Plattenkritik

PARKWAY DRIVE - Viva The Underdogs

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Info

Release Date: 27.03.2020
Datum Review: 01.04.2020
Format: CD Digital

Tracklist

 

01. Prey (Live at Wacken)
02. Carrion (Live at Wacken)
03. Karma (Live at Wacken)
04. The Void (Live at Wacken)
05. Idols And Anchors (Live at Wacken)
06. Dedicated (Live at Wacken)
07. Absolute Power (Live at Wacken)
08. Wild Eyes (Live at Wacken)
09. Chronos (Live at Wacken)
10. Crushed (Live at Wacken)
11. Bottom Feeder (Live at Wacken)
12. Würgegriff
13. Die Leere
14. Schattenboxen (featuring Casper)

Band Mitglieder

 

Winston McCall – vocals
Jeff Ling – lead guitar
Luke "Pig" Kilpatrick – rhythm guitar
Ben "Gaz" Gordon – drums
Jia "Pie" O'Connor – bass

PARKWAY DRIVE - Viva The Underdogs

 

 

Angesichts unzähliger Konzertabsagen oder Verschiebungen und einem Festivalsommer, der nach wie vor in der Schwebe hängt, ist es tatsächlich ein etwas merkwürdiges Gefühl, über einen Live-Mitschnitt zu berichten. Andererseits ist das Timing aber vielleicht auch grade jetzt perfekt dafür und so bringen uns PARKWAY DRIVE mit dem Begleitalbum zur demnächst erscheinenden Band-Doku "Viva The Underdogs" ein wenig Konzertatmosphäre ins heimische Wohnzimmer.

 

Die australischen Sunnyboys haben in den 17 Jahren seit ihrer Gründung eine beispiellose Karriere hingelegt und sich vom kleinsten Schuppen bis auf die größten Festivalbühnen der Welt hochgespielt. Und auch wenn die Öffnung des Sounds weg von reinem Metalcore und hin zu teils deutlich eingängigerem Songmaterial sowie der damit verbundene Charterfolg nicht jedem schmecken mag; die harte Arbeit, die DIY-Attitüde, das unermüdliche Touren und die trotz des enormen Erfolges weiterhin bestehende Bodenständigkeit der Jungs muss man einfach respektieren.

 

 

Wie schon für so manch andere Band zuvor war eine Headliner-Position auf dem Wacken Open Air für PARKWAY DRIVE der bisherige Karrierehöhepunkt, weshalb es auch nicht verwunderlich ist, dass eben jener Auftritt von der 2019er Ausgabe des Festivals Dreh- und Angelpunkt des Live-Albums ist. Die elf Stücke des Wacken-Gigs konzentrieren sich dabei erwartungsgemäßg primär auf das Material der letzten beiden Alben und die aktuelle Entwicklungsphase der Band, während "Horizons", "Deep Blue" und "Atlas" gemeinsam mit insgesamt vier Tracks bedacht werden und das Debüt (vermutlich zum Verdruss einiger Altfans) komplett außen vorgelassen wird. Nummern wie "Carrion", "Idols & Anchors" und der Überhit "Wild Eyes" fügen sich allerdings auch sehr gut in das neuere Material ein und auf eine Abrissbirne wie "Karma" darf man einfach nicht verzichten.

 

Am Live-Mitschnitt selbst gibt es nichts zu meckern, der Sound ist druckvoll und transparent, vertuscht aber auch kleinere Spielfehler nicht oder wenn Winston hier und da mal ganz kurz die Puste ausgeht. Das Publikum geht selbstverständlich steil, ist aber in einer für Festivalverhältnisse glaubwürdigen Lautstärke aufgenommen worden. Die Leads von "Wild Eyes" werden von den Fans natürlich traditionell aus voller Kehle mitgesungen und wer glaubt, dass hier vielleicht doch etwas am Pegel gedreht wurde, der war vermutlich noch nie auf einem Konzert der Australier. PARKWAY DRIVE jedenfalls sind eine der fleissigsten und für die Dauer ihrer Karriere wohl auch erfahrensten Live-Bands des Planeten und wie immer hoch motiviert, Winston McCalls Freude und Begeisterung angesichts der frenetischen Publikumsreaktionen wirkt absolut glaubwürdig.

 

 

Noch schöner wäre das ganze natürlich als richtiger Konzertfilm, das entsprechende Bildmaterial wird aber vermutlich zu großen Teilen in der Doku zu sehen sein. Fraglich ist allerdings schon, warum man für das vorliegende Album nicht gleich den ganzen Wacken-Gig verwendet hat, umfasste dieser doch immerhin ganze 16 Stücke, von denen hier aber nur elf zu hören sind. Überfüllt ist das Album mit insgesamt 14 Stücken, drei davon Bonustracks, jedenfalls nicht; Doppelalben sollen in solchen Fällen ja möglich sein.

 

Jene Bonustacks wiederum haben ihren ganz eigenen Charme, könnten aber je nach Sichtweise auch als überflüssig abgetan werden. Statt komplett unbekanntem Material gibt es nämich drei deutschsprachige Versionen bereits bekannter Tracks und so wie BAD RELIGION seinerzeit mit "Punk Rock Song" verbeugen sich auch die Australier hier vor ihren deutschen Fans. Es handelt sich hier wohlbemerkt nicht um Exklusivtitel der deutschen Version, was noch mal eine zusätzliche Ehrung für das hiesige Publikum bedeutet. Seinen australischen Akzent kann Winston natürlich nicht ganz verhehlen, weshalb die Aktion hier und da natürlich etwas zum Schmunzeln anregt. Von den drei Nummern "Würgegriff (Vice Grip)", "Die Leere (The Void)" und "Schattenboxen (Shadowboxing)", die PARKWAY DRIVE mit der Unterstützung ihres Kumpels CASPER übersetzt haben, sticht letztere wohl am stärksten heraus, darf der Rapper doch hier mit einer eigenen Strophe glänzen.

 

Insgesamt ist "Viva The Underdogs" trotz kleinerer Schwächen bei der Songauswahl eine coole Dreingabe für Fans und ein starkes Live-Dokument obendrein. Da Kinos aktuell ja leider wie auch Konzerte und Festivals keine Option sind, wird die Premiere des zugehörigen Films übrigens einmalig und kostenfrei über das Internet zu sehen sein. Am Samstag, 4. April 2020, um 23:00 Uhr MEZ wird "Viva The Underdogs" via YouTube übertragen.

 

 

 

Autor

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Hans

Autoren Bio

Meine großen Leidenschaften: Literatur und laute Musik. Plattenkritiken liegen nahe.