Plattenkritik

Mike Hale - Lives Like Mine

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Release Date: 01.01.2009
Datum Review: 01.05.2009

Mike Hale - Lives Like Mine

 

 

Wieder so ein schicksalsgebeutelter Zimmermann: Frau weg, Karre verkauft, Haus ebenfalls. Übrig lediglich Gitarre, gegerbte Stimmbänder und diese diffuse Lebens(sehn)sucht. Hört sich arg pathetisch an? So richtig nach verklärter life-on-the-road-Romantik? Mag sein. So lange dies jedoch solch klassisches Liedgut zur Folge hat, schauen wir gern darüber hinweg.

MIKE HALE ist kein Unbekannter. Im Gegenteil: Mit den damals famosen GUNMOLL sowie IN THE RED hat er seine Stimmbänder und Trinkgewohnheiten trainiert, den Konventionen wohl oft genug ein Schnippchen geschlagen. Und dem Hörer einige überdurchschnittliche beard-punk Hits beschert. "Lives Like Mine" zeugt in seiner klassisch-akutischen Machart von einem wesentlich nachdenklicheren MIKE HALE, der zwar einer Gewissen Traditionslinie folgt, im offensichtlichen Unterschied zu Punkkollegen wie CHUCK RAGAN, AUSTIN LUCAS oder TIM BARRY (AVAIL) jedoch Folk- und Americana-Tendenzen fast gänzlich ausklammert. Stücke wie der eröffnende Titelsong, 'Red Tide' oder 'Places Everyone' könnten ohne allzu schlechtes Gewissen auch als Akustik-Emo bezeichnet werden. Zurückhaltendes Picking, vorsichtige Stimme mit partieller weiblicher Begleitung und stringenter Songaufbau, dabei in den meisten Fällen die Pathos-Klippen gekonnt umschiffend. Lediglich 'Losing Ground' wirkt mit dezenter Pianobegleitung und arg gewollter Melodieführung ein wenig klebrig, 'All For That Working Hour' bügelt diesen kleinen Fauxpas in ähnlicher Machart allerdings überzeugend aus. Insgesamt beackert MIKE HALE das doch sehr begrenzte Singer-/Songerwriter-Feld mit überdurchschnittlich guten Ideen, langjähriger Erfahrung und immer wieder kleinen großartigen Momenten, welche die Stücke interessant und stimmig machen. Stücke, die auch über einen längeren Zeitraum bestand haben.

Das beste natürlich zum Schluss: MIKE HALE, der ohnehin bereits alles verkauft, verscherbelt und verschenkt hat, ist scheinbar wirklich der Gutmensch wider den entfesselten Turbokapitalimus, den wir hinter seinen Songs auch vermutet hätten. Das Album gibt es gratis. 7, 5 plus einen halben Bestechungspunkt ob der Großzügigkeit (Kollegen von MIKE HALE nannten es auch Wahnsinn…).

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Tracklist:

01: Lives Like Mine
02: Indigo Blues
03: When She Loved Me
04: Losing Ground
05: Red Tide
06: Your Heart Just May
07: Eager To Die
08: Making History Today
09: All For That Working Hour
10: If You Want To Know
11: Places Everyone
12: How To Walk Away

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René

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