Interview mit Alex Henery (Basement)

04.03.2016
 

 

Ihr habt gerade euer neues Album „Promise Everything“ veröffentlicht, vier Jahre nach eurem letzten Album. Wie unterscheidet sich „Promise Everything“ von den vorherigen?

Ich denke unser aktuelles Album fließt besser als unsere vergangenen Alben. Ich denke unser Songwriting ist besser. Wir wollten etwas kreieren, das eingängigere Melodien hat. Vielleicht auch eine Platte, die etwas zugänglicher für verschiedenere Leute ist. Ich denke auch, dass es immer noch die Energie von unseren vorherigen Alben hat. Aber ich denke, wenn man sich ältere melodische Lieder von uns anhört, wie zum Beispiel „Pine“ oder „Bad Apple“,  haben wir das auch schon davor gemacht. Wir wollten die Energie nach wie vor transportieren und es immer noch aufregend machen. Ja, also wir haben versucht unser eigenes Ding durchzuziehen.

Ihr habt ja eine längere Pause hinter euch. War es deshalb jetzt schwieriger ein Album aufzunehmen als zuvor?

Das einzige, was sich wirklich schwierig gestaltete, war, dass wir alle an verschiedenen Orten lebten. Ich denke aber, dass die Pause uns nicht zu sehr beeinflusst hat. Ich habe immer noch Musik geschrieben, auch wenn wir zu dem Zeitpunkt nicht als Band gearbeitet haben. Ich habe Dinge auf meinem Handy aufgenommen, weil ich immer noch gerne Gitarre spielte und Musik schrieb. Deshalb war das einzig schwierige an der Entstehung des Albums, dass wir nicht die ganze Zeit zusammen waren. Und wenn ich gewusst hätte, dass wir eine Band werden, die hauptberuflich tourt, hätte ich vielleicht eine Arbeitspause eingelegt und nicht die Aufnahme des Albums aufgeschoben, sondern mehr Zeit mit der ganzen Band verbracht. Aber wir haben es so gemacht, weil wir dachten es gäbe keine Möglichkeit zu einem anderen Zeitpunkt das Album aufzunehmen. Also haben wir es gemacht und wir hatten drei Wochen Zeit. Danach ging jeder zurück zu seinem Job oder seiner Arbeit. Wir haben es also hinbekommen. Ich denke trotzdem nicht, dass die Pause es schwieriger gemacht hat. Es war, wie gesagt, hauptsächlich die räumliche Distanz zwischen uns, die es schwerer gemacht hat.

Du hast gerade erwähnt, dass ihr alle Jobs hattet. Was macht ihr denn so, wenn ihr nicht Musik macht?

Das ist richig. Jeder von uns hatte einen anderen Job. Wir haben gekündigt um jetzt wieder Vollzeit-Musiker zu sein. Ich persönlich war in Boston und habe Vollzeit für Run For Cover gearbeitet. Jetzt arbeite ich nur noch freiberuflich für sie, wenn ich Zeit dazu habe. Also, wir haben alle gekündigt und touren jetzt hauptsächlich. Unsere Band ist jetzt also unsere Vollzeit Arbeit, was seltsam, aber gleichzeitig cool ist. Es ist aufregend. Davor hatte jeder eine andere Arbeit und versuchte gleichzeitig in der Band zu sein. Das war zu schwierig.

Wann habt ihr euch denn dazu entschlossen wieder Vollzeit Musiker zu werden? Und warum?

Wir hatten alle unsere Arbeit und Karrieren. Nachdem wir dann im Sommer einige Shows in den USA und UK gespielt hatten, während wir alle noch arbeiteten, realisierten wir, dass die Leute immer noch von uns eingenommen waren und die Möglichkeit in uns sahen, hauptberuflich in einer Band zu sein. Ich denke Andrew machte sich Sorgen, dass es nicht rentabel wäre, aber wir sind das Risiko einfach eingegangen. Wir sagten uns „Lasst uns den Versuch wagen! Wir geben uns ein Jahr, um zu touren und einfach in der Band zu sein und werden sehen, was passiert“. Es war nicht wirklich geplant. Es ist eines Tages einfach so passiert und wir haben uns darüber unterhalten. Und wir sagten uns „Lasst es uns tun“. Und jetzt sind wir hier als Vollzeit Band auf Tour.

Wenn man nach BASEMENT im Internet sucht, findet man verschiedene Beschreibungen zu eurer Band, besonders was das Genre angeht. Wie würdet ihr selbst euren Sound denn beschreiben?

