27.11.2010: The Real Danger, Youth Brigade, Lighthouse, Touché Amoré, Mr. Anderson - AJZ - Bielefeld

27.11.2010
 

 

Nachdem ich mich schon eine ganze Weile auf diesen Tag freue, ist der 27. November nun endlich angebrochen und damit steht ein ganz besonderes Konzert in meinem Terminkalender. Dieses findet heute im AJZ in Bielefeld statt und enthält im Line-Up mit TOUCHÉ AMORÉ eine meiner absoluten Lieblingsbands und mit YOUTH BRIGADE eine echte Legende der Szene. So verspricht der Abend schon im Vorfeld ein absolutes Highlight zu werden.

Die Herren von YOUTH BRIGADE haben gerade erst eine Dokumentation über ihre Band und ihr Label BYO Records mit dem Namen „Let Them Know“ herausgebracht, die man sich übrigens im Vorfeld des Konzerts kostenlos anschauen konnte. Da der Film durch viele Originalaufnahmen und Interviews wirklich informativ und auch lustig ist, kann ich ihn an dieser Stelle nur weiter empfehlen. Ich bin zumindest nun voll in Stimmung und habe richtig Lust auf das Konzert.

Den Auftakt bestreiten MR. ANDERSON aus Bielefeld. Diese haben es jedoch noch ein wenig schwer, da das Publikum noch nicht wirklich warm ist, wie auch bei gefühlten -10 Grad im AJZ. Doch lassen sich die Herren davon nicht beirren und spielen munter ihren Punkrock, der dann auch wirklich noch einige Leute zum pogen bewegt. Mich können sie leider nicht so ganz überzeugen und auch das ständige „Ooooohhhhh“ und „Aaaahhh“ in ihren Songs ist eher störend. So bleibt es bei mir bei einem freundlichen Klatschen.

Was folgt ist jedoch eine echte Überraschung und zwar im absolut positiven Sinne. Bisher habe ich noch nichts von der Band LIGHTHOUSE gehört, doch was die Jungs nun abliefern ist mehr als amtlich und trifft genau meinen Geschmack. So wird einem mal wieder bewusst, dass auch Deutschland in Sachen depressiven melodischen Hardcore so einiges zu bieten hat. LIGHTHOUSE liefern ein sehr energiegeladenes Set, das nur so vor Wut und Verzweiflung strotzt und schaffen es außer mir wohl noch so manch anderen zu begeistern. Leider ist dieses nach viel zu kurzer Zeit schon wieder beendet, doch hinterlassen sie einen durchweg positiven Eindruck, so dass ich mich wohl demnächst mal etwas intensiver mit dieser Band beschäftigen werde.

THE REAL DANGER schaffen es hingegen nicht mich wirklich von den Socken zu hauen, wobei sie bei den Leuten doch gut anzukommen scheinen. Für meinen Geschmack wirkt der Sänger, der erstaunliche Ähnlichkeit mit Dallas Green aufweist, einfach zu unmotiviert und ausdruckslos und auch ihr Punkrock wirkt zu beliebig und nicht besonders innovativ. Wobei das Misfits-Cover doch durchaus gelungen ist und einiges an Stimmung aufkommen lässt. Doch sowieso sind die Leute seit dem Auftritt von LIGHTHOUSE etwas ausgelassener und beweglicher und lassen sich so zu manchem Stagedive hinreißen. Man kann förmlich zusehen, wie mit jeder Band die Stimmung weiter steigt.

Meine Stimmung hat bei der folgenden Band nun ihren absoluten Höhepunkt erreicht, denn nun sind endlich TOUCHÉ AMORÉ an der Reihe ihre ganze Energie und Wut raus zu lassen. Wie hatte ich mich doch auf diesen Augenblick gefreut und das absolut zu recht, denn was diese Jungs abliefern bereitet mir am ganzen Körper Gänsehaut. Sänger Jeremy hört sich zwar, und ich entschuldige mich im Voraus schon mal für diesen Vergleich, wenn er spricht ein wenig wie eine Micky Mouse an, doch was aus diesem Körper für eine Kraft, Wut und Verzweiflung kommt, ist manchmal kaum zu glauben. Selbst ohne Mikro schafft er es seine Emotionen perfekt auf den Hörer zu übertragen und lässt mir einen kalten Schauer den Rücken runter laufen. Die Menge, mich eingeschlossen, ist hin und weg von dieser Band und ihrer Performence und scheint nur auf diese gewartet zu haben. So verfehlen Songs wie „Cadence“ und „Nine“ garantiert nicht ihre Wirkung und werden von den Leuten gefeiert. Wobei der Höhepunkt ihres Sets wohl mit dem letzten Song erreicht ist, der, wie sollte es auch anders sein, „Honest Sleep“ heißt. Dieser bildet einen grandiosen Abschluss eines großartigen Sets und lässt einen bei den letzten Zeilen, die wie so oft vom Publikum geschrien werden, noch einmal erschauern. Unfassbar wie großartig TOUCHÉ AMORÉ doch live sind.

Nun sind wir auch schon fast am Ende des Abends und es fehlen nur noch die Herren von YOUTH BRIGADE. Mit diesen steht nun also eine echte Legende auf der Bühne mit über 30 Jahren Erfahrung. Genau das merkt man ihnen auch an, denn sie spielen ihr Set sehr souverän und scheinen immer noch verdammt viel Spaß dabei zu haben. So hauen sie nun einen Klassiker nach dem anderen raus und wissen die Menge zu begeistern, die sich anscheinend den Arsch ab freut, diese Band noch einmal live zu erleben. So spielen YOUTH BRIGADE auch eine knappe Stunde und geben noch so manche Zugabe, bis auch der letzte Besucher voll auf seine Kosten gekommen ist.

Wie schon im Vorfeld zu erwarten war, wurde dies ein großartiger Abend, der so einiges zu bieten hatte und mir bestimmt noch eine Weile in Erinnerung bleiben wird.