21.05.2019: VÖGEL DIE ERDE ESSEN, FUXX - Hamburg - Hafenklang

22.05.2019
 

 

Picknick am Abgrund. VÖGEL DIE ERDE ESSEN laden zum Stelldichein im Hamburger Hafenklang.
Draußen: Weltuntergang
Drinnen: Indie-Emo-Pop-Soul-Punk-...-Geballer
Alle rein da. Ist auch trocken.

Nachdem VÖGEL DIE ERDE ESSEN aufgrund schleppender Vorverkaufszahlen einige Shows absagen mussten, ist der Tourplan auf ein Minimum geschrumpft. Doch auf Hamburg bleibt (trotz schlechtem Wetter) Verlass. Dienstag, großer Saal, ordentlich gefüllt. Passt, passt, passt.

 

 

FUXX aus Hamburg eröffnen den Abend. Heimspiel. Hafenklang-Premiere. Die Band, die sich auf Facebook liebevoll gegenseitig mit Worten wie "Bandmutti", "Band-Opa" oder "Band-Schelm" vorstellt, spielt deutschsprachige Rockmusik mit weiblichem Gesang. Bandmutti Lina Groth gibt den Ton an - bei den Ansagen, wie auch beim Gesang. Geradlinig, straight, nach vorne gehend. FUXX sind eine der Deutsch-Rock-Bands, wie sie jede mittelgroße deutsche Vorstadt, jede Werkrealschule, jedes Dorffest zu bieten hat. Die Ballade darf genau so wenig fehlen, wie der Part zum Haare schütteln. Rock'n'Roll. Bandwettbewerbe, Publikumsanimationen, der gesamte Freundeskreis im Publikum. FUXX fordern das Publikum zum Mitklatschen und Mitspringen auf und machen Ansagen, bei denen die Stimme am Ende jeden Satzes unangenehm noch oben geht. "Freut ihr euch schon auf VÖGEL DIE ERDE ESSEN? Wuuuhhhhuuuu." Und wehe das Publikum spielt nicht mit,… doch das Hafenklang hat Erbarmen.
Zwar treffen die Hamburger die Töne, haben keinen größeren Verspieler in ihrem Gitarren-, Bass- oder Schlagzeugspiel und klingen auch ansonsten grundsolide,… viel mehr aber eben auch nicht. "Das geht doch noch lauter!" Nein. Spaß haben Band und große Teile des Publikums trotzdem. Passt.

 

Ganz anders VÖGEL DIE ERDE ESSEN. Funkig, punkig, noisig, poppig, soulig,... VÖGEL DIE ERDE ESSEN sind alles und nichts. Die Berliner können sich nicht so recht entscheiden und nehmen einfach so ziemlich jedes Genre auf ihrem Weg Richtung Abgrund mit.
Moritz Bossmann, Jan Preissler und Oli Friedrich holen die goldene Peitsche raus. Schrill, bunt, aber vor allem golden. In kurzen Hosen, Adiletten und Hawai-Hemd bringen die drei ein wenig Sonnenschein in die Hansestadt. Und Hamburg tanzt. Nicht gut, aber ausgelassen. Vor der Bühne wird sich wild im Takt bewegt. Ausgeklügelte Tanzchoreos treffen auf stürmische, planlose Bewegungen und diese wiederum auf die klassischen Mitwipper. Das Publikum ist verschieden wie die Band selbst. Die Tanztile auch. Punk trifft auf Funk, Pop auf Rock. Auch vor der Bühne.

Insgesamt ist das Publikum gut aufgelegt, schaltet sich immer wieder ins Gespräch mit ein und kontert gekonnt.

„Unser Tonmann hat vor dem Konzert angemerkt, dass man in den ersten Reihen keinen Gesang hört. Kommt trotzdem näher und hört uns nicht.“
„Okay. Wir kaufen uns einfach eine Platte und hören das nach.“

Zustimmung auch von Seiten der Band. Das größte Manko ist jedoch tatsächlich der Sound, der oft nicht die Power wie auf Platte hat.
Zu sehen gibt es so oder so genug. Ansonsten u.a. bei DIE TENTAKEL VON DELPHI um KÄPTN PENG, dem Berliner / Wiener Ambient-Duo WAELDER und MIGHTY OAKS aktiv, merkt man den Musikern ihre Erfahrung an. Gut gelaunt, bestens aufgelegt, mit Spaß an der Sache. Beste Voraussetzungen.

 

Da die Band auf ihrem neuen Album noch einmal mehr ausprobiert, ist die Band mittlerweile (zumindest live) zu viert unterwegs. Elia unterstützt die Band im Hintergrund. Passt bestens ins Gesamtbild.

Die goldene Peitsche knallt. VÖGEL DIE ERDE ESSEN essen das Hafenklang auf.
BILDERBUCH treffen auf Rockmusik. Wunderschön.
„Das geht doch noch lauter!“ Ja.