Ich würde sagen, die Basis ist gerade wahrscheinlich Alternative Rock. Aber manche Leute reden auch von anderen Richtungen. Wir sind mit Hardcore aufgewachsen, sind zu Hardcore Shows gegangen und wir mögen auch immer noch diese Art von Musik. Ich denke auch, dass Hardcore und Punk immer noch in unserer Musik verwurzelt sind, vor allem in der Energie unserer Musik und der Moral innerhalb der Band. Ich schaue auf ein paar Bands aus den 90ern zurück  und mag einfach ihre Moral und die Art und Weise, wie sie mit Dingen umgingen. Dennoch, Alternative Rock erscheint mir als das sicherste Genre, dem man uns zuordnen kann.

Eure Deutschlandtour ist fast zu Ende. Wie war es?

Alle Shows waren verrückt. Sogar die in Städten, in denen wir noch nie zuvor gespielt haben, wie zum Beispiel München, glaube ich. Und das war echt großartig und richtig cool. Dann haben wir in Köln gespielt und das war fantastisch. Dort haben wir auch schon ein paar Mal gespielt. Alle Shows waren toll. Ich freue mich auf heute Abend. Es sind nur noch zwei Shows auf unserer Europatour übrig. Diese heute Abend und dann Paris. Wir haben vor Jahren mal in Stuttgart gespielt und ich denke es war unsere allererste Show in Europa, zusammen mit MORE THAN LIFE. Das ist schon ewig her. Es wird also Spaß machen wieder hier zu spielen.

Hattest du eine Liste mit Dingen, die du in Deutschland machen wolltest?

In Deutschland? Mh... 

Was macht ihr denn gerne, wenn ihr hier seid?

Normalerweise laufen wir einfach gerne herum und versuchen in ein paar Museen zu gehen. Letztes Mal in Köln gingen wir in ein paar coole Museen und haben uns den Kölner Dom angeschaut. Heute mussten wir einen neuen Trailer besorgen, weil uns ein Reifen geplatzt war, also sind wir ziemlich knapp angekommen. Jetzt ist es schon dunkel draußen und die Show fängt bald an. Also hatten wir heute gar nicht die Möglichkeit uns hier umzuschauen. Aber als wir in die Stadt reingefahren sind, sah ich diese alten Gebäude und es sah total großartig aus und ich hätte mich gerne näher umgesehen. Während der Tour hat man halt nicht immer die Möglichkeit das zu tun, was man will. Vor zwei Tagen sind wir spontan Skifahren gegangen, weil wir einen Tag frei hatten, um auf den Trailer zu warten. Also hat man auch manchmal die Möglichkeit coole Dinge zu machen, mit denen man gar nicht gerechnet hat.

Wenn du zurückschaust auf die Dinge, die ihr als Band erlebt habt, was ist das Wichtigste, was ihr gelernt habt?

Ich denke wir als Gruppe von Leuten sind an aller erster Stelle Freunde. Und uns zu sehen, wie wir immer bessere Freunde werden, ist schön. Weißt du, in einer Band zu sein erzeugt Spannungen in einer Freundschaft. Es kann sehr schwer sein fünf Leute zu haben, die alle verschiedene Meinungen und Vorstellungen haben, wie es mit der Band weitergehen soll. Und ich denke, dass unsere Kommunikation, also dass wir gelernt haben, wie wir miteinander reden müssen, offen und ehrlich zu sein, sehr wichtig ist. Denn du musst mit den Leuten monatelang im selben Raum sein. Es braucht eine Menge Arbeit, dass man sich nicht gegenseitig umbringen will. Unsere Gruppendynamik, mit den Jungs auf Tour zu sein, das war bis jetzt immer großartig. Ich denke auch, dass unsere „Do It Yourself-Moral“ auch immer etwas war, das mir großen Spaß gemacht hat. Wir ziehen unser eigenes Ding durch, wir machen unsere Designs selbst, schreiben unsere eigene Musik. Ich habe das Gefühl, dass viele das den Kids gar nicht erklären. Dass sie alles selbst machen können. Man kann seine eigenen Shows machen und man braucht gar nicht all die anderen Dinge, von denen die Leute meistens reden. Man sollte sich nur darauf konzentrieren es zu machen und in einer Band zu sein, Spaß zu haben. Was passiert, passiert eben. Wen interessiert’s? Wir haben die Band nicht gegründet, um es eines Tages zu schaffen. Es ist verrückt, dass wir überhaupt die Möglichkeit haben all diese Dinge zu machen.

Viele Bands schreiben Songs über die Liebe. Ihr seid da keine Ausnahme. Vermutlich liegt das daran, dass jeder Mensch irgendeinen Bezug dazu herstellen kann. Denkst du, dass Musik deshalb eine besondere Bedeutung für Menschen hat?

