Dezibel statt Blumenstrauss, Doublebass statt Candlelight: Romantischer als das Doppelfeature aus dem Pott bzw Skandinavien wird es dieses Jahr zum Valentinstag nicht. Das Vogue Theatre ist nahezu ausverkauft und laesst den Suport CYHRA leider noch vor Ankunft antreten. 19:30h ist dem Metalhead dennoch kein Dorn im Auge, denn der Club ist eben so wie ein Grossteil der Besucher bereits gut angefuellt als KREATOR die kahle Buehne betreten und mit "Phantom Antichrist" keine Sekunde Spielzeit verschwenden.
Die Bassdrum schleudert im Magen, Riffs und Stimme sind messerscharf, waehrend das uebergrosse Banner fiesem Stroboskopgewitter ausgezetzt wird. Mille Petrozza und Mannschaft sind ab Sekunde eins ungemein tight und gelenkig, bedenkt man dass sich die Essener in ihrem 36. Jahr als Band befinden. Auch "Hail To The Hordes" schuettet im Anschluss einen Eimer Dynamik in den angeforderten Moshpit, den Petrozza stets persoenlich im Auge behaelt. "Circlepit! Canadian Style! Destroy this place!" fordert der Frontmann der Kultthrasher - und laesst sich vom groehlenden Mob feiern. Mit "People Of The Lie", "Phobia", "Gods Of Violence" sowie "Civilization Collapse" und dem auch live irgendwie zu zaghaften "Satan Is Real" feuern KREATOR einen guten Querschnitt durch die eigene Diskografie in den Saal, waehrend sich auf dem Balkon des Venues einige sture SABATON Fans zu "langweilen" scheinen. "Wer nach den Schweden spielen muss, kann gleich einpacken" munkelt man - denn SABATON's Fangemeinde ist "die hard" und eingeschworen wie Sau. Der Qualitaet des Co-Headliners aus dem Pott tut das nichts zur Sache. Die wunderbar aggressiven Kampfansagen vor "Flag Of Hate" oder "Totalitarian Terror" passen perfekt zu den keifenden Vocals und den gniedelnden Soli von WALTARI-Gitarrist Sami Yli-Sirniö, der optisch wahrhaftig einen fast hippie-esken Kontrast darstellt. Fuenfundsiebzig Minuten lang zerstueckeln KREATOR mit ihren Instrumenten die Trommelfelle, dann raeumt der Vierer das Feld fuer Wikingerprunk, Kriegsimpressionen und vollwertige Metaller-Kostueme - aka das koestliche Unterhaltungspaket SABATON.
Beinahe ein Kult, den der schwedische Fuenfer um sich schert - und der ab dem digitalen Intro komplett ausrastet. Panzer rollen auf der Grossleinwand durch ein Flammenmeer, es folgen "Ghost Division" und "Uprising". Eine Mischung aus Metal, Pomp und NS-Doku, dazu eiskalt einstudierte Choreographien aus dem Handbuch: Maehne schuettlen zum Slomo-Solo, Fingerzeig ins Publikum, theatralisches Headbangen. Peinlich genau und abgestimmt. Dazu Frontmann aka Charakter Joakim Broden, dank dessen Optik schon kaum ein Auge trocken bleibt. Zu "Swedish Pagans" verwandeln SABATON das Vogue Theatre mit Hilfe ihrer visuellen Trickkiste in einen nordischen Ozean und fordern lautstarke Choere vom Publikum. "Resist & Bite" erinnert beinahe an eine Art Sektengesang ziwschen RAMMSTEIN und MOONSORROW, dabei bleiben Groove und Fingerfertigkeit stets nah an der Seite von (vor allem) Gitarrist Tommy Johansson und Co. Die duestere und beinahe ausschliesslich kriegsbezogene Aura weiss die Band auch live zu uebertragen und mit Songs wie "The Final Solution" oder "The Last Stand" dick zu unterstreichen. Spannend, wie kurz zuvor noch KREATOR die selbe Buehne kaputtthrashen wollten, die jetzt und fuer knapp 90 Minuten von blonden, langen Maehnen und uebergrossem Pathos regiert wird. Ein Blick in den Moshpit macht Metal noch salonfaehiger: Ein ca. 10-jaehriges Maedchen headbangt sich auf Papas Schultern die Seele aus dem Leib, fuenf Meter weiter torkelt ein Mann schnurstraks in den Mischpult-Bereich. Fuer schlanke $45 gibt es das Tourshirt, fuer die eigentliche Agenda von SABATON auch nach dem heutigen Abend keine Erklaerung.