06.05.2011: A Traitor Like Judas, Placenta, Disposed To Mirth - Münster - Cafe Sputnik

06.05.2011
 

 



Am 06.05.2011 fand das 9. Sputtenmosh Festival im Sputnik Cafe zu Münster statt und als Hauptact konnten A TRAITOR LIKE JUDAS verpflichtet werden. Die gerade im Rahmen ihrer „Shape Of Deathcore“ 2011 tourenden DISPOSED TO MIRTH und PLACENTA sowie die Karlsruher BLACK XION runden meinen Konzertbericht ab (den opening act habe ich verpasst und die dritte Band BEDLAM BROKE LOOSE aus Wolfsburg konnte ich mir nur kurz ansehen). Die Location ist mit ca. 200 zahlenden und 230-250 anwesenden Zuschauern gut gefüllt, das Wetter zeigte sich von seiner besten Seite und insgesamt war die Stimmung schlicht und einfach prächtig, was auch an dem sehr guten Sound bei allen Bands gelegen haben dürfte. Ein Prosit an den Mann am Mischpult!!!

BLACK XION hinterließen bei mir einen sehr guten Eindruck. Demnächst wird die Band mit THE BLACK DAHLIA MURDER die Bühne teilen und an die amerikanische Ausnahmeband erinnerte der Sound der Herren. Wobei sich auch leichte Black Tendenzen in die Songs geschlichen haben und BLACK XION ihre Break Downs flüssig integrierten. Immer wieder wurden auch etwas gefühlvollere Passagen intoniert, die neben den Blast Part geschwängerten Abfahrten für Abwechslung sorgten. Nach dem überzeugenden Gig muss das im November erscheinende Debüt der Band unbedingt angecheckt werden.

Die Berliner PLACENTA, die im September ihr neues Album "Replace Your Face" veröffentlichen, zeigten dem zahlreich vor der Bühne vertretenem Publikum, wie technisch interessanter Deathcore gespielt werden muss. Es fanden sich auch drei neue Stücke in der Setlist, die wegen ihres sehr emotionalen Cleangesangs im Gegensatz zur brutalen Zerfleischung sofort auffielen. Die Band zeigte sich deutlich spielfreudiger als noch vor ein paar Wochen im Kölner Underground, man merkte ihr förmlich an, dass sie richtig Bock auf diese Show hatten. Vorne weg ein charismatischer Sänger und ein Bassist, der mit psychotischen Grimassen ein wenig Angst machte, aber immer für Unterhaltung sorgte. PLACENTA sind sicherlich keine Band, mit der Arm in Arm vor der Bühne geschunkelt werden kann, denn ihr Deathcore ist zu vielschichtig und erfordert die volle Aufmerksamkeit, um gänzlich erschlossen zu werden. Aber trotz dieser Tiefe im Songwriting ging das Publikum von Anfang an mit und feierte die Band.

Die Lokalmatadoren DISPOSED TO MIRTH hatten natürlich leichtes Spiel. Zu Hause (auch trugen zahlreiche Gäste ihre Bandshirts) ließen sie überhaupt nichts anbrennen und zerlegten das Cafe in seine Einzelteile. Interessant für mich war vor allem, wie sich der neue Sänger Daniel schlagen kann. Wichtig für eine Band bei der Auswahl eines neuen Frontmannes ist immer, dass der neue besser sein muss als der alte. Im Falle von DTM hat sich diese These bewahrheitet und meiner Meinung nach ist Daniel technisch um einiges versierter als sein Vorgänger Matze. Allerdings verfügt letzterer über ausgesprochen viel Charisma und genau da muss Daniel noch ansetzen. Dennoch behielt er immer Kontakt zum Publikum und zeigte sich als perfektes Bindeglied zwischen Band und Zuschauer. Der technische Deathcore war an diesem Abend natürlich voller Euphorie und drückte sich von vorn im Saal bis hinten durch. Mir kamen die Songs ein wenig schneller und härter als sonst vor, DTM haben ihren Heimvorteil rigoros ausgenutzt und spielten höher, weiter, besser. Am Ende der Setlist wurde für die eigene Bandhymne mit Altsänger Matze gespielt, nein, abgefeiert, danach zockten Matze und Daniel diese gemeinsam noch einmal. Der Auftritt der jungen Band muss insgesamt als „Perfekt“ beschrieben werden!

Danach hatten A TRAITOR LIKE JUDAS leider damit zu kämpfen, dass viele der Zuschauer nach dem DTM Auftritt abwanderten. Aber hier zeigte sich, um was für eine gnadenlos gute Liveband es sich bei dem Quintett aus Niedersachsen handelt. Denn von Anfang an wurde eine Schweiß treibende und äußerst homogene Show abgezogen, die die Anwesenden von vorn bis hinten überzeugte. Das Set wurde natürlich durch das letzte, sehr gute Album „Endtimes“ getragen und Frontmann Jasper legte sich trotz etwas gelichteter erster Reihen mächtig ins Zeug. Einige eingestreute Gimmicks, die nicht aufgesetzt wirkten, zeigten auch, dass A TRAITOR LIKE JUDAS ihre Musik nicht bierernst nehmen und immer auch mit den Augen zwinkern können. Auch schafften sie es durch ihre druckvolle und immer auf den Groove ausgerichtete Show am Ende mehr Zuschauer als am Anfang begrüßen zu dürfen. Letztlich haben die bereits abgewanderten Kids Pech gehabt, denn A TRAITOR LIKE JUDAS waren von Anfang bis Ende ein unglaublich tight aufeinander eingespielte Band, die gesehen werden musste. Es darf abschließend gespannt auf die am 17.06. erscheinende Split mit MAINTAIN gewartet werden.