27.08.2008: See You Next Tuesday, Trigger The Bloodshed, Far From Horizon - Bielefelder Falkendom

27.08.2008
 

 



Ein außergewöhnlich heftiges Billing präsentierte sich an diesem Abend im Falkendom zu Bielefeld und leider wurde dies nur von etwa 70 zahlenden Gästen honoriert. Darunter befanden sich kataloggekleidete Hardcorejünger, in die Jahre gekommende Metalmaniacs, Kuttenträger und natürlich Nachwuchsbanger. So war das Auditorium gemischt, die Stimmung gut und die Erwartungen sehr hoch.

Los ging es mit der Bielefelder Deathcore Hoffnung FAR FROM HORIZON. Die fünf Jungs präsentierten im Wesentlichen die Songs ihrer frisch gepressten Split mit CULT OF GAIA, gaben sich technisch versiert und bis in die Haarspitzen motiviert. Die Songs der Band sind als klassischer Deathcore mit progressiven Elementen zu bezeichnen, Sänger Conny Schattka beherrscht sowohl die tiefen Growls als auch die Screams und die Hintermannschaft zockte sich souverän durch die schnellen Parts, die immer wieder durch Breaks und Slomo-Attacken aufgelockert wurden. Die Band wirkte gut eingespielt und äußerst symphatisch, ich bin gespannt, was in Zukunft noch von dem Quintett zustande gebracht wird.

Danach mussten TRIGGER THE BLOODSHED auf die Bühne und es folgte ein halbstündiges Blastinferno. Das Debüt "Purgation" der mit einem fiesen britischen Akzent ausgestatteten Engländer lässt kaum Zeit zu Atmen, so unbarmherzig und brutal werden die Tracks runtergeprügelt. Erstaunlich war dabei, wie tight und auf den Punkt die eingestreuten Ruhepole von der äußerst jungen Band gezockt wurden. Ein Augenfang war der kleine Sänger, der teilweise wirkte, als sei ein Zäpfchen in seinem Innersten geplatzt. Zwischen den Songs (und auch nach dem Konzert) wirkte er wie die Ruhe selbst, aber sobald das nächste Inferno anstand, drehte er den Schalter um und wurde zu einem kleinen Derwisch, der alles in Schutt und Asche growlte. Ich wartete förmlich darauf, dass seine Augäpfel aus den Augenhöhlen fielen, so energiegeladen und inbrünstig war die Performance. Negativ anzumerken ist allein die Tatsache, dass die Gruppe ansonsten sehr statisch agierte, da hätte die Bühne mehr ausgenutzt werden dürfen. Dennoch war dies Death Metal mit Core-Versatz vom Allerfeinsten, schnell, brutal und schnörkellos. Honoriert von einigen langhaarigen Bombenlegern, die permanent ihre Matte kreisen ließen. Klasse Auftritt der Engländer!

Danach die Sickos von SEE YOU NEXT TUESDAY (die liebevoll CUNT abgekürzt werden). Das Quartett ist einfach nur geil und das vom Einstimmen bis zur Zugabe. Als die Instrumente von den Protagonisten auf die gute Dreiviertelstunde vorbereitet wurden (ein Dank an den Gitarristen, der u. a. SLAYERs "South Of Heaven" anspielte), machten sie noch einen gelangweilten und fast schon ausgelaugten Eindruck. Frei nach dem Motto: Kommen wir schon einmal in eine Scheiß-Stadt, müssen wir auch noch vor einem Scheiß-Publikum spielen). Aber dann brach ein Feuerwerk los, dass eigentlich nur mit einem Wort beschrieben werden kann: Atemberaubend! Die Sickos sprangen die Bühne rauf und runter, trafen dabei aber jeden Ton, hatten mächtig Spaß und waren einfach ein hochgenuss. Im Gegensatz zu den anderen Bands merkte und sah man der Band ihre Hardcore-Herkunft an (die Vorgruppen dürften eher metalorientierte Laufbahnen absolviert haben), wobei der Sound natürlich nur noch rudimentär etwas mit dieser Musikeinstellung zu tun hat. Wildes Grindgeschrubbe, Screamo, alle möglichen Metalsorten, Post-Hardcore und und und bildet das Grundgerüst dieser Combo, eigentlich kann so der Soundtrack einer Höllenfahrt beschrieben werden. Die vier Typen sahen alle grundverschieden aus, gaben eine grundverschiedene Performance ab, aber ließen ihre Instrumente bzw. ihre Stimme in genau diesem Inferno aufeinandertreffen. Dieser Band zuzusehen macht Spaß und ich freue mich schon auf den bald angekündigten zweiten Longplayer (wober "Long" ein wenig übertrieben sein dürfte, brachte es das Debüt "Parasite" doch gerade mal auch 18 Minuten). Endlich kamen auch die bei TRIGGER THE BLOODSHED etwas irritiert schauenden Katalog gekleideten Hardcore-Kiddies besser zum Zuge, endlich konnten sie die Blicke auf sich ziehen, die sie bis dahin nicht ernten konnten. Endlich konnten sie ihre Dehnübungen plakativ ausüben, endlich. Aber CUNT keine langen Windmühleneskapaden zu, denn zu schnell wurde vom einen Genre zum anderen gewechselt, von den uuultrazähen Passagen bis zur völligen Raserei vergingen teilweise keine zehn Sekunden. Ein krasser Auftritt einer krassen Band.

Festzuhalten bleibt, dass die drei Bands für Liebhaber extremer Kost ein Leckerbissen und jeden Cent des Eintritts mehr als wert waren. Schade nur, dass dies nicht von den Bielefeldern und Umgebung honoriert wurde. Aber dem Veranstalter muss für das Wagnis, solche Bands an einem Mittwoch nach Bielefeld zu holen, ein Dankeschön und "Weiter so" ausgesprochen werden.