Ja, auf jeden Fall. Ich kann nicht allzu viel dazu sagen, über was Andrew schreibt. Aber ich weiß, dass er über ehrliche, wirkliche Dinge schreibt, die in seinem Leben passieren und die für ihn eine Bedeutung haben. Die Lyrics sind keine konkrete Geschichte und deshalb können die Leute ihre eigenen Erfahrungen mit einbringen und sich damit identifizieren. Vielleicht ist das dann etwas, worüber Andrew gar nicht geredet hat, aber die Leute können sich trotzdem von einem Song angesprochen fühlen. Wenn wir live spielen sieht man auch wie die Leute reagieren, wie sie die Texte mitsingen und darüber reden, wie viel ihnen die Songs bedeuten. Das ist eigentlich seltsam, weil ich nie dachte, wir würden Songs schreiben, die jemandem viel bedeuten und begeistern würden, aber ich denke das gibt es. Und ich denke du hast recht. Beziehungen, egal ob es eine Trennung ist oder jemanden betrifft, der dir viel bedeutet, oder Sachen, die dein Leben betreffen: Es sind immer diese großen allgemeinen Fragen mit denen wir uns beschäftigen. Ich denke, das ist etwas, was Leute zusammenbringen kann und ihnen die Möglichkeit gibt diese Dinge durch die Musik zu erforschen.

Welche Message wollt ihr also den Leuten durch eure Musik vermitteln?

Ich hoffe, die Leute denken, dass wir das hier machen, weil wir es lieben und nicht aus anderen Gründen. Wir sind in dieser Band, weil wir es lieben Musik zu machen. Wir lieben es zu reisen, miteinander abzuhängen und in einer Band zu sein. Wir machen es einfach, weil wir es lieben. Es macht total viel Spaß. Wir können gar nicht glauben, dass die Leute zu unseren Shows kommen. Es ist cool, so krank. Ich hoffe die Leute denken, dass wir es ernst meinen. Ich meine es mit dieser Band ernst und es bedeutet mir viel.

Jetzt da ihr wieder als Band zusammen arbeitet, was wollt ihr erreichen?

Um ehrlich zu sein haben wir schon alles erreicht, was ich immer gehofft habe zu erreichen. Ich dachte nämlich nie, dass wir die Möglichkeit haben werden in Europa, den Staaten und Australien auf Tour zu gehen. Wir haben immer in Ländern und Städten getourt, die ich als großartig ansehe. Wir haben auf Festivals, wie zum Beispiel dem Groezrock und dem Reading Festival in Leeds, gespielt. Es war großartig. Einige andere Sachen, die wir gerne erreichen würden, die aber sehr unmöglich erscheinen, die aber sehr cool wären, gibt es schon. Zum Beispiel in einer Late Night TV Show aufzutreten, wäre ziemlich cool und krass, so wie Jools Holland das macht. Oder während einer Tour mal in einer großen Arena zu spielen. Das ist ziemlich blöd und verrückt und wird wahrscheinlich niemals passieren. Aber ich weiß auch nicht. Es fühlt sich so an, als hätten wir einiges erreicht und solange wir weiterhin Musik schreiben und Alben veröffentlichen, werden wir es auch weiterhin erreichen. Es ist schwierig, weil es sich für mich so anfühlt, als hätten wir schon so viel gemacht, dass ich mir gar nicht vorstellen kann noch mehr verrückte Sachen zu machen. Ich hoffe, es wird einfach so weitergehen, dass wir wachsen und noch mehr reisen können, an coole Orte kommen. Ich würde gerne nach Russland gehen und dort Shows spielen. Das wäre sehr cool. Also: Russland aufgepasst!

Hast du denn irgendwelche musikalischen Vorbilder?

Nicht wirklich. Als ich aufgewachsen bin, hatte ich nicht wirklich ein Idol oder so. Als ich anfing zu Hardcore Shows zu gehen und sah wie die Leute alles selbst machten, also das was ich vorhin unsere „Do It Yourself-Moral“ nannte, das inspirierte mich. Ich dachte „Oh cool, Ich kann meine eigene Band haben, meine eigenen Shows organisieren, selbst meine T-Shirts designen“. Das war sehr aufregend. Also denke ich, dass Hardcore im Allgemeinen eine Inspiration war zu sagen „Ich will ein Teil von dieser Szene sein und, wenn möglich,  ein Zeichen setzen und es selbst machen“. Früher mochte ich den Gitarrist John Frusciante von den RED HOT CHILI PEPPERS. Aber das war als ich ein Kind war. Meine Mutter hat mir beigebracht Gitarre zu spielen. Sie hat mir schon Gitarre vorgespielt als ich ein kleines Kind war. Vielleicht ist sie deshalb mein musikalisches Vorbild. Ja, wahrscheinlich meine Mutter. Das war cool.

