22.02.2019: THE DIRTY NIL, WHITE TRASH - Weinheim - Cafe Central

25.02.2019
 

 

Freitag Abend. Weinheim. Wochenende. THE DIRTY NIL und WHITE TRASH rufen zur Punk-Rock-Sause ins Cafe Central nach Weinheim. Und Weinheim und Umgebung folgt. Volles Haus, gute Stimmung, Punk.

WHITE TRASH aus Groß Britannien. Nicht aus New York. Die Band mit namhaften Mitgliedern wie Al Kershaw (The Computers),  Lianna Lee Davis (Turbowolf), Aidan Sin (The Computers ), James Mattock (Ex-Sharks) und Gitarrist Flip de Capo (professioneller Skateboarder) spielt eine Mischung aus Punk und Garage und ist verdammt gut aufgelegt an diesem Abend. Sonnenbrille, Lederjacke, selbst gesprühtes Banner. Attitude, Selbstbewusstsein, Bühnenpräsenz gleich 100 Prozent.
Sänger Al Kershaw hält es kaum auf der Bühne. Immer wieder zieht es den Briten in den Zuschauerraum. Zuerst ganz gesittet, später dann auf einen Stehtisch, den er sich selbst vor die Bühne zieht. Dort verbringt er von nun an den Großteil des 30 minütigen WHITE TRASH-Sets, während die Zuschauer damit beschäftigt sind, den Tisch festzuhalten, damit jener nicht mitsamt zappeligem Sänger in der Horizontalen auf dem Boden landet. Wer sich gerade nicht mit seiner Hand am Stehtisch fest klammert, tanzt, singt und lässt sich von der energiegeladene, lauten Show mit reißen. Stark.

Eine weitere Konstante (neben dem wackelnden Stehtisch) bilden die Ansagen der Band, man möge doch bitte am Merchandise-Stand zuschlagen. Das Band-Leben scheint aktuell finanziell nicht allzu rosig aus zu sehen - ein Glück, dass wirklich einige der Zuschauer den Weg zum Merch finden. Und auch der Versuch nach dem Konzert am Ausgang noch ein paar Platten abzusetzen, wird genutzt. Punk-Rock überleben. Hast du noch ne Mark?

Umbaupause, weiter geht´s. THE DIRTY NIL aus Kanada läuten das zweite Punk-Rock Konzert an diesem Abend ein. Ohne Stehtisch und ohne finanzielle Sorgen. Zumindest offiziell.
Die aktuelle Europa-Tour der Kanadier ist eine ganz besondere und hätte beinahe nicht stattfinden können. Wenige Tage / Wochen vor dem Tourstart, bricht sich der Bassist der Band Ross Miller die Hand und fällt damit für die folgende Tour aus. Zumindest an seinem Instrument. Hand kaputt, Tour auf der Kippe. Kurzfristig springt jedoch mit Jonathan Gallant von BILLY TALENT ein namhafter Ersatz ein, um Ross Miller auf Tour zu ersetzen und die Europa Tour damit trotzdem möglich zu machen. Kleine Clubs statt große Hallen, Cafe Central in Weinheim anstatt Festhalle in Frankfurt. Jonathan Gallant hat dennoch sichtlich Bock auf die Tour. Im BILLY TALENT T-Shirt steht der Aushilfsbassist grinsend am rechten Bühnenrand, gibt den Takt vor und singt immer wieder lautstark mit. Sieht nach Spaß aus.
Auch Ross Miller hat es trotz gebrochenem Arm mit nach Europa geschafft und mimt den Animateur in der Bühnenmitte. Wie ein Flummi springt der nimmermüde Kanadier auf und ab. Man kann seinem T-Shirt förmlich dabei zu sehen, wie es Schweiß getränkt nach und nach die Farbe wechselt. Die Aufgaben des verletzen Bassisten sind klar: Backgroundgesang, Zuschauer animieren und dann wieder abtauchen. Und wieder auftauchen. Ohne Rücksicht auf den gebrochenen Arm. Ach, wie lustig. 110 Prozent Körpereinsatz.
Sänger Luke Bentham überrascht auf der linken Seite der Bühne mit glitzerndem Oberteil, Kaugummi im Mund und (auch live) überragender Stimme. Kein Unterschied zur Platte. Laut, energiegeladen, einzigartig.



Ansagen gibt es weniger. Wenn, dann aber schöne, lustige und beinahe schon irrwitzige Geschichten:
Das Cafe Central in Weinheim ist dabei laut Luke Bentham ein ganz besonderer Ort, der sich in das Gedächtnis der Band eingebrannt hat. Das letzte Mal als THE DIRTY NIL im Cafe Central in Weinheim gespielt haben, waren exakt 7 zahlende Gäste im Zuschauerraum. Als Vorband für eine finnische Metal-Band durften die Kanadier das minimalistische Publikum in Weinheim einheizen. Einziges Problem, neben der geringen Zuschauerzahl: Weinheim war nach Amsterdam der letzte Tourstop der Tour, bevor es zurück nach Kanada ging und die Vorräte aus Amsterdam, verpackt in leckeren Brownies, noch immer verdammt groß. Und so verbrachte Luke Benthan den Tag damit Hasch-Brownies zu vertilgen und zu gedröhnter und zu gedröhnter zu werden. So zu gedröhnt, dass er bei der Show im Anschluss für 7 (!!!) Zuschauer seine Gitarre zerschlug. 200 Prozent Körpereinsatz.

Die Gitarre bleibt an diesem Abend ganz. Und auch dir Zuschauer sind eindeutig mehr. Die Show und der Körpereinsatz stimmen trotzdem. Unglaublich energiegeladenes, kurzweiliges Konzert.
Mehr.