29.03.2019: PUP, PKEW PKEW PKEW, BRASS - Vancouver, BC - Wise Hall

30.03.2019
 

 

Normalerweise beschreibt der Begriff „Shitstorm“ das Wetter in Vancouver. Dieser Tage aber dreht beim illustren Millenial-Begriff alles um den Westcoast-Tourstop von PUP. Innerhalb kürzester Zeit war das Konzert in der Wise Hall, einem Kulturzentrum im alternativen Osten der Stadt mit einer 250-300er Kapazität ausverkauft und leer ausgegangene Fans forderten und meckerten. Das Venue allerdings koennte passender nicht sein fuer das liebevoll geschnuerte Paket, welches den Besuchern mit BRASS um Punkt 21 Uhr direkt und laut ins Gesicht spingt. Die heimische Band kombiniert Garage, Punk und Melodie mit jeder Menge erfrischender Energie und ist der perfekte Grund, die Klimaanlage in der Wise Hall aufzudrehen.
PKEW PKEW PKEW hingegen treten etwas sortierter und gediengener an, als man es vom Debut der Band aus Toronto erwartet haette. Songs wie "Stop Calling Us Chief" oder "Before We Go Out Drinking" wirken live zahm und konzentiert statt taumelnd, chaotisch und aufmuepfig. Der Fokus liegt heute klar auf dem neuesten Release "Optimal Lifestyles", aus dem vor allem "The Polynesian" oder "I Don't Matter At All" mit ihren (mehr)stimmigen Gesaengen und dauerhaftem Augenzwinkern begeistern. Vor allem Gitarrist Ryan McKinley entpuppt sich als extrem solider Leadsaenger, der fuer PKEW-Verhaeltnisse schon beinahe zu glatt daherkommt. In Hinsicht auf die inhaltlichen Vorlieben der Band wirkt die Livepraesenz von Mike Warne und Co. zwar spielerisch top, aber in der Summe fast etwas zu schuechtern. Ihre gut dreissig Minuten Spielzeit jedoch stopfen PKEW PKEW PKEW mit "Passed Out", "Glory Days" oder "Asshole Pandemic" und verwandeln die Wise Hall in eine Art Trinkspiel-Kollektiv, dass sich schon mal fuer PUP im Becherwerfen, Schwitzen und Mitgroehlen uebt.
 
 
 
"Wenn immer wir die Moeglichkeit bekommen, spielen wir gerne Shows in kleinen, ausgewaehlten Hallen um uns selbst daran zu erinnern, wofuer wir das hier machen". Das Statement von PUP zur aktuellen Kanadatour koennte nicht zugeschnittener auf den heutigen Abend sein. Sprechchoere und ein enormer Geraueschpegel fordern "Pup! Pup! Pup!", die puenktlich und ohne jeglichen Schnickschnack die Buehne betreten und ihr Set mit "Free At Last" beginnen, einem der vorab bereitgestellten Songs der neuen Platte "Morbid Stuff". Textsicherheit und Feierlaune werden ab Sekunde eins nicht nur auf sondern auch vor der Buehne gross geschrieben und ernst genommen. Bei "Guilt Trip", "Back Against The Wall" oder "Dark Days" uebertrumpfen die Publikumschoere die PA, vor allem den Gitarristen Steve Sladkowski und Stefan Babcock stehen Begeisterung gepaart mit ein bisschen Stolz ins Gesicht geschrieben. Vom neuen Album gibt es das facettenreiche "Scorpion Hill", den Punkstampfer "Kids" und den Opener "Morbid Stuff" mitsamt expliziter Bitte, keine Videoclips mitzuschneiden. "Helft uns unsere Ueberraschung zu bewahren". Vancouver zieht mit und bruellt sich lieber zu "If This Tour Doesn't Kill You I Will" und "Sleep In The Heat" die Seele aus dem Leib. "Das hier machen wir nur an ganz besonderen Abenden" eroeffnet Stefan die Erklaerung zur "PUP-Karaoke". Gestern in Calgary ging die Gastgesangs-Aktion scheinbar in die Hose, heute liefert der nervoese Seth allerdings die Lyrics zu "Reservoir" ab und haelt die feierwuetige Halle auf Trab. Sichtlich dankbar und geruehrt freuen sich die vier PUP-Jungs ueber den Support auf ganzer Linie und wissen den Charme, Vibe und Saunakessel des heutigen Abends mindestens genauso zu schaetzen wie die anwesenden Besucher. "Wie manche von Euch wissen, sind wir einfach keine Zugaben-Band. Die Idee fuehlt sich fuer uns dumm und falsch an." heisst es nach einer Stunde Spielzeit und stachelt noch ein letztes Mal dazu an, mit Hilfe von "DVP" die Nachbarn drei Strassen weiter zu wecken. Setlist, Publikumsinteraktion, spielerische Leistung, Raumgroesse: 10/10. Mehr kann man von einer Punkshow nicht erwarten.