Plattenkritik

Marty Friedman - Inferno

Redaktions-Rating

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Release Date: 23.05.2014
Datum Review: 13.05.2014

Marty Friedman - Inferno

 

 

Einst war MARTY FRIEDMAN neben DAVE MUSTAINE und Basser David ELLEFSON das Aushängeschild von MEGADETH, doch dann kam die Trennung und der Gitarrist verschwand in der Versenkung. Was so gar nicht stimmt, denn FRIEDMAN ist ein Megastar in Japan. Das kennt man wohl von Bands wie den SCORPIONS oder BLIND GUARDIAN: Zuhause reißt man nichts, doch im Land der aufgehenden Sonne, des rohen Fisches und des ungerechtfertigten Walfangs zu angeblich wissenschaftlichen Zwecken, da reißt man umso mehr.

Die letzte Soloscheibe des Gitarrenflitzers war schon bahnbrechend. Bei „Inferno“ legt er noch einmal eine Schippe oben drauf. Dabei spart er mit dem Gesang und lässt vielmehr seine Gitarre sprechen, ach was, singen, kreischen, jodeln, triumphieren... Gesang braucht es hier gar nicht. Kommt auch gar nicht, erst beim fünften Song und da dann überraschend positiv und einfach nur der Knaller: DANKO fuckin´ JONES, einer der besten Rock´n´ROll Musiker/Sänger dieser Zeit. 'Inferno', 'Resin' und das mächtige 'Wicked Panacea' (ft. Rodrigo y Gabriele) eröffnen neue Dimensionen zwischen Thrash, Prog und irgendwie auch ein bisschen Ambient und dann kommt mit 'I Can´t Relax' und DANKO einer der besten Songs, die ich jemals gehört habe. Rock´n´Roll trifft auf Heavy Metal und verfluch mich nochmal: Das bockt so ungemein. Habe diesen Song drei Mal hintereinander weg gehört. Einfach der Oberflieger! Allein für dieses Lied verdient diese Scheibe die Höchstpunktzahl. Aber wir wollen mal auf dem Boden bleiben.
'Steroidhead' ist dann eine Kollaboration mit dem indischen Ausnahmegitarristen Kheshav Dar (SKYHARBOR). Dunkel, kalt und mit den Skalen aus einer anderen Welt geschmückt, ist es einfach nur schwer. Mir viel zu destruktiv nach dem vorangegangenen Stück. David Davidson von den neuenglischen REVOCATION shoutet dann bei 'Sociopaths' alles in Grund und Boden, wobei man nicht auf einen melodiösen Refrain verzichtet, der sich zwar ins Soundgeflecht einfügt, aber man hätte auch auf ihn verzichten können. 'Lycanthrope' ist nach 'I Can´t Relax' die beste Nummer und hat neben dem erneut performenden DANKO JONES einen weiteren, großen Sänger im Gepäck: Alexi Laiho (CHILDREN OF BODOM). Das Ding ist ein Heavy Metal Stück par excellence, jedoch springt der Funke nicht ganz über und entzündet einen Flächenbrand. Es folgen weitere Stücke, mit weiteren Features, die dann irgendwann ('Undertow') auch stilistisch dort ankommen, was der Laie gerne unter dem Sammelbegriff „Klassik“ kategorisiert.
Nachdem man mit einer Reprise von 'Inferno' das Album beendet, kann man nur sagen: Ein starkes Album, mit einem Mega Hit ('I Can´t Relax), epischen Momenten und meinem instrumentalen Favoriten 'Meat Hook' mit dem schwedischen Saxophonisten Jorgen Munkeby. Dies Stück ist ein Biest und bedient sich der kakophonischen Skalen des Free und Fusion Jazz. Erinnert an John Zorn und ist einfach nur Krach – jaaaa, bis er sich dann in Wohlgefallen auflöst und bei circa Minute 1:20 in ein harmonisches Duett von Holzbläser und Gitarre überleitet, welches durch infernalisches Gekreische der beiden Instrumente zurück in die Ausgangssituation führt.

Ich finde es ganz großartig. Aber, es fehlen mir dann doch zur höchsten Punktzahl doch mehr Momente wie die mit DANKO oder Monkeby. Der über 50 jährige Wahl-Japaner ist einer der besten Gitarristen der Welt und schreibt überragende Songs. Daher erwartet man von ihm mehr als von anderen. Vier Songs die ich als Überflieger betiteln will, drei die nennenswert sind und fünf die im Vergleich zu den anderen abfallen. Das ist mir doch zu wenig. Dabei ist das Jammern auf aller-aller-höchstem Niveau!!

Tracklist

01. Inferno
02. Resin
03. Wicked Panacea (feat. Rodrigo y Gabriela)
04. Steroidhead (feat. Keshav Dhar)
05. I Can't Relax (feat. Danko Jones)
06. Meat Hook (feat. Jørgen Munkeby)
07. Hyper Doom
08. Sociopaths (feat. David Davidson)
09. Lycanthrope (feat. Alexi Laiho & Danko Jones)
10. Undertow
11. Horrors (co-written by Jason Becker)
12. Inferno reprise

Autor

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Linc

Autoren Bio

Singer-Songwriter (LINC VAN JOHNSON & The Dusters) Singer (SUPERCHARGER) [DK] Vocal Coach seit 2011. Berufssänger/-musiker seit 2008. Studium Musik/Anglistik Bei ALLSCHOOLS seit 2006.