Plattenkritik

Naam - Vow

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Release Date: 07.06.2013
Datum Review: 31.05.2013

Naam - Vow

 

 

Wer nachts nicht schlafen kann und lieber mit der Heugabel im nebeligen Moor rumstochert, bitte schön. Solange „Vow“ bei den nächtlichen Bettfluchten den Kopfhörer schmückt, jedem das seine.


So richtig gemütlich wird es auf dem zweiten Longplayer der Band aus Brooklyn nicht – aber dafür haben sich Frontmann Ryan Lee Lugar und seine Retro-Psychedelic-Kumpanen John Weingarten, Eli Pizzuto und John Preston Bundy schließlich auch jahrelang nicht rasiert. So schaffen es vereinzelte Beiträge von „Vow“, sich durch Fuzz, schwere Doom-Splitter und Effektgewitter en masse den Weg Richtung Oberfläche zu bahnen. Der Titelsong hält als Gegenspieler kreisende Synthesizer und Höhlengesänge bereit, anschließend verweilt „In & Thru“ verstörend und blechern, um den Landeanflug bloß nicht zu verpassen. NAAM sind wie ihre Bärte: Undurchsichtig und kraus, aber dennoch natürlich und pflegebedürftig. „On The Hour“ wabert vorsichtig los, dann verschlägt es die New Yorker in die rockenden Gefilde der Siebziger. Hier fühlt sich auch das in Zeitlupe umher schleichende „Skyscraper“ wohl – wenn auch nicht heimisch. Düster bis verdrogt klingen die Momente, die das Gerüst von „Vow“ bilden – und man muss nach ihnen suchen. „Midnight Glow“ gibt sich schnell geschlagen und mit seinem angezerrten Gesang und progressiven Riffs als Spielkamerad zu erkennen. Für gegebene Verhältnisse ist auch „Pardoned Pleasure“ gut bestückt: Hier klingt eher die stimmige Moderne durch, als das um jeden Preis im schwarzen Sand gegraben wird.

Die richtige Wahl für einen leichten Gute-Nacht-Snack sind NAAM allerdings zu keinem Zeitpunkt – besonders nicht, wenn sich „Beyond“ über acht Minuten zwischen BLACK SABBATH und dem Sound der THE BLACK ANGELS trollt. Hier tanzt die Psychedelic-Rockformation auf vielen Hochzeiten auf einmal: Rollende Drumwirbel halten Stimmen und Keyboards in Schacht, während später wieder alle Hände zum Gebet gefaltet werden. In manchen Momenten fehlt es „Vow“ trotzdem an der Bestimmtheit und dem Ausdruck der Songs, obwohl NAAM ein ausgewogenes, facetten- und ideenreiches Album abliefern.
Wer den eigenen Schalter für die Aufnahmefähigkeit der zwölf Songs noch nicht gefunden hat, kann jederzeit und auf eigene Gefahr z.B. auf bewusstseinserweiternde Substanzen zurückgreifen. So dürften sich NAAM wie der Moorspaziergang bei Vollmond entfalten.


Ttrackliste:

01. A Call
02. Vow
03. In & Thru
04. Pardoned Pleasure
05. Laid To Rest
06. Brightest Sight
07. Of The Hour
08. Skyscrapper
09. Midnight Glow
10. Beyond
12. Adagio

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Moppi

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Alt, langweilig, tierlieb.