Du hast gesagt, ihr habt schon so ziemlich alles erreicht, was ihr euch immer erhofft habt. Wo siehst du BASEMENT also in zehn Jahren?

Ich weiß nicht mal, ob wir in zehn Jahren noch eine Band sind. Aber hoffentlich sind wir alle immer noch Freunde, die miteinander abhängen. Wenn wir dann noch Musik zusammen machen ist das toll, wenn nicht, sehen wir einfach was passiert. Ich kann mir nicht mal vorstellen wo wir in zwei Jahren sein werden. Es ist verrückt.

Welche Frage würdest du denn gerne mal in einem Interview gestellt bekommen?

Ich weiß nicht. Ich will einfach immer überrascht werden, denke ich. Jetzt habe ich gerade einen Aussetzer....eine Sache, die mir in den Sinn kommt ist: Wann hattest du das letzte Mal Angst? Der Grund dafür ist, dass wir vor zwei Tagen einen ziemlich schlimmen Autounfall gesehen haben. Ein Four Wheeler Truck brach durch eine Betonmauer und stieß mit mehreren Autos zusammen. Das war nur ein paar Meter von uns entfernt. Das war sehr furchteinflößend. Als Band musst du jeden Tag in den Van einsteigen und darauf vertrauen, dass der Fahrer keinen Unfall bauen wird. Diesen Unfall mitanzusehen war ziemlich ernüchternd. Es erinnert einen daran, dankbar für das Leben zu sein und dass es einem gut geht. Also es war ziemlich beängstigend das zu sehen.

Ihr seid ja jetzt noch ein paar Tage auf Tour. Was steht danach an?

Wir haben noch zwei Termine auf dieser Tour. Dann sind wir für vier Wochen daheim. Danach geht es in die USA, wo wir mit TURNSTILE, DEFEATER und COLLEEN GREEN touren. Danach gehen wir nach Australien mit TURNOVER. Zwischendrin gibt es noch ein paar Festivals und vielleicht ein kurzer Abstecher nach Großbritannien. Wir haben einiges geplant. Es wird ziemlich cool. Nach dieser Tour besuche ich einen Freund in Nicaragua in Zentralamerika. Das wird ziemlich spaßig werden. Da war ich noch nie. Ein bisschen Entspannung am Strand und einfach nur mit meinen Freunden abhängen. Das wird cool. Aber abgesehen davon: viel auf Tour und ein paar neue Projekte.

Und wie sieht es mit einem weiteren Album aus?

Ja! Wir werden die ganze Zeit Musik schreiben, denn ich würde gerne nächstes Jahr ein neues Album veröffentlichen. Ich möchte, dass eine neue Platte ziemlich schnell an diese anschließt. Aber wir werden sehen. Zumindest möchte ich nächstes Jahr gerne wieder im Studio sein. Das wäre cool.

Ich habe hier noch ein paar Sätze für dich zum vervollständigen:

Das unordentlichste Bandmitglied ist . . . Duncan! (und fügt hinzu: Warte, Warte. Naja, Duncan ist nicht der Unordentlichste, aber er vergisst immer Sachen im Hotel. Vielleicht ist es deshalb der Vergesslichste. Aber vielleicht auch der Unordentlichste. Ich bin mir nicht sicher)

Das verrückteste, was jemals passiert ist . . .ist der Fakt, dass wir einen Trailer von einer Ziegenfarm mieten mussten. (und fügt hinzu:Die Frau hat ihn uns einfach in dem guten Glauben überlassen. Wir haben ihr erst 200 Euro gegeben, nachdem wir ihn zurückgebracht haben. Sie hat ihn uns einfach gegeben und sich darauf verlassen, dass wir ihn zurück bringen. Was wir auch getan haben. Aber wir hätten ihn auch einfach behalten können. Sie war eine sehr nette Frau.)

War das in Deutschland?

Das war in Österreich. Sie hat ihn uns einfach ausgeliehen.

Das ist großartig!

Ja, das war ziemlich cool.

 

Jetzt habe ich ein paar Sätze, die mit Songtiteln von euch zu tun haben:

I promise everything . . . will be okay (lacht) (und fügt hinzu: Ich weiß nicht. Ich denke, alles wird gut werden. Ich hoffe es.)

I lose my grip . . . if I hadn’t had a meal and I’m like getting really angry. I just get really „hangry“. Really Hungry and angry. So that’s why I am losing it.

A blinded bye is . . .a cool play on words.

When I am in the basement . . . I’m at home. (und fügt hinzu: weil ich dort mit meiner Familie in Ipswich aufgewachsen bin. Daher kommt auch der Name der Band. Unser Haus hatte einen Keller und wir sind dort abgehangen.)