12.06.2017: GOOD CHARLOTTE, FOUR YEAR STRONG - Stuttgart - LKA Longhorn

13.06.2017
 

 

Die Schlange am Einlass ist ewig lang. Es ist warm, die letzten Sonnenstrahlen des Tages scheinen durch das Gewerbegebiet. Die Show ist ausverkauft. Alle Zeichen stehen auf einen heißen Konzertabend. So soll es auch kommen.

Das Publikum ist eher älter als jünger, irgendwie geerdet und fest im Leben stehend. Es sind zum Großteil GOOD CHARLOTTE-Fans der ersten Stunden, die im LKA auf den Auftritt ihrer Jugendhelden warten. Die bärtige Bandbesetzung von FOUR YEAR STRONG steht im verglasten VIP-Bereich schon in den Startlöchern. Das Licht geht aus, sie traben die Treppe hinunter zur Bühne. Jetzt wird’s punkig, rockig, laut. Rund 45 Minuten überzeugen die fünf Amerikaner mit ihrem Mix aus Pop-Punk und Hardcore. Super energetisch und mit Leidenschaft spielen sie Lied für Lied. Schade nur, dass FOUR YEAR STRONG kaum einer zu kennen scheint. Drei Freunde im ebenfalls bärtigem Partnerlook machen ordentlich Stimmung, spielen Luftgitarre, ahmen den Schlagzeuger nach und singen mit. Das altersmäßig schon eher gesetztere Publikum lässt sich nicht so leicht mitreißen. Ein anständiger Moshpit kommt trotzdem zustande. Gefallen hat es den Stuttgartern am Ende doch: Nach der Show bildet sich eine lange Schlange am Merchandise.

Das Bier, Wasser und der Schweiß laufen in Strömen, die Luken im Dach lassen etwas kühlere Abendluft nach Innen dringen. Wenn die wieder zu gehen - das weiß man - geht es weiter. Und so positionieren sich GOOD CHARLOTTE an der Treppe, das Licht geht aus, das Spotlight an. Begleitet von zahlreichen Scheinwerfern rockt die Band um Benji und Joel Madden ungefähr eineinviertel Stunden den Schuppen. Mit „The Anthem“ bringen sie einen Hammer zu Beginn. Die Stimmung steigt raketenartig an. Mit gewohnt lässiger Mikrohaltung läuft Joel von links nach rechts auf der Bühne hin und her. Alle anderen bleiben mehr oder weniger an dem für sie vorgesehenen Platz stehen. Das Reden übernehmen auch ausschließlich die Madden Brüder. Es ist ihre Show, sie stehen im Mittelpunkt. Lange Zeit waren sie schon nicht mehr hierzulande unterwegs, es müssten ungefähr sechs Jahre sein. Für das zahlreiche Erscheinen bedanken sich Benji und Joel mehrmals ausführlich. Nur ein „danke“ reicht und das Publikum flippt aus. Der Hype ist groß. Ziemlich schleimig wird es dann bei der Liebeserklärung an Deutschland. Das ist sicherlich nett gemeint, aber in der Ausführung zu viel des Guten. Abgesehen davon folgt ein Highlight nach dem Anderen. Die Fans sind voll da. Durchgängig wird mitgesungen und geklatscht. GOOD CHARLOTTE spüren die Verbindung und stoßen oft Mitsing- und Klatschaktionen an. „Hold On“, „My Bloody Valentine“, „The River“,  „Riot Girl“, „Lifestyles of the Rich & Famous“, „I Don’t Wanna Be In Love“, „War“ und viele andere Songs fehlen nicht. Die Liederauswahl macht Laune. Das alberne von der Bühne gehen und sich zur Zugabe auffordern lassen, machen GOOD CHARLOTTE gar nicht erst mit. Sie spielen einfach weiter. Zu guter Letzt kommt „I Just Wanna Live“. Damit hat sich dann auch die Verkleidung dreier Fans gelohnt, die den ganzen Abend bei gefühlten Temperaturen um den Siedepunkt in Maiskolben-, Pizza- und Erdbeerkostümen, wie sie die Band einst im Video zur Single anhatte, ausgeharrt haben. Gesanglich und musikalisch waren GOOD CHARLOTTE top, die Stimmung bombe. Sehr träge begibt sich die nasse Publikumsmasse in Richtung des Ausgangs. Gerne hätte man noch mehr Lieder gehört. Einen kleinen Trost zum Schluss gibt es aber: GOOD CHARLOTTE kämen nächstes Jahr wieder, sagte Joel am Ende.