Schlechte Konzerterfahrungen bei geliebten Bands sind keine schöne Sache. Und so standen TAKING BACK SUNDAY bei mir, nach einem Gig in Berlin im Jahre 2011, erst einmal lange auf der Liste von Bands, die ich wohl nicht noch einmal live sehen muss. Aber wie das oft so ist, hofft man dann doch, dass die, in dem Falle vor allem von Sänger Adam Lazzara, enttäuschende Leistung eine Ausnahme war und beim nächsten Mal alles besser wird. Und nach dem die Band mit ihrem 2016 erschienenen Album ''Tidal Wave'' auch auf Platte wieder eine bessere Figur machte, sollte der zweite Versuch gute sieben Jahre später folgen.
Schon als ich das SO36 betrat, wurde klar, dass es heute ein heißer Abend werden wird. Man schwitzte schon vom alleinigen Rumstehen – bei den Außentemperaturen aber auch kein Wunder. Außerdem fiel mir ein Bühnenbanner auf. Und darauf stand nicht THE MAINE. Es gab also noch eine Vorband, von welcher ich bis dahin nichts wusste.
Auf dem Banner stand KID DAD geschrieben. Und genau die eröffneten gegen 20 Uhr den Abend. Und das taten sie gut. Eine halbe Stunde gab es einen Mix aus Grunge, Brit-Rock und Alternative mit tollen Melodien und einer guten Performance, von den noch sichtlich jungen Männern auf der Bühne. So wird man doch gerne überrascht.
Kurz umgebaut und THE MAINE starteten ihren Auftritt. Früher von mir immer als belanglose Pop-Rock-Band abgehandelt, konnte mich ihre aktuelle Platte „Lovely, Little, Lonely“ dann doch überzeugen. Ich hatte schon öfters gehört, dass es sich bei den Amerikanern außerdem um eine gute Liveband handeln soll, weshalb ich gleich doppelt gespannt war. Und es wurde bereits beim ersten Song klar, dass viele heute nicht nur wegen TAKING BACK SUNDAY angereist waren. Die Band hatte vor allem die ersten Reihen sofort im Griff. Und ja, sie sind eine gute Liveband und so dauerte es nicht lange, dass auch der Rest im Saal überzeugt wurde.
Dann kam die Stunde der Wahrheit mit TAKING BACK SUNDAY. Und wenn man bereits zur Eröffnung des Sets Knaller wie ''You Know How I Do'' und ''Liar (It Takes One To Know One)'' serviert bekommt, gibt das natürlich bereits Bonuspunkte im alten Fan-Herz. Und der Sound? Der war eigentlich ganz gut, wenn da nur nicht das alte Problem mit den Live-Qualitäten von Sänger Lazzara gewesen wäre. Der quietschte sich leider wieder durch einige Stücke und traf sehr oft nicht die richtigen Töne, was einige Songs dann schon sehr runter ziehen konnte. Besonders tragisch kam das beispielsweise bei ''A Decade Under The Influence'' zum Vorschein, bei dem ich das Gefühl hatte, dass er wirklich den kompletten Song am richtigen Ton vorbei sang. Zum Glück ging seine Stimme diesmal wenigstens nicht komplett im Soundmatsch unter. Auch die ordentliche Darbietung der restlichen Band, sowie Zweitstimme John Nolan, konnten einiges retten. Dank der ausgelassen Stimmung im Saal und einer sympathisch auftretenden Band auf der Bühne, machte das ganze trotzdem Spaß, auch wenn die großen Gänsehautmomente ausblieben – zumindest fast. Denn bei ''Cute Without The 'E' (Cut From The Team)'' gab es ihn doch – diesen Moment bei dem die alte Magie wieder durchschien, das Publikum lauthals mitsang, in Nostalgie schwelgte und die Stimmung nochmal hoch trieb. Auch ''MakeDamnSure'' funktionierte ähnlich gut. In diesen Momenten waren dann selbst die schiefen Töne kein Problem. Gleichzeitig war ''MakeDamnSure'' auch der etwas unerwartete Abschluss des Abends. Nach dem Song verschwand die Band von der Bühne, es gab keine Zugabe und die Show war vorbei. Wirklich gestört hat das aber nicht. Denn so endete das Set zumindest mit einem Highlight.
Weiter Bilder vom Abend findet ihr hier: THE MAINE, TAKING BACK SUNDAY