Plattenkritik

THRICE - Palms

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Info

Release Date: 14.09.2018
Datum Review: 27.09.2018
Format: CD Vinyl Digital

Tracklist

 

1) Only Us
2) The Grey
3) The Dark
4) Just Breathe
5) Everything Belongs
6) My Soul
7) A Branch In The River
8) Hold Up A Light
9) Blood On Blood
10) Beyond The Pines

Band Mitglieder

 

Dustin Kensrue - voc, git
Teppei Teranishi - git, voc, keys
Eddie Breckenridge - bass, voc
Riley Breckenridge - drum

THRICE - Palms

 

 

Bei mir persönlich schwingt sie immer mit, die Angst, dass THRICE mit ihrem neuen Output nicht an das vorangegangene Material anknüpfen können. Zu groß ist die Zuneigung zu Alben wie “The Artist in the Ambulance”, “Vheissu” oder “Major/Minor”. Als die Post-Hardcore-Band (die heute keinen Post-Hardcore mehr spielt) vor zwei Jahren ihr Album “To Be Everywhere Is to Be Nowhere” ankündigten, war ich skeptisch. Doch bereits mit “Blood on the Sand”, der damaligen ersten Auskopplung, wurden alle Zweifel beseitigt.

Zwei Jahre später nun also “Palms” und ein Vorab-Track, “The Grey”, der mich weniger von den Socken gehauen hat als vor zwei Jahren “Blood on the Sand”. Die zehn Songs auf “Palms” beweisen aber, dass THRICE noch einiges zu sagen haben. Nicht beim ersten Hören, aber nach mehreren Durchläufen entwickelt sich die Platte zu einem facettenreichen Schaulaufen einer Rockband, die im kommenden Jahr ihr 20-jähriges Jubiläum feiern darf.

“Only Us” und “The Grey” leiten das gut vierzig Minuten lange Album ein. “The Grey” ist sperrig und doch melodisch, braucht aber einige Anläufe um hängen zu bleiben. Das anschließende “The Dark” wartet mit weniger Tempo und einer simplen aber starken Message auf:

“You’re always telling me I'm not
You’re always telling me I'm not, not enough
But I’m enough”

Zudem beinhaltet der Track am Ende einen Chor aus über 1000 Audioaufnahmen von Fans der Band. Beeindruckend!

“Palms” macht deutlich, dass Kensrues Stimme immer dann am besten in Szene gesetzt wird, wenn das Instrumentale zurückgehalten wird. Beispiele dafür sind “Everything Belongs” oder “My Soul”. Diese ruhigeren Rocknummern auf der Platte stehen der Band unheimlich gut zu Gesicht, auch wenn sich Fans der ersten Stunde damit wahrscheinlich eher weniger identifizieren können. Mit “The Grey”, “A Branch In The River” und “Hold Up A Light” bedienen THRICE wohl noch am ehesten Liebhaber der früheren Tage. Auch auf “To Be Everywhere Is to Be Nowhere” war die Entwicklung “weniger Post-Hardcore, mehr Rock” schon zu erkennen. Aber warum auch nicht? Wäre auch langweilig, wenn eine Band 20 Jahre das Gleiche macht. Zumal, wenn es wie THRICE, in dieser bestechenden musikalischen Qualität geschieht.

“Palms” ist weder über- noch unterproduziert und ist mit Sicherheit eine der facettenreichsten Platten der Bandgeschichte. Zudem haben THRICE mit “Beyond The Pines”, dem abschließenden Song von “Palms”, eventuell ihren schönsten Song der Bandhistorie geschrieben. Wie Kensrue verriet, angelehnt an das Gedicht “A Great Wagon” von Rumi beschäftigt sich das Lied mit den Vorstellungen von “richtig” und “falsch” und beschreibt sich auf einem Feld oder an einem versteckten Ort zu treffen. Ein Feld oder ein Ort, an dem die Vorstellungen von “richtig” und “falsch” keine Rolle spielen.

“Far beyond those walls, gleaming black and white
Further than our false schemes of wrong and right
Is a field where we can walk
Leaving all our names behind

I will meet you there, beyond the pines
Templed in twilight or dawn
The light and easy air
Tracing the lines on our palms”

Das zehnte Studioalbum “Palms” von THRICE bietet dem Hörer Vielerlei. Rockmusik, die nach vorne geht, Rockmusik, die sich zurücknimmt, Rockmusik, die ergreifend ist, Rockmusik, die Hoffnung gibt. Über allem steht die Stimme von Dustin Kensrue und das Gefühl der Vertrautheit zwischen den Bandmitgliedern, die seit den Anfangstagen der Band zusammen spielen.

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Peter

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