Zwischen Storytelling und Konzert. NATHAN GRAY teilt sein Innerstes mit der Welt und veröffentlicht mit “Live in Wiesbaden/Iserlohn” das emotionalste (Live-)Album des Jahres 2019.
Der BOYSETSFIRE-Frontmann NATHAN GRAY war im vergangenen Jahr mit seinem ersten Soloalbum (bestehend aus bereits veröffentlichten Songs mit anderen Projekten und neuen, eigenen Songs) auf Tour. Dabei spielte der sympathische Sänger, der in der Vergangenheit nicht immer unumstritten war, u.a. ein Konzert in der Ringkirche Wiesbaden sowie drei Konzerte in der Deckenhöhle in Iserlohn. Je einen Live-Mitschnitt veröffentlicht der Sänger nun auf Doppel-CD und beiliegender DVD. Die emotionalste (Live-)Veröffentlichung des Jahres!
Dabei geht es nicht in erster Linie um die Musik von NATHAN GRAY, von BOYSETSFIRE, von THE CASTING oder dem NATHAN GRAY COLLECTIVE. Denn neben den Songs erzählt der Künstler eine Geschichte. Seine eigene. Eine Geschichte, die er offensichtlich viel zu lange mit sich herumgetragen hat. Die ihn gequält hat, die ihn fertig gemacht hat, die ihn noch immer sehr beschäftigt. Eine Geschichte, die berührt, die in keinster Weise aufgesetzt wirkt, obwohl er sie an mehreren Abenden erzählt. Diese Geschichte habe ich im Rahmen des Konzerts in Hamburg (ebenfalls Teil der Tour im letzten Jahr) bereits einmal gehört. Doch auch beim zweiten, dritten oder vierten Hören berührt die Geschichte von NATHAN GRAY nicht weniger als beim ersten Mal. Vielmehr wird der Kloß im Hals größer und größer. Der Großteil von GRAYs Aussagen lässt einen mit feuchten Augen und einem leichten Kopfnicken zurück. GRAY spricht von sexuellem Missbrauch, den er in seiner Kindheit erfahren hat. Davon, dass viel zu viele Menschen sich selbst unter Druck setzen keine Schwäche zu zeigen. Insbesondere Männer seien davon betroffen. Wir leben - noch immer - in einer Welt, in der Männer sich für ihre Tränen schämen. Ein Irrsinn! GRAY macht deutlich, dass es wichtig ist die eigenen Emotionen und auch Tränen zuzulassen sowie über die eigenen Gefühle zu reden. Insbesondere bei Erfahrungen mit sexuellem Missbrauch, aber auch im Allgemeinen. Bei Problemen, Ängsten oder Unsicherheiten. Zudem solle man in seiner begrenzten Zeit auf dieser Welt toxische Beziehungen beenden und sich nur mit Menschen umgeben, die gut tun, die einem etwas geben, denen man vertrauen kann.
Musikalisch präsentiert NATHAN GRAY die verschiedenen Stationen seines musikalischen Schaffens. Er spielt Songs von seiner aktuellen Platte “Feral Hymns”. Wie beispielsweise “Echoes”, das er zwischenzeitlich abbrechen muss, da er es emotional nicht fertig bringt den Song in einem Stück zu spielen. Und das ist okay! GRAY spielt zudem Songs von THE CASTING OUT und dem NATHAN GRAY COLLECTIVE und natürlich auch von BOYSETSFIRE, so wie “Fall From Grace” oder “Across Five Years”.
Der Sänger ist stimmlich in bestechender Form. Ab und zu entsteht bei ihm ein großer Kloß im Hals und Tränen sind in den Augenwinkeln zu entdecken. Es braucht nicht viel Verständnis, um zu erkennen, dass NATHAN GRAY der Schritt diese Konzerte zu spielen nicht leicht gefallen ist. Umso wichtiger waren und sind die Auftritte mit Sicherheit, um das Erlebte zu verarbeiten. Sein Leid mit der Welt zu teilen und es nach Jahren und Jahrzehnten nicht mehr zu verstecken, dürfte eine Erlösung für den Sänger gewesen sein.
Im März ist NATHAN GRAY erneut solo auf Tour:
04.03.19 Wiesbaden @ Schlachthof
05.03.19 Belgien - Aarschot @ Gasthuiskapel
06.03.19 UK - Leeds @ Key Club
07.03.19 UK - London @ St. Pancras Old Church
08.03.19 Niederlande - Haarlem @ Patronaat
09.03.19 Hamburg @ Gruenspan
10.03.19 Leipzig @ UT Connewitz
11.03.19 Berlin @ Frannz
12.03.19 Hannover @ MusikZentrum
13.03.19 Nürnberg @ Z-Bau
14.03.19 München @ Kranhalle
15.03.19 Schweiz - Langenthal @ Old Capitol
16.03.19 Stuttgart @ club CANN
17.03.19 Bochum @ Christuskirche