Plattenkritik

JOEY CAPE - Let Me Know When You Give Up

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Info

Release Date: 05.07.2019
Datum Review: 12.09.2019
Format: CD Vinyl Digital

Tracklist

 

01. Let Me Know When You Give Up
02. I Know How to Run
03. Daylight
04. Fighting Atrophy
05. Before My Heart Attack
06. Possession
07. Andalusia
08. The Love of My Life
09. Fall Down
10. You Should Always Have Something to Look Forward To
11. The Last Word

Band Mitglieder

 

Joey Cape

JOEY CAPE - Let Me Know When You Give Up

 

 

Jugendheld turns Dad Rock, oder so. Nein, keine Bange: JOEY CAPE bleibt JOEY CAPE, er kann ja gar nicht anders.

Im etwas weiter gefassten Spannungsfeld von Punkrock und Hardcore gibt es einige wenige Ausnahmestimmen, die so einzigartig sind, dass man sie bereits nach wenigen Millisekunden einwandfrei zuordnen kann. CHUCK RAGAN (HOT WATER MUSIC) ist da so ein Beispiel, NATHAN GRAY (BOYSETSFIRE) ein anderes. Keinesfalls fehlen darf in dieser Aufzählung JOEY CAPE, der nebenbei mit seiner Hauptband LAGWAGON die Geschichte des kalifornischen (Skate-)Punks über die letzten 30 Jahren maßgeblich mitgeschrieben hat. Außerdem noch in verschiedenen Seitenprojekte verstrickt (BAD ASTRONAUT, ME FIRST & THE GIMME GIMMES), legt er nun bereits sein viertes „Solo“album vor. „Solo“ deshalb, weil es zwar unter seinem Namen erscheint, aber wirklich allein ist er hier nur noch vereinzelt zu hören. Die meisten Songs kommen inzwischen in vollem Bandgewand daher, oft countryesk, manchmal rockig, aber immer mit diesen unverkennbaren Melodien, deren Handschrift ebenso wenig Zweifel am Urheber lassen wie dessen einzigartige Stimme. Und so wirklich will man nur schwer glauben, dass dieser Mann die Grenze zur 50 schon deutlich überschritten hat. Der Hang zur Melancholie war schließlich schon immer vorhanden, nun kommt er vielleicht etwas ausgeprägter zur Geltung. Wie im wunderschönen und titelgebenden Einstieg: Erst nur mit leiser Akustikgitarre und Joeys zaghaftem Gesang, formt sich „Let Me Know When You Give Up“ später dank E-Gitarre, Drums und Klavier zur über fünfminütigen Rockballade. Das muss man sich schon trauen. Im Anschluss zieht „I Know How To Run“ dann die Western-Saiten auf und meint das mit dem Country durchaus ernst. Völlig unkitschig und mit tollem Refrain bleibt der Song aber konsequent auf der Gewinnerstraße. Auf dieser sind auch das melancholische „Possession“ und das dramatisch-schöne „Andalusia“ unterwegs. Die schmissigeren Songs kommen dann BAD ASTRONAUT („Fighting Atrophy“) oder gar LAGWAGON („Fall Down“) ziemlich nahe. Etwas blutleer wirkt dagegen „Daylight“, und auch „Before My Heartattack“ kann nicht komplett überzeugen. Das wiederum kann das zum Niederknien schöne “The Love Of My Life“. Gegen Ende begeistert dann “You Should Always Have Something to Look Forward To” mit ausgefeilter Dramaturgie, bevor Joey im kurzen “The Last Word” dann ebendieses hat.

So viele schöne Momente Joey auch auf „Let Me Know When You Give Up” versammelt, so wenig lässt sich das Gefühlt abschütteln, das alles irgendwie auch schon in ähnlicher Form gehört zu haben. Kein Wunder, bei dem Output. Sicher ist: JOEY CAPE beweist sich wieder mal als begnadeter Songwriter samt begnadeter Stimme und legt mit „Let Me Know When You Give Up” ein durchweg solides Album vor. Ob das ausreicht, um auch auf Dauer zu begeistern, wird sich zeigen. Und falls nicht, steht ja in Kürze schon das neue Album von LAGWAGON bereit.

Autor

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Daniel

Autoren Bio

Musikverliebt und reisefreudig, meistens nett und umgänglich, mit einer Gefühlspalette von "Live your heart and never follow" über "Hold Fast Hope" zu "I want to smash my face into that god damn radio / It may seem strange but these urges come and go"