Plattenkritik

STRUNG OUT - Songs Of Armor And Devotion

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Info

Release Date: 09.08.2019
Datum Review: 07.09.2019
Format: CD Vinyl Digital

Tracklist

 

01. Rebels and Saints
02. Daggers
03. Ulysses
04. Under the Western Sky
05. Monuments
06. White Girls
07. Demons
08. Hammer Down
09. Disappearing City
10. Politics of Sleep
11. Diamonds and Gold
12. Strange Notes
13. Bloody Knuckles

Band Mitglieder

 

Jason Cruz – Vocals
Jake Kiley – Gitarre
Rob Ramos – Gitarre
Chris Aiken – Bass
RJ Shankle – Drums

STRUNG OUT - Songs Of Armor And Devotion

 

 

Zeitmaschine? Wurmloch? Tiefkühler? Wie auch immer STRUNG OUT das anstellen, aber ihr neues Album klingt gleichzeitig so frisch und nach „damals“, dass einem das nicht im Ansatz paradox vorkommt.

Beim ersten Durchgang des neuen Albums der alten Helden schaut man des Öfteren verwundert auf den Kalender: Ist jetzt 2019 oder doch noch ’98? Denn „Songs Of Armor & Devotion“ klingt durchweg nach den allerbesten Zeiten des Melodycore. Allein das Anfangstriple aus “Rebels and Saints”, “Daggers” und „Ulysses“ vereint genügend Sonnenmelodien und galoppierendes Schlagzeug, um damit mindestens anderthalb Fat-Wreck-Sampler zu füllen. STRUNG OUT konnten das schon immer und gehörten ja auch zu den ersten Bands auf dem legendären Label von Fat Mike, hatten dabei aber auch immer eine gewisse Ausnahmestellung. Denn hypermelodischen Melodycore mit leicht düsterer Note und ordentlich Metal-Schlagseite samt Gniedelgitarren macht sonst so eben keiner (höchstens noch A WILHELM SCREAM, abzüglich düsterer Note). Und schon gar nicht so unverschämt gut und stimmig, dass man gar nicht erst auf die Idee kommt, diese Mischung seltsam zu finden. 30 Jahre (!) und neun Alben treiben die Südkalifornier das nun schon so. Auf das ‘98er Meisterwerk „Twisted By Design“ folgten noch weitere fünf Alben, die zwar nicht mehr ganz so mitreißend, aber auch nie wirklich schlecht waren. Mit „Songs Of Armor & Devotion“ schließen STRUNG OUT nun aber nahtlos an ihre absoluten Glanzzeiten an. Man höre nur das unverschämt eingängige „Ulysses“: Beinahe prototypisch vereint dieser Ohrwurm alles, was die Band ausmacht und wird so zum absoluten Highlight. Wirklich schwache Momente sind auch nur selten auszumachen. „Monuments“ und „White Girls“ wirken etwas uninspiriert, „Demons“ kann sich zwischen düsterer Strophe und super sonnigem Chorus nicht entscheiden und klingt dadurch etwas schizophren. Da sich diese drei Songs in der Mitte befinden und so von starken bis überragenden Hits eingerahmt werden, kann man diesen Umstand auch wohlwollend als spannungsfördernd beschreiben. Zurück zu den Glanzlichtern. „Rebels And Saints“ zieht direkt zu Beginn alle Register und lässt mit tänzelndem Basslauf und ordentlich Druck vom Schlagzeug schon wenig Zweifel, der wohlig-melancholische Refrain samt unverkennbarem Organ von Jason Cruz bringen dann die Gewissheit: STRUNG OUT können es noch immer. Und wie stark ihr Songwriting inzwischen ist, beweist auch „Under The Western Sky“: Mit Fuß vom Gas und düsterer Stimmung erinnert der Song an „Exile On Oblivion“-Zeiten, der kurze, melodische Zwischensprint rettet den Song aber über die Grenze zwischen naja und gelungen. „Strange Notes“ auf der anderen Seite lässt dann alle Hemmungen fallen und überschlägt sich vor lauter Highspeed-Drumming, Stop&Go und wilden Solos mehrfach, landet aber wieder auf den Reifen und düst auf Nostalgiemelodien in Richtung Sonnenuntergang am Horizont. Dort wartet dann schon „Bloody Knuckles“, um das Album nachdenklich zu beschließen.

Grundsätzlich haben STRUNG OUT ihre stärksten Momente immer noch dann, wenn sie das Tempo maximal anziehen und so einen angenehmen Kontrast zu ihrem unverkennbaren Melodiegespür zu bilden. Da sie das zu gefühlt dreiviertel der Spielzeit so zelebrieren, reiht sich „Songs Of Armor And Devotion“ auf Anhieb ziemlich weit oben in der Diskografie ein.

Autor

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Daniel

Autoren Bio

Musikverliebt und reisefreudig, meistens nett und umgänglich, mit einer Gefühlspalette von "Live your heart and never follow" über "Hold Fast Hope" zu "I want to smash my face into that god damn radio / It may seem strange but these urges come and go"