ALEXISONFIRE, BLOOD BROTHERS, EVERY TIME I DIE, HE IS LEGEND. Wenn ich diese Namen höre, fühl ich mich direkt 10 Jahre jünger. Leider kam ich bislang nie in den Genuss mir die Letztgenannten live zu geben.
Umso schöner also, dass HE IS LEGEND endlich (wieder) in Berlin spielen. Es ist vor allem der Nostalgiefaktor, der meine Begleitung und mich ins Cassiopeia verschlägt, immerhin gehört das 2004er-Album "I Am Hollywood" zu einem der meistgehörten Alben in meiner Playlist (und diente Legenden zur Folge diversen Leuten bei Myspace der Namensgebung). Die darauffolgenden Alben gingen immer etwas an mir vorbei, da diese nie die komplette Klasse des Erstlingswerkes erreichen konnten, jedoch meilenweit davon entfernt sind, schlecht oder gar langweilig zu sein. Am 28.04.17 erschien die aktuelle Platte "Few", welche sich nahtlos in die bisherige Diskografie einreiht. "Few" wurde übrigens komplett via Crowdfunding finanziert.
Gegen 21 Uhr begann die Show mit KING HISS aus Belgien, welche im Oktober letzten Jahres ihr aktuelles Album "Mastosaurus" released haben. KING HISS spielen metallischen Stoner-Rock´n´Roll, welcher wie eine Mischung aus MASTODON und AUDIOSLAVE/SOUNDGARDEN klingen. Sänger Jan Coudron klang live wie CHRIS CORNELL zu besten Zeiten und nebenher angemerkt ist die aktuelle Platte die spannendere Alternative zum aktuellen Mastodonalbum. Der Sound im Berliner Cassiopeia war seit langer Zeit endlich mal wieder überraschend gut. Die Orange-Amps, sowohl am Bass als auch an der Gitarre, taten ihr Übriges für den druckvollen Sound der Band. Besonderes Lob gebührt an dieser Stelle nochmals Sänger Jan Coudron, welcher live problemlos zwischen powermetalartigen Höhen und tiefen Death Metal-Growls switchen konnte und dabei während seiner JOSH-SCOGIN-Gedächtnis-Performance null angestrengt wirkte. Respekt. Übung muss sich wohl doch bezahlt machen. Höhepunkt des Sets waren die Songs "Stuck In A Hole" und "Homeland", welche auch auf dem aktuellen Album direkt herausstachen.
Umbaupause. Im oberen Teil des Cassiopeias lief zur selben Zeit ein äußerst intensives Kickerturnier. Die Moderation hätte jeden Rummelplatzlaudator neidisch gemacht.
HE IS LEGEND. Das Cassiopeia mittlerweile vielleicht halb voll. Sound ähnlich nice und bereits nach wenigen Minuten merkte man der Band an, dass sie in ihrem Leben vermutlich nie etwas anderes gemacht hat, als Konzerte zu spielen und Songs aufzunehmen. Die Band begann ihr Set mit "The Widow Of Magnolia" und "Everyone I Know Has Fangs" und lieferte in insgesamt neun Songs ein Best-Of ihrer bisherigen fünf Studioalben ab. Wie talentiert, spielfreudig, variabel und vielseitig HE IS LEGEND sind, stellten sie auch live unter Beweis: so folgte auf den verhältnismäßig ruhigen Song "Stranger Danger" die Bluesnummer "Be Easy", danach der Stonerpopsong "Sand", nur um daraufhin in einem Mathcore/Noise/Southernrock/Headbang-Massaker zu enden, in dem sich die komplette Band in eine Art stoischen Rausch spielte.
Währenddessen vergas die Band nie den notwendigen Popappeal beizubehalten, welcher sich durch all ihre Platten zieht. Das Publikum feierte die Band anschließend mit frenetischem Applaus. Mit "The Seduction" und "I Am Hollywood" vom Debut legten HE IS LEGEND anschließend einen perfekten Abgang hin. Dem schlossen wir uns wenig später wunschlos glücklich an.