Plattenkritik

Fake Problems - It's Great to be alive

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Release Date: 17.02.2009
Datum Review: 15.01.2009

Fake Problems - It's Great to be alive

 

 

Es ist schon erstaunlich welche Menschen sich hinter so mancher Musik verstecken. Wer FAKE PROBLEMS kennt der weiß welch raue Stimme hier herrscht und ebenso wie rau die Musik sein konnte. Wer die Herren dann vor sich sieht, der wird komplett überrascht sein. Vier spargeldünne Menschen treten vor einen und sehen allesamt nicht so aus, als würden sie in den USA bereits Alkohol erhalten. Sympathisch sind sie selbstverständlich trotzdem. Man freut sich sehr über den kürzlich zustande gekommenen Deal mit Sideonedummy. „Das haben uns die Jungs von THE GASLIGHT ANTHEM empfohlen, die machen eine gute Erfahrung nach der anderen mit diesem Label.“ Versteht man es doch gerne, wo TGA nun eine fast komplett verkaufte Europatournee vor sich haben. Aber auch ansonsten ist man optimistisch. Erstmals arbeitet man mit Produzent A. J. Mogis, der unter anderem auch für die mächtigen BRIGHT EYES zuständig ist. Auch kann man inzwischen über Verhaftungen wegen Picknicks an, nun ja, unglücklichen Orten lachen, man ärgert sich zwar auch, dass bereits das gesamte Equipment geklaut wurde, aber auch im Interview wird darauf geschworen – „Ach, es geht halt voran. Wir lassen uns nicht unterkriegen“. Na, da sind wir ja mal gespannt.

Immerhin deuten viele Bands Veränderungen an und sagen „Die nächste Platte wird die beste“. Immerhin denken viele Bands, dass sie sich weiterentwickeln und besser werden. Aber viele Bands tun es nicht. Sie drehen sich im Kreis und der große Wurf bleibt einfach aus. Anders bei FAKE PROBLEMS. Das stark von AGAINST ME und Folk angehauchte Debüt wurde für „It’s great to be alive“ komplett verworfen. FAKE PROBLEMS haben sich quasi neu erfunden.

„It’s great to be alive“ ist ein Werk voller Überraschungen, voller „A-Ha“ Effekte, voller „ach, das kann Punkrock auch?“ Momente. Und das ist definitiv etwas Gutes.

Die Jungs aus Naples, ein Ort unweit von Gainesville entfernt, haben sich alle Mühe gegeben und irgendwie doch nicht. Man hört ihnen die Bemühungen nicht an und das ist das schöne auf ihrem Zweitling.

Der Opener „1234“ beginnt wunderbar mit Trompeten und euphorisch anmutenden Drums und steigert sich innerhalb seiner kurzen Minute gleich in den nächsten Track, den beschwingenden „The Dream Team“. Im darauffolgenden „You’re a Serpent, You’re a She-Snake“ hört man das erste Mal ein wenig Indierock hindurch. Die Gitarren könnten ebenso aus England kommen und die pompösen Streicher gegen Ende zeigen die neu errungene Vielschichtigkeit des Vierers. Das abgefahrene „The Heaven and Hell Cotillion“ punktet durch sein wirres Finale und das darauffolgende„Level with the Devil“ erinnert teilweise eher an Russische Volksmusik als an Punkrock. Aber gerade das ist es, was FAKE PROBLEMS anno 2009 ausmacht. Die Vielseitigkeit und die Ideen. „Diamons Rings“ zum Beispiel ist ein kleiner Bastard aus Indie und gelegentlich schon fast Hip Hop ähnlicher Beats. Der „Tabernacle Song“ könnte ebenso von ARCARDE FIRE stammen und wenn man wöllte, könnte man so stundenlang weitermachen. Doch das eigentliche Highlight wartet am Ende des Albums. „Heart BPM“ verschließt in sich alle Eindrücke die das Album darstellt. Ideenreichtum, Euphorie, Fröhlichkeit und auch irgendwie Neuaufbruch. FAKE PROBLEMS haben trotz aller verschiedener Einflüsse, trotz der vielen geöffneten Schubladen und doch nicht einer passenden ein verdammt stimmiges und zusammenpassendes Werk geschaffen welches hoffentlich den gebührenden Erfolg zu spüren bekommt. Über welche Band kann man schon sagen, dass sie für Freunde von AGAINST ME, ARCADE FIRE und allem dazwischen wie gemacht ist?

Tracklist:

1. 1234
2. The Dream Team
3. You’re a Serpent, You’re a She-Snake
4. Dont Worry Baby
5. The Heaven and Hell Cotillion
6. Level with the Devil
7. Diamond Rings
8. Tabernacle Song
9. Alligator Assassinator
10. There are Times
11. Too Cold to Hold
12. Heart BPM

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Raphael

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