22.11.2016: Rise Up Tour mit SILVERSTEIN, MEMPHIS MAY FIRE, THE DEVIL WEARS PRADA, LIKE MOTHS TO FLAMES - Hamburg - Markthalle

24.11.2016
 

 

Auf immer mehr Touren werden als Support Label-Kollegen des Headliners mitgeschickt - oft um diese vorzustellen und schon einmal eine erste Fanbase für die möglicherweise folgende eigene Headline-Tournee zu gewinnen. Am vergangenen Dienstag musste in Hamburg jedoch keine Band neu vorgestellt werden: mit LIKE MOTHS TO FLAMES, THE DEVIL WEARS PRADA, MEMPHIS MAY FIRE und SILVERSTEIN schickte das amerikanische Label Rise Records einige seiner beliebtesten Gruppen in die Hansestadt. 

Der Abend begann schon früh: um 18.30 Uhr öffneten die Türen der Markthalle. Das Publikum zeigte sich recht gemischt, egal ob 16-Jähriger, der das Genre vielleicht gerade erst entdeckt hat oder 35-Jähriger, der SILVERSTEIN schon seit über 10 Jahren kennt, alle bahnten sich vorbei am Merch ihren Weg in die Halle. Pünktlich um 19.15 Uhr standen dann auch schon LIKE MOTHS TO FLAMES auf der Bühne. Die Gruppe aus Ohio legte einen "Kickstart" hin. Während das Publikum erst langsam die Aufmerksamkeit auf die Bühne lenkte, gab Sänger Christopher Roetter von der ersten Minute an alles. Während sie mit "Bury Your Pain" in ihr Set starteten forderte Roetter auch gleich "get the fuck on your feet Germany!" LIKE MOTHS TO FLAMES hatten wohl den schwierigsten Slot des abends, nur langsam entstand etwas Bewegung. Die Amerikaner spielten neben "Fighting Fire With Fire"  vom 2015er Album "The Dying Things We Live For" auch ältere Stücke, unter anderem "GNF", "The Worst in Me" und "A Feast For Crows". Mit "You Won't Be Missed" verabschiedete sich das Sextett nach 30 Minuten.

Nach einer kurzen Umbaupause betraten um 20.05 Uhr THE DEVIL WEARS PRADA die Bühne.  Die ebenfalls aus Ohio stammende Band zeigte die musikalisch härtesten  40 Minuten des Abends. Während TDWP früher oft den Titel einer "christlichen Band" hatten ist davon in Hamburg nichts zu spüren. Zwischen den Stücken, unter anderem "Planet A" vom 2015er Album "Space" und "Outnumbered" von "Dead&Alive" sprach Sänger Mike Hranica nur wenig, eine Sache wollte er jedoch loswerden: mit einem "we are Americans and we say fuck Trump!" machte er seine politische Haltung deutlich. THE DEVIL WEARS PRADA waren sicherlich für einige Besucher der Hauptgrund die Show anzusehen. Nach und nach entstand mehr Bewegung in der Halle, doch da die Markthalle bei weitem nicht ausverkauft war, blieb es bei kleineren Circle Pits mittig vor der Bühne. Nach "Born To Loose" und "Daughter" beendeten TDWP mit "Asteroid" ihr Set. Einzelne "we want more"-Rufe der Zuschauer wurden nicht erfüllt - dies lag sicher auch an dem engen Zeitplan und zeigte Respekt gegenüber den anderen Bands die noch folgen sollten.

Auch bei der nächsten Band besteht eine Verbindung zum Christentum. Sänger Matty Mullins von MEMPHIS MAY FIRE macht kein Geheimnis daraus, dass er Christ ist. Trotz dessen wurden auf der Bühne  keinerlei "Bekehrungsversuche" unternommen. Um 21.05 Uhr erklang "Carry On" und legte den Grundstein für 35 Minuten Höchstleistung. Egal ob Shoutings oder cleane Parts, Mullins lieferte scheinbar mühelos ab und wirkte dabei äußerst sympathisch. Die Gruppe aus Dallas spielte einen bunten Mix ihrer Alben, unter anderem "Prove Me Right", "Beneath The Skin" und "The Sinner". Auch den Song "This Light I Hold", der mit Jacoby Shaddix von PAPA ROACH aufgenommen wurde fand Platz auf der Setlist.  Nach "Vices" überließen MEMPHIS MAY FIRE die Bühne der letzten Band des Abends.

