03.01.2014: The Haverbrook Disaster, A Traitor Like Judas, Vitja, Sharptongue, Guidelines - Bruchsal - Fabrik

03.01.2014
 

 


Nach sehr langer Zeit mal wieder eine Hardcore Show in Bruchsal in der Fabrik, auch mal ganz angenehm, wenn man in 2 Minuten von zuhause aus am Ort des Geschehens eingetroffen ist.
THE HAVERBROOK DISASTER hatten gerufen um Ihnen an diesem Abend die letzte Ehre zu erweisen, und das Hardcore Volk folgte diesem Aufruf zahlreich
Wie das Leben so spielt, der Eine geht, der Andere kommt, so hatten GUIDELINES aus Karlsruhe an diesem Abend ihren ersten Auftritt überhaupt. Passenderweise erschien an diesem Tag auch ihre erste EP „II“ auf acuity.music. Schon erstaunlich, noch keinen Auftritt absolviert, aber schon die erste EP veröffentlicht, wenn auch „nur“ in digitaler Form. Die Jungs machten keinen nervösen Eindruck und lieferten einen guten und konzentrierten Auftritt ab. Melodischer Hardcore a la HUNDRETH oder CLIMATES, ein schon recht ausgereift wirkendes Songwriting und dass obwohl GUIDELINES erst in der zweiten Jahreshälfte 2013 gegründet wurden. Man merkte der Band an, dass zumindest einige der Bandmitglieder keine Neulinge auf der Bühne waren. Die EP sollte man auf alle Fälle mal auschecken.
Anschließend ging es weiter mit SHARPTONGUE, ebenfalls aus Karlsruhe, welche im Sommer bei „Das Fest“ ihren ersten Auftritt hatten,und ebenfalls damals mit ihrer ersten EP auf acuity.music gelandet. SHARPTONGUE waren auch bei den meisten der Farewell Shows von THE HAVERBROOK DISASTER mit am Start und konnten sich so schon mal über den Raum Karlsruhe hinaus präsentieren. Das Quartett machte an diesem Abend einen frischen und bissigen Eindruck und war sehr gut aufeinander eingespielt. Überhaupt wirken SHARPTONGUE für mich einfach nur schnörkellos und auf den Punkt. Sicher fehlt an der ein oder anderen Stelle ein wenig noch die Eigenständigkeit, da gilt es nun wohl noch den ersten Longplayer abzuwarten, welcher 2014 erscheinen soll.
Als nächstes waren VITJA an der Reihe, die ich auch im Juli schon mal bei „Das Fest“ gesehen hatte, als sie kurzfristig für BREAKDOWN OF SANITY eingesprungen waren. Ein halbes Jahr später haben VITJA nun ihr gerade erschienenes Debut Album „Echoes“ mit im Gepäck. Die Jungs konnten mich aber weder im Sommer, noch auf Platte und auch an diesem Abend nicht überzeugen. Zuerst wurden mal zusätzliche Podeste für Sänger Dave, Bassist Mario und Gitarrist Vladi aufgestellt, so lässt es sich auch viel besser posen, auch wenn das in einem kleinen Club wie der Fabrik schon relativ fragwürdig erscheint und dann prinzipiell doch eher auf große Bühnen vor großem Publikum passt. In der ersten Reihe hatten sich dann auch einige Mädels versammelt, um von da aus den besten Blick auf Frontmann Dave haben zu können. Musikalisch finde ich VITJA einfach relativ belanglos. Technisch teilweise sicherlich recht anspruchsvoll und live auch durchaus mit einer gewissen Durchschlagskraft, aber es fehlen mir einfach die guten Songs, wie z.B. in Ansätzen der Opener „Sleeping In Snow“ vom neuen Album. Auffallend auch das doch ziemlich viel Synthesizer und Elektrosound vom Band kommt, um den Sound zu vervollständigen. Hochglanz Poster, ein großes Merchandise Sortiment und ein großflächig tätowierter Frontmann machen einfach noch keine gute Hardcore Band aus, das mag vielleicht ein Marketing Plan sein, in meinen Augen wird dieser jedoch nicht aufgehen. Die Band selbst machte einen durchaus sympathischen Eindruck, aber überzeugen können sie mich als Band einfach nicht.
