18.05.2019: NOW, NOW, FOXING, DADDY ISSUES - Vancouver, BC - The Biltmore Cabaret

21.05.2019
 

 

FOXING, du wunderbares Phaenomen moderner Rockmusik. Wie willst Du deine beiden letzten Ueberalben "Dealer" und "Nearer My God" in eine Stunde Spielzeit verpacken? Und vor allem: Warum fuellst Du zusammen mit NOW, NOW auf der aktuellen Tour teils 1000er Venues, aber im sonst so Indie-affinen Vancouver schaffen es gerade einmal 150 Leute aus dem Haus? Hmm. Zuerst mal "verschwendet" das Sextett aus St. Louis die ersten Minuten mit ROY ORBISON's "Crying" vom Band - schliesslich soll artgerecht auf den Abend eingestimmt werden. Den Uebergang zum Opener "Grand Paradise" schaffen FOXING mit links. Der Einstieg klingt viel roher und pfundiger als auf Platte, dazu blenden laserartige Scheinwerfer und zielen auf schwitziges Haar und punktende Zeigefinger. FOXING. Legendaer.
Zuvor, beim Toursupport DADDY ISSUES, zaehlt neben der Musik auch die Message. Grunge, Indie, Riot-Grrl-Attituede, dazu viel Emotionen und gelegentliche Pop-Ausbrueche. Das Trio aus Nashville verzaubert mit Songs wie "High Street" oder "In Your Head" und hilft beim Abdriften in eine faire, ehrliche, offene, leider viel zu weit entfernte Welt. Solide, aber zu keinem Zeitpunkt herausragend.
 
 
Es scheint fast, als verwaehren FOXING absichtlich den Blick auf die Buehne. Die Seiten sind mit schwarzem Vorhang verdunkelt, besagte Scheinwerfer beleuchten mehr den Saal des Biltmore Cabarets, der am heutigen Abend bloss zu etwa zwei Dritteln gefuellt ist. "The Medic" dringt dennoch in die letzte Nische des Kellers vor. Im Gegensatz zum oft verkopften Sound der Band sind Frontmann Conor Murphy und Co zugaenglich, scherzen und setzen auf Austausch mit dem Publikum. Ein erstes Trompetensolo erntet tosenden Beifall. Ebenso ein zweiter Ansatz. Neben dem fantastischen "The Magdalene" praesentieren FOXING mit "Won't Drown" einen weiteren von vielen Songs des aktuellen Albums. Das laute Schlagzeug schwimmt manchmal, aber bestimmt stets die Dynamik, dagegen kommen die flaechigen Synthesizer ebenso wenig an wie die angezerrten Gitarren.
"Heartbeats" - ein weiteres Highlight kurz vorm Finale "Nearer My God" - ein Song, den FOXING in gleich fuenf Sprachen aufgenommen haben und dessen Finale zum Ausrasten auf der Buehne einlaedt. Intensiv und trotz der geschichteten Instrumente offensichtlich und organisch - ein durchweg positives Erlebnis.
Gegen FOXING wirkt der fluffige Pop von NOW, NOW fast wie ein zu krasser Kontrast. "Wolf" eroeffnet das Set und erliegt einem Komplettausfall von Cacie Dalager's Mikrofon. Das Publikum ist loyal und wie ausgetauscht, feiert, singt und schuettelt sich mit den Takten von "MJ" und natuerlich "Yours", dennoch scheint das Set des Duo's aus Minneapolis wie selbstverstaendlich aufgefasst zu werden. Brian, ein junger Besucher, wird unter Jubel zum lebenden Mikrofonstaender umfunktioniert, danach geht "Holy Water" im intimen Club beinahe verloren. NOW, NOW kichern und huepfen, gehen auf Tuchfuehlung, und erlauben Songs wie "AZ" live aufzugehen und an Druck und Tempo zu gewinnen. Nach einer Stunde Spielzeit allerdings bleiben FOXING oben auf dem Treppchen, geben NOW, NOW verdient die Hand und stiften dann zum Gruppenkuscheln an. Auf das Beinahe-Ende einer langen gemeinsamen Tour. Legendaer. Zumindest FOXING.