Um es auf den Punkt zu bringen, das Line-Up des diesjährigen FULL OF HATE Festivals sollte eigentlich bei keinem Anhänger extremer, metallischer Klänge noch irgendwelche Wünsche offen gelassen haben. Mit Bands wie CANNIBAL CORPSE, BEHEMOTH, MISERY INDEX und anderen Hochkarätern, haben sich die Organisatoren die Creme de la Creme der internationalen Szene zusammen gebucht und das ganze Package dann auch noch zu einem wirklich fairen Preis auf die Bühne gebracht. Sicherlich ein Grund dafür, dass man es mehrfach geschafft hat, einige Locations auszuverkaufen.
Somit führte am zweiten Abend die Kolonne der unzähligen Nightliner zur Oberhausener Turbinenhalle. Auch wenn sich der Publikumsandrang zu Beginn des Festivals noch in Grenzen hielt, konnte man doch schon relativ früh überblicken, dass sich die Turbinenhalle an diesem Abend ordentlich füllen würde.
Den Opener machten dann die Newcomer von NEXUS INFERIS. Die maskierten Briten, die mit ihrem schwarz angehauchten „PREDATOR DEATH METAL“ gerade ihr eindrucksvolles Debut veröffentlichten, machten einen wirklich guten Start. Das Trio, welches sich für seine Live-Aktivitäten mit zwei weiteren Musikern verstärkte, spielte sein Set in einer erstaunlich guten Soundqualitiät, wobei besonders das Drumming positiv auffiel. Auch wenn der Frontmann in seiner Maske eher agierte, wie eine Kreatur aus einem Horror B-Movie der Marke „The Hills Have Eyes“, passte das Ganze gut zum Gesamtkonzept. Eine Band, die man für die Zukunft sicherlich im Auge behalten sollte.
Dann folgten die sympathischen Griechen von SUICIDAL ANGELS, die auch mit einem neuen Album im Gepäck die Bühne betraten und bereits vor einer wirklich gut gefüllten Halle performen durften. Auch wenn man an sich kein Freund des THRASH METAL ist, war man von der Spielfreude und der Power, die das Quartett von der Bühne transportierte, unmittelbar gefangen. Ihr BAY AREA-Mix haute einfach ungnädig nach vorne, was auch das Publikum bereits nach wenigen Songs mit Circle Pits und der ersten Wall Of Death zu huldigen wusste. Natürlich war ihr Material nicht gerade von einer großen Abwechslung geprägt, aber das interessierte die Anwesenden in diesem Moment recht wenig und so wurde alles abgefeiert, was aus den Boxen knallte. Nach gut einer halben Stunde räumten SUICIDAL ANGELS dann das Feld nach einer engagierten Vorstellung.
Nach einer kurzen Umbaupause betrat dann das erste Highlight die Bühne der Turbinenhalle - MISERY INDEX. Mit der Energie eines ungebremsten ICEs begannen die Mannen aus Baltimore ihr Set und entfachten mit ihrem DEATH/ GRIND Mix über fünfunddreißig Minuten lang ein wahres Inferno. Das Set bestand überwiegend aus den Highlights der letzten beiden Alben. Auch wenn man zu Beginn den Eindruck hatte, dass MISERY INDEX leicht gehemmt zu Werke gingen, lösten sich die leichten Verkrampfungen spätestens nach den überschwänglichen Reaktionen seitens des Publikums. Man kann es nicht anders beschreiben, aber auch wenn MISERY INDEX jetzt nicht mit einem überambitionierten Stageacting brillieren, entwickeln sie live eine Kraft, mit der sie eine absolute Dominanz demonstrieren. Mit dem zur Hymne mutierten „Traitors“ verließen MISERY INDEX dann die Bühne nach einer grandiosen Vorstellung.
Es kamen die Niederländer von LEGION OF THE DAMNED, welche vom Publikum schon erwartet schienen. Schon beim Erklingen der ersten Töne von „Legion Of The Damned“, zirkulierten die Circle Pits und brachten die Mengen ins Schwitzen. Das Quartett präsentierte seinen thrashigen DEATH METAL gewohnt routiniert und spielte sich ambitioniert und gekonnt durch seine Discografie. Auch wenn man nicht ganz die Energie des Vorabacts erreichte, walzte man sich mit Nummern wie „Malevolent Rapture“ oder „Cult Of The Dead“ kraftvoll nach vorne, was vom Publikum dankend angenommen wurde.
Was nun folgte, war eine Inszenierung sondergleichen. Noch bevor die Polen von BEHEMOTH die Bühne betraten, machte sich eine Stimmung in der Turbinenhalle breit, welche vor großen Erwartungen nur so überquirlte. Schließlich war der Auftritt von BEHEMOTH erst der zweite Gig in Deutschland nach der schweren Erkrankung von Fronter Nergal. So begann dann mit „Ov Fire And The Void“ ein diabolisches Spektakel, welches im DEATH METAL unvergleichlich ist. Angefangen von den simpelsten Dingen wie den Mikrofonständern, dem gesamten Bühnenbild oder den Kostümen - BEHEMOTH überließen nichts dem Zufall. Die Band um Frontmann Nergal, der an dem Abend stimmlich ein wenig angeschlagen schien, präsentierte sich hervorragend aufeinander abgestimmt und erreichte eine Bühnenpräsenz, die von der Darbietung schon an RAMMSTEIN erinnerte. Das Set war wirklich ausgeglichen und gespickt mit alten (Moonspell Rites) und neuen Nummern (Lucifer). Auch wenn man zwischenzeitlich das Gefühl hatte, dass das alles ein wenig zu viel des Guten war, gehörten BEHEMOTH mit ihrer Performance und mit ihre gesamten Art einfach zu einem Erlebnis, welches den Abend sicherlich bereicherte.
Abschließend war es Zeit für die Institution des DEATH METAL - CANNIBAL CORPSE. Stilistisch das komplette Gegenteil zu den vorangegangen BEHEMOTH und mit Sicherheit für einige der Anwesenden die herbei gesehnte Abwechslung, betraten die Herren um die Ikonen Webster und Fischer recht unspektakulär die Bühne und eröffneten das große Finale mit dem Knochenbrecher „Evisceration Plague“. Was dann folgte, war eine umbarmherzige Darbietung der Amis. Mit einem Set, welches übersäht war mit Klassikern der DEATH METAL Geschichte, hatten CANNIBAL CORPSE so gut wie keine Probleme, die noch gut gefüllte Halle zum Kochen zu bringen. Ungeahnter Höhepunkt war mit Sicherheit einer der neuen Songs namens „Scourge Of Iron“, der trotz einer herrschenden Monotonie, schon jetzt als schädelspaltendes Highlight des bald erscheinenden Albums gilt. Eine Stunde lang zeigten sich die gut gelaunten CANNIBAL CORPSE souverän und spielfreudig und ließen es sich nicht nehmen, ihre Zugabe mit dem Klassiker „Hammer Smashed Face“ einzuläuten, bevor man die völlig erschöpfte Meute in die Nachtruhe entließ.
Alles in Allem war dieser Abend eine mehr als gelungene Vorstellung. Alle Bands der FULL OF HATE Tour präsentierten sich von ihrer besten Seite und, was ebenso wichtig war, in einem klaren und druckvollen Sound. Ebenfalls positiv zu erwähnen waren die fairen Preise für Essen und Getränke, sowie die gute Stimmung des vom Alter her sehr gemischten Publikums. Bleibt zu hoffen, dass die FULL OF HATE Tour auch im nächsten Jahr wieder Halt im Pott machen wird.