04.05.2019: JAWBREAKER, BEACH SLANG - Berlin - Astra

05.05.2019
 

 

Es folgt ein Konzertbericht aus der Kategorie: ''Bands, bei denen man nie gedacht hätte, sie jemals live zu sehen''. Heute mit JAWBREAKER.

Ganze 27 Jahre ist es her, dass JAWBREAKER auf deutschem Boden Konzerte spielten. Als im letzten Jahr die Reunionglocken läuteten, stieg natürlich die Hoffnung, dass die Amerikaner auch außerhalb ihrer Heimat ein paar Bühnen bespielen. Glücklicherweise wurden gleich vier Konzerte in Deutschland angekündigt. Perfekt auf einen Samstag gelegt, spielten JAWBREAKER im Berliner Astra und hatten außerdem noch BEACH SLANG dabei.

Im Astra angekommen, erst mal erschreckende Leere. Nur noch zehn Minuten bis zum offiziellen Beginn. Sollten BEACH SLANG nur so wenig Leute ziehen? So wartete man noch ein paar Minuten länger, trotzdem begann die Band vor relativ leerem Haus zu spielen. Was sich aber im Laufe der ersten drei Songs schnell änderte. Man hätte auch einiges verpasst. James Alex, der als erstes klar machte, dass er schon ziemlich betrunken ist, als er die Bühne betrat, war wie immer bester Laune. Beim Akustik-Gig im Ramones Museum ein paar Stunden zuvor hatte man sich offensichtlich schon gut warm gespielt – und warm getrunken. Und auch wenn während der Show noch ein paar Becher mehr gekippt wurden, schlug sich das nicht negativ auf seine Livequalitäten aus. Nach der gelungenen halben Stunde war das Astra definitiv warm, auch wenn ich finde, dass es nicht unbedingt nötig gewesen wäre, dass totgecoverte ''Where Is My Mind?'' der PIXIES ins Set zu integrieren. Vor allem wenn man als Support sowieso schon wenig Spielzeit zur Verfügung hat. Dafür besitzt die Band dann einfach doch zu viele gute eigene Songs.
Dann hieß es warten auf JAWBREAKER. Und meine Skepsis war ausgesprochen groß. Konnte die Band, nach dem so viele Jahre ins Land gezogen waren, noch abliefern? Oder erwartete einen eine gealterte Kapelle, die ihre Songs lieblos herunterrasselt und ohne große Worte wieder verschwindet?
Als die Band die Bühne betrat, dauerte es keinen halben Song und ich sowie die Leute um mich herum hatten bereits ein Lächeln im Gesicht. Ausgerechnet mit ''Boxcar'' eröffneten JAWBREAKER ihr Set und alle anfänglichen Befürchtungen waren auf einmal wie in Luft aufgelöst. Besonders in den ersten Reihen herrschte sofort jede Menge Bewegung, erhobene Bierbecher und ein hohes Mitsinglevel. Der Sound war ausgezeichnet, was bei Punkshows im Astra keine Selbstverständlichkeit ist. Bassist Bauermeister schien sich den kompletten Auftritt zwar nicht einmal von der Stelle bewegt zu haben – aber geschenkt. Dafür wurde tight gespielt und man hatte nicht das Gefühl, dass die Band aus der Übung wäre und eine so lange Pause hinter sich hat. Zwar gab es ausgerechnet bei ''Want'' kleine Soundprobleme, die aber schnell behoben werden konnten. Die anfängliche Lautstärke und Bewegung seitens des Publikums lies in der Mitte des Sets kurz nach, was auch Sänger Blake Schwarzenbach ein paar mal weniger erst gemeint ''bemängelte''. Aber hey – auch die alte Fanbase ist über die Jahre nicht jünger geworden. Die wunderbar runde und gelungene Setlist konnte dieses kleine Tief außerdem schnell wieder beseitigen. So waren die Zugabenwünsche, nachdem die Band die Bühne verließ, selbstverständlich.

Die Zugabe wurde mit ''Save Your Generation'' vom letzten regulären Album ''Dear You'' eröffnet und holte an dem Abend den gefühlt höchsten Lautstärkepegel aus dem Publikum heraus. Auch wenn man anfangs noch versprach, heute extra lang und alle Songs, die man könne, zu spielen, da es die letzte Show der Tour war, blieb es bei den rund 80 Minuten Spielzeit, in dessen Genuss auch andere bespielte Städte der Tour gekommen waren. Sauer konnte man deshalb aber nicht annähernd sein. Dafür war die Freude dann doch zu groß, einen gelungenen Auftritt einer Band gesehen zu haben, der auch in die Hose hätte gehen können, aber an diesem Abend jede Menge 90er-Jahre-Feeling und gute Erinnerungen zurückbrachte und den kleinen ''Legendenstatus'', den JAWBREAKER inne haben, bewahrte.

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