15.11.2011: Against Me!, Crazy Arm, Three Chord Society - Hamburg- Knust

15.11.2011
 

 



Schland spielt heute Fußball gegen die Niederlande in der Arena am Rande der Stadt, direkt daneben in der O2 World gastieren die SÖHNE MANNHEIMS (ausverkauft). Dass nennt man dann wohl natürliche Selektion und freut sich auf die ebenso ausverkaufte Punkrockshow im mittelgroßen Laden im Herzen der Stadt.

THREE CHORD SOCIETY haben ihre Fans mitgebracht und gehen gut nach vorne. Ihr Anhang unterstützt sie dabei textsicher. Irgendwas ist da, was sich nicht greifen lässt, aber mitnimmt. Sie zündeln ein bisschen, wärmen die Ohren auf Betriebstemperatur und das mit einem verletzten Gitarristen, der heute nur sitzen kann.

CRAZY ARM können an Stellen, an denen sie nicht wie METALLICA klingen wollen, ordentlich was reißen. Dies gelingt zunehmend dort, wo ein Fiedler aus dem Dunkel tritt und die Frau am Mikro mitmacht. Dresscode in Schwarz soll die Musik in den Vordergrund rücken und die Rechnung geht auch Songweise auf. Soundprobleme, welche die Band zwischenzeitlich auf Drums und Bass reduzieren, tragen nicht gerade zur allgemeinen Begeisterung bei. Der Rest klingt so dahin.

Die Pärchendichte am heutigen Abend ist enorm und wir haben Mühe, im November den Frühlingsgefühlen um uns herum aus dem Weg zu gehen, bzw. nicht von fehlgeleiteten Händen mit einbezogen zu werden. Fummeln auf dem Punkrockkonzert... Fehlende Romantik wurde von den Verursachern schon am Eingang bewiesen. Kurze Nebengeschichte: Die Schlacht um Tickets für das Konzert brannte schon Meter vor dem Knust. Berufszivi Rune stach im Falle meines Überschusstickets das Pärchen aus, welches mir seine "total romantische Geschichte" zu ihrer Beziehung und AGAINST ME! dann auf einmal doch nicht mehr erzählen wollte. Nicht für einen Gratiseintritt für AGAINST ME!. Das nenne ich unromantisch!

Zurück also ins volle Knust mit all der Pärchenfüllung. Nach gefühlten Stunden treten AGAINST ME! auf die Bühne, machen nicht viele Worte und ballern direkt drauf los. Sie knüpfen eine schillernde Perlenkette aus Hitshitshits. Was anderes haben sie ja bekanntlich eh nicht drauf. Das Publikum geht ab. Es gibt keine Ansagen, keine Singalongs, nur extatisches Rumgehüpfe vor der Bühne. Zwischendurch könnte einem einfallen, dass ein bisschen mehr Kommunikation mit dem Publikum vielleicht nicht ganz so schlecht wäre, aber da kommt schon der nächste Chorus, das nächste Riff und der Gedanke wird zum Schmetterling am Kühlergrill. Die Band gönnt keinem eine Atempause. Nicht für die Extaten vor der Bühne, nicht den Pärchen in den hinteren Reihen. Leider hecheln sie teilweise so schnell durch die Songs, dass Singalongs vermutlich so ohne weiteres auch gar nicht möglich wären. Jeder Akkord sitzt. Technisch einwandfrei und vielleicht muss man nicht atmen, wenn einem davon eh nur die Spucke wegbleibt. Atmen kann man bei den SÖHNEN MANNHEIMS.

AGAINST ME! jedenfalls spielen ein langes Set, lassen sich kürzer um eine Zugabe bitten und am Ende ist man mit der Gesamtsituation zwar zufrieden, aber ein Quäntchen irgendwas fehlt. Vielleicht die nicht allzu durchschlagenden Vorbands, vielleicht die Nichtkommunikation, vielleicht kann auch einfach nicht jedes Konzert der Oberkracher sein... So what? Alles war gut.