Plattenkritik

REFUSED - War Music

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Info

Release Date: 18.10.2019
Datum Review: 17.10.2019
Format: CD Vinyl Digital

Tracklist

 

1. Rev001
2. Violent Reaction
3. I Wanna Watch The World Burn
4. Blood Red
5. Malfire
6. Turn The Cross
7. Damaged III
8. Death In Vännäs
9. The Infamous Left
10. Economy Of Death

Band Mitglieder

 

Dennis Lyxzén — lead vocals
David Sandström — drums
Kristofer Steen — guitars
Magnus Flagge — bass
Mattias Bärjed — guitar

REFUSED - War Music

 

 

Es sind zwar schon wieder vier Jahre ins Land gezogen, seit sich REFUSED mit ihrem großartigen Reunion-Album "Freedom" entgültig aus dem Dornröschenschlaf zurück gemeldet haben, faul waren die Schweden indes aber nicht. Die Band hat immer wieder fleißig ihre Bühnenqualitäten unter Beweis gestellt und 2018 bereits die EP "Servants Of Death" veröffentlicht, besonders aktuell sind Dennis Lyxzén und seine Genossen aber umtriebig wie eh und je. Bereits im Juli wurde bekannt, dass REFUSED aktiv am Soudtrack für das heiß erwartete Videospiel CYBERPUNK 2077 des polnischen Entwicklerstudios CD Projekt Red mitwirken und im Universum des Spiels die Rolle der fiktiven Punkband SAMURAI übernehmen werden. Einen ersten Vorgeschmack auf diese Zusammenarbeit gab es bereits mit den Songs "Chippin' In" und "Never Fade Away". Nun steht aber mit "War Music" erst mal ganz im Hier und Jetzt das neue Studioalbum unter eigener Flagge in den Startlöchern.

 

Inhaltlich folgt man natürlich weiterhin bekannten Konzepten und genügend Zündstoff bietet das aktuelle Weltgeschehen für eine politische Band wie REFUSED ja allemal, weshalb sich Dennis Lyxzén auch kaum um ausreichende Steilvorlagen bemühen muss. Und so hagelt es in den wie üblich zwischen kämpferischen Parolen und scharfsinniger Protestlyrik schwankenden Texten wieder Kapitalismuskritik und Aufforderungen zum Widerstand en masse. Man beschäftigt sich aber auch mit Themen wie persönlicher Identität ("Damaged III", "Death In Vännäs") und wirft einen (natürlich) kritischen Blick auf den Umgang des Westens mit der Flüchtlingskrise ("Malfire").

 

 

Musikalisch hatten REFUSED bereits auf "Freedom" bewiesen, dass sie sich keinesfalls auf den Lorbeeren ihres 98er Überalbums "The Shape Of Punk To Come" ausruhen wollen und das Kunststück vollbracht, sich stilistisch weiterzuentwickeln, ohne auch nur einen Funken der eigenen Identität einzubüßen. Stillstand tötet und so setzen die Umeå-Boys diesen Trend konsequent weiter fort. Eröffnet wird das Album mit einer in Chanson gepackten Aufforderung zur Revolution, bevor sich "REV001" in einen Banger verwandelt, der auch RAGE AGAINST THE MACHINE gut zu Gesicht gestanden hätte. "Violent Reaction" schwankt zwischen coolem Rock und gezielten Hardcore-Eruptionen, inklusive Breakdown und an AGNOSTIC FRONT erinnernden Gangshouts am Ende.

 

"I Wanna Watch The World Burn" dagegen hätte in seiner rockigen Lässigkeit auch glatt von Dennis Lyxzéns Ex-Band THE (INTERNATIONAL) NOISE CONSPIRACY stammen können, minus den Vintage-Faktor. Auch "Malfire" sticht mit seiner Mischung aus staubigem Western-Charme und sattem Stakkato hervor, während Nummern wie "Turn The Cross", "Damaged III" und "The Infamous Left" ziemlich direkt und aggressiv nach vorne gehen. Auch wenn REFUSED sich 2019 generell recht tanzbar präsentieren, so scheinen die Hardcore- und Punk-Wurzeln doch ständig durch und lassen sich durch Lyxzéns charakteristische Screams auch gar nicht verleugnen. Denn bei aller Lässigkeit brodelt es stets unter der Oberfläche, REFUSED lassen diese Wut aber sehr gezielt überkochen, Aggro-Dauerfeuer war ohnehin nie ihre Art. Das die musikalische Vielseitigkeit der Band auch in die andere Richtung, also weg von poppigen und rockigen Sounds funktioniert, beweist zum Abschluss "Economy Of Death", welches mit seinem SLAYEResquen Hauptriff schon fast thrashig daher kommt.

 

Was soll man noch sagen, REFUSED lassen sich trotz eines sehr distinktiven Sounds stilistisch nicht festnageln und probieren sich immer wieder aus, ohne dabei aber Langzeit-Fans vor den Kopf zu stoßen. Dieser Spagat gelingt bekanntlich nicht vielen Bands und so bleiben die Schweden auch über 20 Jahre nach ihrem großen Meilenstein musikalisch relevant und zeitgemäß, inhaltlich sowieso. REFUSED are still not fucking dead!

 

Autor

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Hans

Autoren Bio

Meine großen Leidenschaften: Literatur und laute Musik. Plattenkritiken liegen nahe.