30.01.2010: Enter Shikari, Haribo Macht Kinder Froh, Twin Atlantic - Amsterdam (NL) - Melkweg

30.01.2010
 

 

Bevor Enter Shikari ihre Tour durch Europa beenden, haben sie noch einen Stop in Amsterdam eingelegt. Die bisherigen Konzerte waren gut besucht und auch die heutige Show bricht bereits vor Beginn Rekorde, zumindestens wenn man einen Blick auf die Schwarzmarktpreise für Tickets wirft. Da werden gut und gerne 50 Euro für eins der begehrten Tickets verlangt. Und das ganz ohne den so heiß erwarteten Support Story Of The Year.

Diese hatten bereits ein paar Wochen zuvor Ihre komplette Tour mit Enter Shikari, aber auch die eigene Headliningtour in Großbritannien, auf Eis gelegt. Stattdessen darf man sich auf Twin Atlantic freuen. Aber ehe diese ihr Glück beim niederländischen Publikum versuchen dürfen, heißt es zunächst den Support aus Utrecht (NL) begutachten. Dieser hat sich den klangvollen Namen “Haribo Macht Kinder Froh“ erwählt. Nach eigener Aussage sei es ja langweilig, dass jede Band einen englischen Namen oder Fantasienamen trägt. Auf der Bühne stehen eine handvoll Kerle mit Sporthosen und Bandshirts in Grindcoreoptik, bewaffnet mit Gitarre, Drums und Mikrofon. Auf einen Bassisten hat man direkt ganz verzichtet. Für Beats sorgt das allseits beliebte Macbook. Und an denen spart die Band nicht. Jeder ihrer sehr tough anmutenden “Hardcore“ Songs ist gespickt mit einem elektronischen Intro. Das Ganze wirkt eher albern als gekonnt. Und so werden Erinnerungen an We Butter The Bread With Butter wach gerüttelt, die man lieber vergessen würde. Das Publikum nimmt ihren Auftritt mit sehr geteilter Meinung auf. Während die ersten Reihen den Affentanz proben, lässt sich der Rest des Melkwegs maximal zu einem Applaus herab.
Auch Twin Atlantic bedienen sich elektronischer Elemente, gehen aber dabei lang nicht so in die Vollen wie der Opener oder Enter Shikari. Eher nutzen sie gekonnt eingesetzte Keyboardklänge zur Untermalung ihrer hingebungsvollen Alternativ-Rock Songs. Die aktuelle Single Lightspeed wird direkt zu Beginn ihres Auftritts dargeboten. Doch viel besser als Haribo macht Kinder Froh ergeht es den vier Schotten in puncto Publikumsreaktion auch nicht.



Die anschließende Umbaupause zieht sich in die Länge. Schon vor Beginn ihrer Darbietung haben Enter Shikari Probleme mit der Technik. Erst nach über einer halben Stunde sind diese behoben und die Herren betreten mit Intro und dem Song Solidarity die Bühne. Vom Fleck weg reißen sie das komplette Publikum aus seinem Dornröschenschlaf. Der Bewegungsdrang kommt sogar auf den oberen Rängen an. Von gemütlicher Stimmung kann keine Rede sein. Erst recht nicht als bei No Sssweat die Technik erneut streikt. Genauer fällt eins der elektronischen Synthie-Keyboards von Frontmann Rou Reynolds aus. Der ist davon gar nicht begeistert, und zertrümmert das gute Stück kurzer Hand ehe er es der gierigen Zuschauermeute in die Arme wirft. Der Rest des Songs verläuft merklich aggressiver. Jedoch kann man es Enter Shikari kaum verübeln, vermittelt doch ihr kompletter Auftritt Spaß und gute Laune. Albern tanzen die vier Shikaris aus dem Städtchen St. Albans über die Bühne und lassen sich feiern. Auch eine Akkustikeinlage darf in ihrem Set nicht fehlen. Gefühlvoll wird Gap In The Fence performt. Für den Song Fanfare for the Conscious Man gibt es sogar Unterstützung in Form von einem Streichinstrument, welches leider etwas zwischen Drums und Gitarren untergeht. Enter Shikari haben sich entwickelt. Vor allem der Gesagt hat sich verändert. Von vielen Shouts zu Sprechgesang à la The Streets und vom Tranceelektrobeats zu Drum n‘ Base und Dubstep. Mit Letzteren bewegen sich Drummer Rob und Sänger Rou derzeit als DJs auf einem weiteren, neuen Weg. Auf dieser Tour haben sie zum Beispiel in Köln im Anschluss an das Konzert ein DJ-Set bis in die frühen Morgenstunden gespielt. Und auch auf den Clogthing-Line Zug ist Rou Reynolds Aufgesprungen. Und so gibt es unter dem Namen Step Up bald noch mehr als nur Merchandise von Enter Shikari zum Anziehen. Den heutigen Auftritt beenden sie mit dem Titel Juggernauts. Die extra angereisten Freunde und Familienmitglieder der Band lassen sich es dabei nicht nehmen die Bühne zu stürmen und dort eine Menschenpyramide zu bilden. Die letzten 50 Minuten haben all das Warten, Drängeln und Chaos wieder gut gemacht und überzeugen durchweg von den “neuen“ Enter Shikari.