Plattenkritik

Her Name Is Calla - The Heritage

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Release Date: 20.08.2009
Datum Review: 16.09.2009

Her Name Is Calla - The Heritage

 

 

Die Dunkelheit, die ihn umgibt ist nur schwer greifbar. Endlos tief scheint das Schwarz zu sein, in das der Tag getaucht wurde. Es ist eine dieser Nächte, die nie enden wollen. Eine Dunkelheit, die nichts gutes verheißt. Nichts ist zu hören. Das Klappern der Zähne und das Beben des Körpers sind die einzigen Momente, die eine Form von Leben und Existenz aufweisen. Die Augen gewöhnen sich an die Dunkelheit. Immer noch sitzt er zusammengekauert in der Ecke, die Beine angezogen, die Arme darum geschlungen. Er starrt fixiert auf einen Punkt ihm gegenüber. Lässt ihn nicht aus den Augen. Dort sitzt ein Mann. Er flüstert. Das einzige, was von ihm zu sehen ist, sind seine leuchtenden Augen. Immer wieder ertönt seine Stimme. Leise. Nie aufbrausend und doch Unheil verkündend. Der Mann macht keine Anstalten, sich auf den ängstlich in die Ecke Gedrängten zu zu bewegen. Er flüstert einfach auf ihn ein. Der Blickkontakt wird nicht unterbrochen. Das Innere fleht darum zu fliehen, doch der Körper ist starr, kann sich nicht bewegen.

Aus dem dunklen Nichts ertönt Musik. Sie ergänzt das Flüstern, schafft aber keine Erleichterung. Sie prognostiziert das drohende Unheil. Wie das folternde Wasser, das immer wieder auf die Stirn tropft, gestaltet sich die Schlagzeugarbeit. Was ist hier los? Leichte Gitarren gesellen sich hinzu. Das Flüstern wird lauter. Eine Stimme wird klar erkennbar. Nun nicht mehr nur schemenhaft. „You kissed my hands and poisoned my heart and left great, huge scars where you could..“, das versteht der ängstliche Mensch und weiß nichts damit anzufangen. Wird die Musik lauter? Ist der latent bedrohliche Ton noch schwärzer geworden? Noch einmal ertönt die Stimme. Sie redet wirres Zeug. Ein Cello und Trompeten ertönen und plötzlich herrscht Stille.

Die dunklen Augen verschwinden im Nichts. Ohne ein Geräusch ist der einzige Lichtfaktor im Raum erloschen und es gibt keinen Orientierungspunkt mehr. Wo ist die Wand? Wird der Raum kleiner? „I came to find the son I thought I´ve lost..“ schallt es auf einmal aus der Dunkelheit. Diesmal wirkt die Stimme näher. Lauter! Mit einem Mal tauchen die Augen wieder auf. Direkt vor unserem Protagonisten. Vor Schreck schreit er auf. Es ist ein kurzer, aber angsterfüllter Schrei und immer wieder schwirren Fragen durch den Kopf: „Was ist hier los? Wo bin ich? Was will dieser Mensch von mir?“. Antworten darauf erhält er keine. Stattdessen ertönt erneut Musik. Das Schlagzeug ist aggressiver geworden. Ohne laut zu wirken. Die Gitarren, die Trompeten, das Cello, alles zusammen stellt eine Dissonanz dar. Eine dieser Dissonanzen, die den Kopf zerstören wollen und einem jegliches Denkvermögen rauben. Geigen und Cello werden lauter. Der verstörte Mensch schließt die Augen. Versucht diesem Albtraum zu entfliehen. Das Ergebnis ist das Gefühl von Händen, die sein Gesicht berühren. Starr vor Angst bleibt er auf dem Fleck. Den Mut, sich zu bewegen, hat er schon lange verloren.

Die Hände ertasten jede Stelle seines Körpers, während sich die Musik in ein Geräuschwirrwarr verwandelt hat. Keine klare Linie ist mehr zu erkennen. Die Hände tasten weiter, versuchen die Form des Körpers, des Gesichtes zu erfühlen. Es wirkt nun, als würden mehrere Menschen im Raum sein. Die Stimmen haben sich vermehrfacht und wirken nun zerbrechlich. Plötzlich taucht das Gefühl von kaltem Metall auf der Haut auf. Eine scharfe Klinge bahnt sich ihren Weg über den Arm und in einer bedrohlichen Ruhe flüstert nun wieder nur eine Stimme: „This is punishment! This is anger! It´s alive and it´s spewing forth disgust! This could be very violent and you will be changed!“ Das ist zu viel. Die Augen drehen sich nach oben und eine tiefe Ohnmacht überfallt die Person in der Ecke. Doch nicht bevor sie einen brennenden Schmerz und die Wärme des eigenen Blutes spürt. Von dem was nun passiert, bekommt sie nichts mehr mit. Alles geschieht gegen den eigenen Willen. Die Macht, etwas dagegen zu unternehmen, wurde systematisch genommen. Die Musik verstummt, die Stimme verschwindet langsam, hallt immer wieder nach, bis sie letzten Endes komplett ausbleibt.

In einem leeren Raum ist es taghell, ein Mann liegt zusammengekauert in der Ecke, in seinem eigenen Erbrochenen und Urin. Er reißt die Augen auf, schreit, schlägt um sich und erblickt...nichts. Eine weitere Nacht des Schreckens eines Mannes, der alles verloren hat und sich in die Drogen flüchtete, ist überstanden. Aber diese eine Nacht hat etwas in ihm verändert. Langsam löst er den Riemen, der um den Arm geschlungen ist und zieht die noch steckende Spritze raus. Angewidert wirft er sie weg. Er nimmt sich ein Stück Papier, einen Stift und beginnt seine Erlebnisse der letzten Nacht aufzuschreiben. Er schreibt es nicht einfach nur runter, sondern verfasst lyrische Texte. Die Überschrift lautet: „The Heritage“. Die letzten Worte seines Textes sind ihm jetzt schon bewusst und mit einem Lächeln im Gesicht schreibt er sie nieder: „I´m in rebirth! I remember!“

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Alex G.

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