14.02.2020: THE STROKES, GURR - Berlin - Columbiahalle

21.02.2020
 

 

Kein Konzert auf deutschem Boden in über zehn Jahren – und dann ganz kurzfristig angekündigt, eine einzige Chance, exklusiv, in Berlin. Es war also keine Überraschung, dass die einzige Deutschland-Show der STROKES binnen weniger Minuten ausverkauft war.

Vor der Columbiahalle erwartete mich die längste Schlange, die ich bis jetzt an dieser Location gesehen hatte. Bei so einem seltenen Happening wollten wohl einige nicht unbedingt in der letzten Reihe stehen. Man hatte die U-Bahn am Platz der Luftbrücke noch nicht richtig verlassen und schon kamen einem die ersten verzweifelten Fans entgegen, die hofften, noch irgendwie an ein Ticket zu kommen. So war es bereits 19:30 Uhr sehr voll in der Columbiahalle und man bemerkte schon jetzt, dass eine unbeschwerte, ausgelassene Stimmung in der Luft lag und einige bereits des öfteren die Bar aufgesucht hatten.

Gerade einmal zehn Tage lagen zwischen Ankündigung und Showtag. Ebenso knapp konnte dann auch erst der Support bekannt gegeben werden: GURR aus Berlin durften den Abend eröffnen und erfuhren laut eigener Aussage auch erst einen Tag vorher davon. Passend zum Valentinstag mit Rosen an den Mikrofonständern stand die Band kurz nach 20 Uhr auf der Bühne. Die Stimmung war ab Song eins schon ausgesprochen gut. Es folgte ein schöner energischer Auftritt einer gut aufgelegten Band, der perfekt ins Vorprogramm des Hauptacts passte und mit einem Sprung von Bandhälfte Andreya Casablanca ins Publikum gekrönt wurde.

THE STROKES wären nicht THE STROKES, wenn sie pünktlich auf der Bühne stehen würden. Deshalb ließ man die Leute, die merklich von Minute zu Minute immer unruhiger wurden, erst einmal warten. Das funktionierte wunderbar, denn als die New Yorker dann mit ''Heart in a Cage'' ihr Set eröffneten, war die ganze Halle sofort voll dabei, am Grölen und in Bewegung. So sehr, dass die Security bereits am Anfang die ersten Leute rausziehen musste. ''You Only Live Once'' und das darauf folgende ''New York City Cops'' änderten natürlich nichts an diesem Zustand. Etwas weniger ausgelassen wurde es erst danach, denn mit ''The Adults Are Talking'' gab es einen neuen Song – einer von zwei neuen Höreindrücken, die an diesem Abend erklingen sollten. Beim Rest der Setlist wusste die Band, wie man die Leute in der Columbiahalle glücklich macht. Hits und Klassiker der ersten drei Alben sollten den Großteil der Setlist ausmachen. Dabei kamen Songs von ''Is This It'' und dem gut gealtereten Drittwerk ''First Impressions of Earth'' am meisten zum Zug. Kurz gefolgt vom zweiten Longplayer ''Room on Fire''.
An der Bühnenperformance der Band hat sich über all die Jahre nicht viel verändert. Mit einer Mischung irgendwo aus Coolness und leichter Arroganz war vor allem Julian Casablancas, heute mit Lederjacke und hochgeklappten Kragen, ganz der Alte. Während sich der Rest der Band eher sparsam auf der Bühne hin und her bewegte, schlenderte er öfters, besonders während der ersten Songs, etwas orientierungslos wirkend, über die Bühne.

Den Longplayer ''Angels'' aus 2011 ignorierte man übrigens komplett, während es vom letzten Album ''Comedown Machine'' mit ''One Way Trigger'' immerhin einen Song zu hören gab. ''Last Nite'' sollte der letzte Song vor der Zugabe werden. Dabei zeigte sich Casablancas ganz menschennah: Er begab sich ins Publikum, wo er trotz des Rummels um ihn herum die Töne überraschen gut traf. Der tolle Zugabendreier aus ''Juicebox'', "What Ever Happened?" und ''Someday'' schloss den Abend ab.
Das Konzert dauerte nur knapp über eine Stunde und dennoch hatte man nicht das Gefühl, dass es zu kurz geraten war. Zu gut ausgewählt waren die Songs, die fast die komplette Zeitspanne der Band abdeckten. Grinsende Gesichter, ein gut besuchter Merchstand und durchgeschwitzte Menschen wohin man blickte, machten auch nicht den Eindruck, dass hier jemand besonders enttäuscht nach Hause gehen würde. Bleibt zu hoffen, das die Band, wenn sie im April ihr neues Album veröffentlicht, wieder vorbeischaut und hoffentlich nicht wieder zehn Jahre wartet.

Die Bilder aller Bands gibt es hier: THE STROKES | GURR