Plattenkritik

Underneath The Gun - Forfeit Misfortune

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Release Date: 27.03.2009
Datum Review: 09.02.2009

Underneath The Gun - Forfeit Misfortune

 

 

„Reflection of the Commonwealth“ und mir stehen die Haare zu Berge. Also ich finde das grandios: Diese immer wiederkehrende, nahezu zärtliche Gitarrenmelodie in einem eher wenig balladesk erscheinenden Song und dann auch noch der Breakdown am Ende – das Tempi wird wieder angezogen und wieder fallen gelassen, wie eine Masche beim Stricken. Wobei aber das Thema des Songs nie fallen gelassen wird und obwohl man sich einem regelrechten Quilt an musikalischen Schmankerln gegenüber sieht, verliert sich das tongewaltige Kunstwerk nicht in einem einzelnen Mosaik. Unglaublich, wenn man sich die Bilder der Band ansieht, die so aussehen, als kämen sie gerade aus einem Surfer- bzw. Klamottenkatalog gekrochen.

UNDERNEATH THE GUN – und sie feuern wahrhaft aus allen Rohren und lassen mich regelrecht euphorisch im Sessel zurück. Ein Gewitter aus Deathgranaten, ein Ritt auf hektischen Riffings (wobei ich positiv vermerken muss, dass UTG auch mal einen Ton liegen lassen können, wie in „Pentinence“ und nicht nur 30.000 Akkorde in 2 Minuten durch-nudeln), ein Flug auf fesselnden Harmonien und doch fühlt man sich durch das Drumming und den äußerst abwechslungsreichen Schreigesang wie auf einem wilden Stier, inmitten eines texanischen Rodeos.

Ebenfalls hervorheben muss ich die Tatsache, dass UNDERNEATH THE GUN keine melodiösen Vocals einsetzen und dennoch immer wieder einen gelungenen Brückenschlag zwischen Melodie und Härte verbuchen können; hier wird kein 3 Ton-Nölgesang eingesetzt um facettenreich zu wirken. Besteht auch kein Bedarf, der Fünfer klingt auch so alles andere als langweilig. Geschickt bedient das Quintett aus meiner Sicht viele Elemente der modernen Hard´n´Heavy Musik – JOB FOR A COWBOY, SUICIDE SILENCE, EMBRACED BY HATRED, aber auch AT THE GATES, BENEATH THE REMAINS, UNDEROATH („Rising Words“) - mit denen man nicht nur musikalische Vorlieben zu teilen scheint- und ein klein bisschen THE CROWN. Der dilettantische Versuch ein paar Bandnamen zu finden, die in etwa dieses Feuerwerk aus Riffs und Rythmen, im Ansatz, beschreiben, mag mir verziehen werden, aber ich bin der Auffassung, dass hier das Beste von „alt“ und „neu“ zusammengeflickt wurde. Vom brutalen „Shawshank Absolution“ bis hin zum überwältigenden „Crescendo“, dessen Anfang mich angenehm an MISERY SIGNALS „Echoes (Blessing Or Curse)“ erinnert, findet „Forfeit Misfortunes“ ein Ende, dass einen wie ein Laster überfährt und ich frage mich: „Wow, das war´s schon?“ - das Ding würde ich mir auf jeden Fall zulegen, wenn man sich über abwechslungsreiche Musik mit Schreigesang begeistern kann und schon eine gewisse Affinität zum Schwermetall hat. Ganz großes Kino, das erste Mal seit Jahren, dass mich ein Album so umgerissen hat!


Tracklist

1. Cutting Ties, Breathing Lies
2. Reflection of the Commonwealth
3. Looking Deep in Shallow Water
4. Pentinence
5. A Sharp Definition of Dull
6. Shawshank Absolution
7. No Place for Pardon
8. Crescendo
9. Rising Words
10. Breathing New Lungs

Autor

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Linc

Autoren Bio

Singer-Songwriter (LINC VAN JOHNSON & The Dusters) Singer (SUPERCHARGER) [DK] Vocal Coach seit 2011. Berufssänger/-musiker seit 2008. Studium Musik/Anglistik Bei ALLSCHOOLS seit 2006.