28.06.2018: EMMURE, RISING ANGER, HEART//DOWN - Weinheim - Café Central

29.06.2018
 

 

Dieser Bericht wurde von unserem Autoren Ranjo Doering geschrieben:

Es ist der Tag nach dem blamablen WM-Aus und viele Anhänger der deutschen Fußball-Nationalmannschaft sind wohl noch immer ein wenig frustriert. Eigentlich ideal, dass zum Frustabbau gleich drei wütende Bands im Café Central in Weinheim auf der Bühne stehen: Die Brecher von EMMURE als Headliner, Support sind RISING ANGER und HEART//DOWN.

Passend zum derzeit omnipräsenten Fußball trägt auch Gitarrist Andreas Reinhard von HEART//DOWN ein altes 1.FC Kaiserslautern-Trikot von Kultkicker Mario Basler. Die Band aus der Pfalz eröffnet mit einem halbstündigen Set den Abend. Da kommen nostalgische Erinnerungen an Bundesligazeiten hoch. Mein Gott, was waren das noch für Zeiten, als der Kettenraucher für den FCK gegen den Ball trat. 2006 gegründet, weiß die Band mit ihrem Mix aus Hardcore und Metal zu gefallen. Fiese Shouts treffen auf Clean-Parts und auch im Pit gibt es erste Bewegung, inklusive zweier Violent-Dancer. „Lasst euch gehen. Bewegt euch“, feuert Sänger Falk Leidemer den schon gut gefüllten Saal weiter an. Mit im Gepäck hat die Band Songs ihrer aktuellen EP „Life“.

Gut befreundet sind HEART//DOWN mit RISING ANGER aus Wiesbaden, die anschließend die Stage übernehmen. Die Band spielt einen guten Mix zwischen Melodic Hardcore und Metalcore, mixt dabei getragene Passagen, Postrockanleihen mit fiesen Breakdowns. Mit weit aufgerissenen Augen brüllt Sänger Schöbi seine Wut hinaus ins Publikum. Dem fordernden „Your Arcadia“ stellt der Frontmann die Bandphilosophie voraus. „Der Song steht auch für die Solidarität und die Aufopferung, die wir alle fünf verkörpern. Es ist wichtig, dass wir freundschaftlich miteinander umgehen und aufeinander aufpassen.“ Begonnen haben RISING ANGER 2009, zwei Jahre später erschien die erste EP, 2014 dann das erste Album „Mindfinder“. Neben Songs davon gibt es auch Stücke der bislang letzten EP „Of Fights And Lights“ (2016). Dreißig Minuten Vollgas, die mit verdientem Applaus bedacht werden

Um kurz vor halb elf treten dann EMMURE auf die Bühne. Die Band aus dem US-amerikanischen Connecticut hat den Laden mit ihrem brachialen Death- und Metalcore sofort im Griff. Die schwülen Temperaturen zollen nun im engen Innenraum Tribut, der Schweiß läuft bei den knapp 250 Besuchern in Strömen. Der Fokus des mehr als 50-minütigen Sets liegt ganz klar auf dem neuen Material und dem aktuellen Album „Look At Yourself“. Auf das pulsierende Brecher-Intro „You Asked For It“ folgen, wie auf Platte, „Shinjuku Masterlord“ und „Smokey“. Sänger Franki Palmeri, mit weißem Shirt und Basecap, steht mal anheizend am Bühnenrand, mal kauert er keifend und groulend auf dem Boden. Gitarrist Josh Travis, zunächst typisch mit aufgezogener Kapuze, gibt der Band auch live einen wuchtigen Sound. Seit 2016 spielen EMMURE in neuer Besetzung, vier Bandmitglieder verließen damals die Band, zurück blieb Enfante terrible Palmeri. Dem hat es noch nie an einem gewissen Selbstbewusstsein gemangelt: Mit den Worten „Magst du harte Musik, magst du dieses Album. Wenn nicht, stimmt was nicht mit dir“ hatte Palmeri "Look At Yourself" (2017) angekündigt.

Live funktionieren von der CD vor allem der Mitgröhler „Torch“ und das tolle „Flag of the beast“. „I am the fucking antichrist“ grunzt der volltätowierte Palmeri der Crowd wuchtig im Refrain entgegen. Apropos Fuck: die Anzahl der Schimpfwörter, der „fucks“ und „motherfucking‘s“ schnellt bei Palmeris Ansagen ganz schnell in den roten Bereich. Gehört zu einer bösen Show ja aber auch dazu. Auch Fans der älteren Alben kommen auf ihre Kosten, beispielsweise mit dem bretternden „R2Deepthroat“ oder „Bring A Gun To School“. EMMURE mit neuer Besetzung überzeugen durch eine enorme Wucht, die vor allem live manche Monotonie im Songwriting überdecken kann. Die Fans gehen am Ende zufrieden nach Hause und das tragische WM-Aus haben die meisten wohl auch für einige Stunden vergessen.