13.06.2014: A Wilhelm Scream, Get Dead, The Revenant - Constellation Room - Santa Ana, CA

13.06.2014
 

 

"We are all we have..." wiederholt Nuno Pereira gegen Ende des heutigen Sets seiner Band zusammen mit Unterstuetzung von ungefaehr zweihundert Kehlen. Ganz so schlimm ist es nicht - immerhin ist der Constellation Room mit Beginn des Headliners gegen 22.45h gut gefuellt. Selbst Schuld, denn THE REVENANT aus Los Angeles bieten mit bekannten Gesichtern und dynamischstem Handwerk einen Support der Extraklasse. (Ehemalige) Musiker von RUFIO, BULLETS & OCTANE oder UNWRITTEN LAW haben sich zusammengetan und huldigen RANCIDs Power und THE BRIGGS' Rock'N'Roll-Momentum, allerdings mit feiner melodischen Linie und unaufgesetzter Routine, so dass man den Herren (heute ohne LIT-Drummer Nathan Walker, dafuer mit Tresenspaziergang von Gitarrist Trevor Jackson) schon einige Jahre auf dem Buckel zusprechen moechte. Die Ankuendigung des Debuetalbums der Band fuer den kommenden Dienstag sorgt somit fuer umso mehr offene Muender. Sollten THE REVENANT am Ball und so obenauf wie in den heutigen dreissig Minuten bleiben, sollte fuer die kommenden Livedates der Band schon mal der rote Marker gezueckt werden.



Noch eine gehoerige Spur versoffener eroeffnen GET DEAD ihr Set mit "Bartender". Schon gestern im heimischen San Francisco habe man A WILHELM SCREAM zum "Feiern ausgefuehrt", obgleich diese Tatsache Schuld daran traegt, dass die Ostkuestler erst kurz nach Einlass am Venue eintreffen.
Druckvoll und punktiert geht es fuer Saenger Sam King und den grantigen Kneipenschlaeger-Punk seiner Band durch "Welcome To Hell" und "Landslide", trotz des Schwerpunktes auf der aktuelle Platte "Bad News" sind Santa Ana auch Songs wie "Cousin Marvin" nicht unbekannt. Dank des wirklich faehigen Soundmannes plaetten GET DEAD mit vierstimmigen Choeren und einem nicht volltrunkenen (!) Scott Powell am Schlagzeug auch die letzten Reihen des schuechternen Constellation Rooms, bevor A WILHELM SCREAM nach ausgereizter Umbaupause ihr Set mit "Born a Wise Man" beginnen.
Im Bezug auf Spielfreude und Tightness kann den Jungs aus New Bedford vielerorts niemand das Wasser reichen, auch Orange County laesst sich zu spontanen Gefuehlsausbruechen und ausgeweiteten Beweisen via Handyaufzeichnung (...) hinreissen. Pereira sprintet, huepft, stampft und tanzt wie eine Espressobohne auf dem Weg in die Muehle ueber die Buehne, tastet sich vorsichtig mit Witzen ueber die hiesigen Basketballergebnisse auf duennes Eis, rammt dann aber mit "Number One", "These Dead Streets" oder eben "The Kids Can Eat A Bag Of Dicks" den Pfahl zurueck in die Herzen aller Anwesenden.
Ob Gitarrenlicks, Dauergrinsen, Bass-Soli oder Clownschule am Instrument - A WILHELM SCREAM spielen sich ein weiteres mal in die Streberklasse jeglicher Disziplinen. "The Horse" oder "The Last Laugh" entreissen dem Publikum jegliche Tanzscheu, "The Soft Cell" und "Boat Builders" lassen fast achtzig Minuten melodischen Hardcorepunks verfliegen wie es die zahlreichen Schweisstropfen auf und vor der Buehne tun. Noch nie bewegten sich A WILHELM SCREAM nur im Mittelfeld, was ihre unterhalterischen als auch handwerklichen Qualitaeten als verdammt empfehlenswerte Liveband anbetreffen. Was das Finale des heutigen Abends jedoch noch eine Spur besser macht, ist die Tatsache dass sich Pereira, die Gitarrengoetter Trevor Reilly und Mike Supina sowie Bassist Brian Robinson und Drummer Nicholas Pasquale Angelini nach Jahren endlich von den abscheulichen Neon-Gruselcomic-Shirtmotiven - nicht aber von den humanen Merchandisepreisen - entfernt haben. Alle uebrigen Sympathiepunkte hat der Fuenfer beibehalten - eventueller Ueberschuss an Begeisterung und Zuspruch geht 50/50 an GET DEAD und THE REVENANT. Ein Konzertabend am Rande der Perfektion.