erst kürzlich bewiesen haben, wie die Liebe zu schrammeligem Neunziger-Indie und das ständige Gefühl von Verlorenheit zu neuer Sinnstiftung führen können. Die "Eccentrichine" 7‘‘ entstand wohl parallel zu ihrem letzten Album (das jetzt anscheinend doch im CD-Format erscheint und zwar ergänzt um hier besprochene 7‘‘). Das hört man an allen Ecken und Enden. Es ist jedoch weitaus konziser, da wesentlich kürzer. BLACKLISTED bauen sich heutzutage gänzlich andere Häuser. Welche, in denen sich George Hirsch immer noch nicht vollständig wohl fühlt. Dafür ist er immer noch zu sehr Beobachter und (selbst gewählter) Außenseiter. George Hirsch hat diese diffuse Wut, dieses Gefühl von Verlorenheit ja immer schon etwas persönlicher verhandelt. So erzählt er im unbestrittenen Highlight 'Stones Throw' dann wieder seine kleinen Geschichten aus der Beobachterperspektive eines beschädigten Lebens heraus. Flankiert von Störgeräuschen, dezentem Frauengesang, knarzigem Bass und (später) druckvollem Schlagzeug. Das persönliche Fazit: „Twenty seven years old and I live all alone, knowing full well I’ll never marry or have children of my own.” Das ist wieder mal jene Form von entrücktem, stillem Protest, der im Kern besagt, dass man doch nicht gefragt worden sei, ob man hier sein wolle und jetzt irgendwas (das Beste?!) daraus machen müsse. Auch auf "No One Deserves…" wäre das hier ein klarer Anwärter auf den Titel „Song des Albums“ gewesen. Die instrumental ausstaffiertere Version von 'The P.I.G.' ist dann gut, jedoch nicht überragend. Spannend wird es wieder beim Titelsong. So beinahe beschwingt und uptempo haben wir BLACKLISTED tatsächlich noch nicht erlebt. Dazu diese leicht verspleenten „Du-Du-Du-Du“-Chöre. Ebenfalls ein kleiner Hit. Den Atmosphärebrocken und „Heavier Than Heaven“-Rausschmeisser „Wish“ dann derart skelettiert und ziemlich nackig umzumodeln, macht vordergründig zunächst wenig Sinn. Nach eingängiger Beschäftigung offenbart der Song jedoch seine Strahlkraft und lässt die Band tatsächlich ein wenig an NIRVANA erinnern. Das sind wieder mal die goldenen Neunziger hier, welche BLACKLISTED aber wohl zuvörderst George Hirsch in ihr Weltbild pressen. Von wohlwollenden Kritikern wurde die Verwandlung der Band als mutig apostrophiert. Für BLACKLISTED jedoch scheint es sich um pure, existentielle Notwendigkeit zu handeln. „Bored and old“ ist die Band dann glücklicherweise doch noch nicht.

Tracklist:

01: Stones Throw
02: The P.I.G. (Alternate Version)
03: Eccentrichine
04: Wish (Acoustic Version)

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René

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