A TRAITOR LIKE JUDAS enterten als vierte Band die Bühne. Sänger Jasper war bemüht die Meute gebündelt vor die Bühnenbretter zu bewegen, was ihm im Vergleich zu den drei Bands vorher auch gut gelang und so gab es auch direkt bei „What Counts“ vom aktuellen Album „Guerilla Heart“ die ersten Sing a longs und Stagedives an diesem Abend. Ein engagierter Auftritt der Jungs, was vom Publikum auch den ganzen Auftritt lang honoriert wurde. Positiv auch die Ansagen von Jasper, z.B. auch in Richtung HARDCORE HELP FOUNDATION, für die A TRAITOR LIKE JUDAS an diesem Abend auch Geld sammelten und auch deren Merchandise am Start hatten und mehrfach darauf hinwiesen doch lieber dieses zu kaufen als das von A TRAITOR LIKE JUDAS. Insgesamt hätte es aber nicht geschadet, wenn Jasper etwas weniger geredet hätte, denn fast durchgehend, auch während der Songs selbst, war er bemüht noch mehr Leute vor die Bühne zu holen und zum Stagediven zu animieren.
Nun war es also angerichtet für THE HAVERBROOK DISASTER, welche nach 6 Jahren Bandgeschichte, mehreren Releases, einigen Touren, so z.B. im letzten Jahr als Support von STICK TO YOUR GUNS, sich eine eigene Fanbase erarbeiten konnten und nun ein letztes Mal sich live die Ehre gaben. Es war vorweg ein würdiger Rahmen und auch ein absolut überzeugender Auftritt. Sie wurden von der ersten Sekunde an abgefeiert, egal an welcher Stelle der Bühne Sänger Andreas stand, er konnte sich vor dem Publikum und Abnehmern für das Mikro kaum retten. Es gab eine breite Auswahl an Songs aus der Bandgeschichte, es wurde u.a. Chris von Let it Burn Records und Nanouk von Avocado Booking gedankt, welche auch beide an diesem Abend anwesend waren und mit ihrem Vertrauen in die Band auch an deren Erfolg ihren gewissen Anteil hatten. Nach circa 45 Minuten versuchten THE HAVERBROOK DISASTER nach (passenderweise) „Memories Stay Forever“ die Bühne zu verlassen, aber so einfach ließ man sie natürlich nicht gehen und so mussten sie nochmal für 4-5 Songs auf die Bühne kommen, bevor sie freudestrahlend und überwältigt, aber keinesfalls trauernd, zumindest nicht nach außen hin, das Kapitel THE HAVERBROOK DISASTER abschlossen.
Für mich war es mal wieder befremdend, in erster Linie beim Auftritt von THE HAVERBROOK DISASTER, dem Violent Dancing zu zuschauen. Wie sich hier die Milchbubies, die vermutlich vor dem heimischen Spiegel einstudierten Kicks, versuchten um die Ohren zu hauen, um dann doch ganz unschuldig die Arme zu heben, falls dann doch mal der Körper des anderen nicht um Millimeter verfehlt wurde. Wehe der Körperkontakt kommt dann noch von jemanden, der einem nicht ganz so sympathisch oder besser gesagt cool genug erscheint, dann wird sich erst einmal drohend voreinander aufgebaut. Kindergarten, was anderes fällt mir dazu nicht ein. Sicher war das an diesem Abend relativ harmlos im Vergleich dazu was los ist, wenn eine Beatdown Band wie NASTY auf der Bühne steht. Auch in meiner Jugend ging es bei Hardcore Shows gut zur Sache, und das soll auch so sein und gehört bei einer Hardcore Show dazu. Aber irgendwo ist für mich die Grenze erreicht, und ob ich jetzt Gefahr laufe von nem Stagediver nen Fuss ins Gesicht zu kriegen oder der Fuss von nem Kick eines wild um sich schlagenden Jogginghosen Trägers kommt, ist dann schon noch mal was anderes.
Das war dann aber auch der einzige negative Aspekt an einem wirklich netten Abend, an dem es dann doch eigentlich nur darum ging THE HAVERBROOK DISASTER nochmal die Ehre zu erweisen und diese ein letztes Mal abzufeiern. Beides wurde vollumfänglich erledigt.