Plattenkritik

THE DEATHTRIP - Demon Solar Totem

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Info

Release Date: 15.11.2019
Datum Review: 14.11.2019
Format: CD Digital

Tracklist

 

1. Demon Solar Totem
2. Angel Fossils
3. Enter Spectral Realms
4. Surrender To A Higher Power
5. Vintage Telepathy
6. Abraxas Mirrors
7. Awaiting A New Maker

Band Mitglieder

 

Kvohst - Gesang
Host - Gitarre
Storm - Schlagzeug
Mork - Bass

THE DEATHTRIP - Demon Solar Totem

 

 

Passend zum ungemütlichen Wetter kommt das britisch-norwegische All-Star-Gespann THE DEATHTRIP mit seinem zweiten Album "Demon Solar Totem" in den Herbst gekracht. In guter Schwarztee-Tradition hat sich das Bandkarussel etwas gedreht und so hat für Aldrahn (THORNS) inzwischen Tausendsassa Kvohst (u. a. Ex-DODHEIMSGARD/CODE/HEXVESSEL) den Posten des Chef-Beschwörers übernommen, während Gitarrist Paul "Host" Groundwell (Thine) weiterhin das musikalische Szepter in den Händen hält. Vervollständigt wird die Truppe durch Drummer Dan "Storm" Mullins (Ex-MY DYING BRIDE) und Thomas "Mork" Eriksen (MORK) am Bass.

 

Da mir die Band abseits der anderen Projekte ihrer Protagonisten und auch das Debüt "Deep Drone Master" bisher nicht bekannt waren, ging ich vollkommen unbedarft an die Sache heran. Die Beschreibung im Promowisch, nach der die Gruppe u. a. in der Tradition alter DARKTHRONE und BEHERIT stehe, sorgte allerdings schon für etwas Stirnrunzeln. Ich gebe es gerne zu, der Elektrorasierer-Sound der Frühwerke Ersterer und das unsägliche Gerumpel Letzterer haben mich nie besonders in Ekstase versetzt, auch wenn deren Frühwerke ja gemeinhin als Klassiker gelten. Mit den ebenfalls genannten THORNS kann ich zwar schon mehr anfangen, dennoch ist der Beipackzettel etwas irreführend.

 

Keine Frage, THE DEATHTRIP klingen definitiv nach alter skandinavischer Schule, setzen aber weniger auf kalte Raserei und primitives Gekloppe, sondern eher auf sinistre Atmosphäre und majestätisches Midtempo. Zudem kann auch die zugegeben ziemlich minimalistische Produktion nicht darüber hinwegtäuschen, dass hier geballte musikalische Erfahrung am Werk ist, die bei den damaligen Vorreitern der zweiten Welle größtenteils schlicht nicht gegeben war. Neben dem für Black Metal typischen Kreischen und Knurren setzt Kvohst zudem über weite Strecken auf mal entrückten, mal beschwörerischen Klargesang, der ihn tatsächlich oft wie einen dämonischen Schamanen wirken lässt. Die Bandbreite seiner Darbietung erinnert ein wenig an MAYHEMs Attila, auch wenn Kvohst nicht ganz so sehr ins Extreme geht, und auch sonst bewegt sich "Demon Solar Totem" tendenziell näher an "De Mysteriis Dom Sathanas" denn an "Transilvanian Hunger" und "Drawing Down The Moon".

 

Dazu entlockt Host seinem Instrument neben schwarzmetallischem Tremolo einige stockfinstere Leads. Die schaurig dissonanten Melodien im doomig schleppenden "Awaiting A New Maker" etwa lassen in Verbindung mit Kvohsts Gesang eine unwirkliche Atmosphäre entstehen, bei der es einem eiskalt den Rücken herunterläuft. Beim treibenden "Surrender To A Higher Power" wiederum übt man den schwedischen Galopp in Verbindung mit schneidenden Riffs, die entsprechend Querverweise zu Bands wie DISSECTION und NECROPHOBIC auf den Plan rufen. Das erhabene "Vintage Telepathy" zeigt dann was passiert, wenn man BATHORY (zu "Hammerheart"-Zeiten) mit englischem Okkultismus kreuzt und Aleister Crowley nach Asa Bay reitet. Genannte Variationen und Merkmale ziehen sich so durch alle sieben Songs des Albums, von denen mit "Angel Fossils" übrigens nur einer die 5-Minuten-Marke unterschreitet. Grade beim achtminütigen Titeltrack und beim neunminütigen "Awaiting A New Maker", welche das Album eröffnen und beenden, haben THE DEATHTRIP der unheilschwangeren Stimmung ordentlich Raum zur Entfaltung gegeben.

 

Die einzelnen Zutaten sind natürlich hinreichend bekannt und die dünne Produktion wirkt eher aufgesetzt als authentisch, Innovation ist hier aber auch nicht das Ziel. Insgesamt merkt man, dass hier ein paar erfahrene Musiker mit Leidenschaft für die dargebotene Musik und einem klaren Konzept am Werk sind, welches sie von vorne bis hinten konsequent durchziehen. THE DEATHTRIP werden zwar keine genrefremden Hörer konvertieren, wer traditionellem Black Metal der atmosphärischen Sorte etwas abgewinnen kann, wird hier aber ein kleines Jahres-Highlight vorfinden und sollte unbedingt ein Ohr riskieren.

 

 

 

Autor

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Hans

Autoren Bio

Meine großen Leidenschaften: Literatur und laute Musik. Plattenkritiken liegen nahe.