Seit Tagen bin ich am überlegen, wann meine erste Begegnung mit den DONOTS war und ich bin leider zu keinem abschließenden Ergebnis gekommen, auch wenn mir einige Ereignisse und Begebenheiten im Zusammenhang mit den DONOTS im Kopf geblieben sind. Wie ich damals die Debut-CD auf Gun Records im WOM im Hertie in Karlsruhe gekauft habe (damals war der CD Kauf für mich noch mit einer einstündigen Strassenbahnfahrt verbunden), oder auch das Konzert der DONOTS im Jahre 2000 in Bad Wildbad, einem Kurort im Schwarzwald. Das kostenlose Open Air fand damals auf dem Martplatz statt und das Publikum war in erster Linie ein typisches Kurortpublikum, welche es sich auf den bestuhlten Plätzen vor der Bühne bequem gemacht hatten und sichtlich irritiert waren, als das Quintett aus Ibbenbüren die Bühne betrat und loslegte. Am Ende der Show kamen die Jungs um Ingo noch zu uns, bedankten sich für unser Kommen und entschuldigten sich zugleich, dass sie selbst nicht gewusst hätten, dass das dann doch der komplett falsche Rahmen für eine DONOTS Show gewesen sei. Zu guter letzt auch, dass ich damals auf der DONOTS / BEATSTEAKS Tour 1999 in mehreren Tourstopps vor Ort war, was ein Package und das in einem wirklich überschaubaren Rahmen, auch wenn beide Bands damals schon auf dem aufsteigenden Ast waren, aber sowohl bei den BEATSTEAKS als auch bei den DONOTS vermochte damals vermutlich noch keiner zu ahnen, wohin der Weg der Bands noch führen würde. Es folgten viele weitere Konzertbesuche und auch wenn für ein Hardcore Kid, wie ich es damals war, die DONOTS nie die coolste Band waren, so sind die DONOTS schon immer eine unglaublich sympathische und gute Liveband gewesen, die Spielfreude von Ingo, Guido und Co. haben mich schon immer in den Bann gezogen. Ein paar Alben später verlor ich die DONOTS dann ein klein wenig aus den Augen, das aktuellste Album bei mir im Schrank ist „Got The Noise“ aus dem Jahre 2004.
Umso spannender war es nun für mich das vorliegende Buch „Heute Pläne, morgen Konfetti“ zu lesen und den Weg der Donots an dem Punkt, an dem ich damals „ausgestiegen“ bin, wieder aufzunehmen. Geschrieben wurde das Buch von Ingo Neumayer, welcher mir vor allem als Redakteur des VISIONS, natürlich ein Begriff ist. Das Buch ist ohne große Zeitsprünge chronologisch aufgebaut. Es beginnt im Jahre 1991 als die Brüder Ingo und Guido Knollmann mit lautem Heavy Metal die ganze Nachbarschaft beschallten und die Musik seinerzeit Jan-Dirk dazu veranlasst bei den Knollmanns zu klingeln, um zu fragen, ob er mithören könnte.
Ein für Ingo einschneidendes Erlebnis war ein Jahr vorher ein Konzert der TOTEN HOSEN in der Halle Münsterland, welches bei ihm einen bleibenden Eindruck hinterliess. Die Power der Liveshow, das für ihn wahrnehmbare Gemeinschaftsgefühl und der Zusammenhalt der Anwesenden, all das war etwas völlig Neues, was in den Bann zog. Natürlich konnte er damals nicht ahnen, dass er später selbst alljährlich auf der Bühne der Halle Münsterland als Headliner stehen würde, noch dass er sich desöfteren mit den TOTEN HOSEN die gleiche Bühne teilen würde.
Im ersten Kapitel des Buches steht in erster Linie der jeweilige jugendliche Werdegang der Protagonisten im Vordergrund, wie sie sich von der Liebe zur Musik, zum Erlernen eines Instruments hin zum Gründen einer Band bewegt und letztendlich dann zu den DONOTS hin entwickelt haben, welche im April 1994 in der Scheune in Ibbenbüren ihren ersten Auftritt hatten. Die Scheune in Ibbenbüren stellte eine wichtige Säule in der Geschichte der Donots dar: erst als regelmässige Besucher (viele bekannte Bands machten quasi auf der Durchfahrt in der Scheune halt), später war Ingo dann selbst für das Booking der Scheune verantwortlich. Viele weitere Auftritte in der Scheune machten die DONOTS relativ schnell lokal zu einer bekannten Größe. Ein erstes Demo, einer darauf folgenden CD in Eigenproduktion, sowie Besetzungswechseln an Gitarre und Schlagzeug ließen die Band auf einen weiteren Meilenstein zu rollen, dem Plattenvertrag mit dem Major Label GUN. Nicht unumstritten innerhalb der Band fiel die Entscheidung für das Label, welches ihren Sitz in greifbarer Nähe hatte und nicht wie Epitaph und Burning Heart Records, welche beide ebenso Interesse bekundet hatten, aber im Ausland angesiedelt waren. Die Entscheidung wurde gefällt, fast parallel mit dem Entschluss zukünftig mit der Band aufs Ganze zu gehen und diese quasi Vollzeit zu betreiben. Es wird beschrieben, wie die Band über die Jahre immer wieder mit GUN Records auch zu kämpfen hatte, wenn es z.B. um Konzepte für Videodrehs oder der Suche nach einer möglichst gut zu vermarktenden Single Auskopplung ging.
Sowohl der Clinch mit dem Label, welcher letztendlich auch in der Trennung gipfelte, wie auch die schwierige Phase nach der Labeltrennung bzgl. der musikalischen Weiterentwicklung werden ausführlich beschrieben.
Es finden sich neben vielen lesenswerten Anekdoten, natürlich sehr viele persönliche Geschichten und Erlebnisse wieder und geben einen tiefen und unmittelbaren Eindruck in die Bandgeschichte und die Entwicklung der Bandmitglieder.
Gepaart mit jeder Menge Fotos bekommt der Leser hier wirklich ein absolut lesenswertes Buch und unterstreicht und festigt auch für mich den Eindruck, welchen ich auch schon Ende der 90er Jahre von den DONOTS hatte: bodenständige, ehrliche und unglaublich sympathische Menschen, welche im Laufe der Jahre zu einer wirklichen Größe in der deutschen Musikszene gewachsen sind und das absolut zu recht.
Unbedingt empfehlenswert!