SILVERSTEIN aus Kanada haben sich in Deutschland eine treue Fanbase erspielt, was nicht zuletzt daran liegt, dass sie regelmäßig Hierzulande auf Tour sind. Bezeichnen konnte man sie in Hamburg als Headliner, dies nicht nur aufgrund der Spielzeit, die mit etwas über einer Stunde die längste der vier Bands war sondern auch, da wohl die meisten Besucher für SILVERSTEIN das Ticket gekauft hatten. Um 22.05 Uhr leuchtete der Techniker von der Bühne aus mit der Taschenlampe und es hätte eigentlich losgehen sollen - wäre da nicht ein Problem auf der Bühne gewesen. Hektisch versuchten drei Personen im Lichtkegel der Taschenlampe ein technisches Problem zu lösen. Da sich dies doch länger als gedacht hinzog wurde erst einmal wieder die Pausenmusik lauter gedreht. Während "Another One Bites the Dust" erklang schien das Publikum sich daran nicht zu stören und fing schon einmal an zu Klatschen und zu Jubeln. Nach 3-4 Minuten lief dann alles und die Kanadier konnten die Bühne betreten. Lautstark begann das Set mit "On Brave Mountains We Conquer" vom 2013er Album "This Is How The Wind Shifts". Sänger Shane Told wollte in Hamburg wirklich alles geben. Es wirkte als hätte er sich von der harten Gangart von THE DEVIL WEARS PRADA oder LIKE MOTHS TO FLAMES beeinflussen lassen und würde nun ebenfalls noch härter singen wollen als sonst. An manchen Stellen passte dies nicht so recht zu den Songs, die zwar auch dem Genre Post-Hardcore zuzuordnen sind, jedoch normalerweise eben auch eine ruhige Seite haben. Hier und da tauchte dann auch mal ein Ton auf der deutlich daneben war - aufgrund der guten Bühnenshow und der sympathischen Art konnte man aber schnell darüber hinweg sehen bzw. hören. Weiter ging es mit "The Artist" bevor es mit "Smashed Into Pieces" auch etwas für Oldschool-Fans zu hören gab. Bei "Massachusetts" zeigte sich das Publikum Textsicher. Mit "Ghost" stellte das Quintett, das mittlerweile schon seit 16 Jahren besteht und somit zu den "Urgesteinen" des Post-Hardcore gehört, einen neuen Song vor, der vom Publikum durchweg gut angenommen wurde. Sänger Shane bedankte sich zwischen den Songs bei den anderen Bands aber auch bei dem Publikum für die jahrelange Unterstützung und betonte wie gerne sie in Deutschland spielen. Die Harmonie zwischen den Bandmitgliedern wurde immer wieder deutlich, eine kleine Rammstein-Einlage bei der Shane witzelte, dass sie manchmal verwechseln würden ob sie nun Silverstein oder Rammstein seien, lockerte die Show auf. Als einzige Gruppe gaben SILVERSTEIN nach ca. 60 Minuten eine Zugabe. Bei "Toronto" zeigte Sänger Shane Told dann auch endlich sein Können im Bezug auf die ruhigeren Töne: nur mit Akustikgitarre startete er in das Lied bevor seine Bandkollegen Josh, Bill, Paul und Paul wieder gemeinsam einsetzten.

 Fazit: Für jeden Metalcore- / Post-Hardcore-Fan war an diesem Abend wohl das richtige dabei. Trotz des gleichen Genres zeigte jede Gruppe das "besondere Etwas" dass sie von anderen Bands unterscheidet. Somit wurde es während der ca. 4 Stunden Spielzeit nicht einmal langweilig.