Interview mit DESOLACE

21.12.2016
 

 

Interview mit DESOLACE am KNOCKDOWN FESTIVAL in Karlsruhe

Am 18.12.2016 sprach ich mit Kriss Jakob von DESOLACE. In welches Genre sich die Musik der Band einordnen lässt, wie die Zusammenarbeit mit dem KNOCKDOWN FESTIVAL zustande kam und welche Ansprüche die Band an sich selbst hat, erfahrt ihr hier.

Kriss, stelle gerne deine Band DESOLACE einmal vor. Für alle, die euch noch nicht kennen: Welche Art von Musik macht ihr und in welches Genre kann man die Band einordnen?

Kriss: Ich bin der Schreihals der Band, Marco ist Gitarrist und Main-Songwriter, Mitch ist unser zweiter Gitarrist, Danny Joe unser Drummer. Marco und Danny Joe studieren beide an der Popakademie Baden-Württemberg. Ich selbst bin schon länger musikalisch in der Karlsruher Szene unterwegs. DESOLACE ist das Ergebnis, das wir innerhalb der letzten Jahre durch Begeisterung und viel Arbeit erschaffen haben. Unser Genre und die genaue Einordnung darin ist ein bisschen schwierig: Einflüsse aus den Bereichen Progressive-, Technical- und Death-Metalcore sind auf jeden Fall dabei. Wir haben viele technische Elemente, unser Tuning ist allerdings kein typischer Djent. Wir sind technisch sehr versiert, Marco ist einfach ein krasser Gitarrist. Für Marco gab es eine Zeit in seinem Leben, die nicht so gut lief. Dementsprechend musste er viel zuhause bleiben und verbrachte zwei Jahre lang sehr viele Stunden an der Gitarre. Das ist das Ergebnis der ganzen Geschichte. Ich traf ihn damals auf einem Konzert und sah, wie er dieses Instrument beherrschte. Da fragte ich ihn, ob wir eine Band gründen wollen. Das ist jetzt fünf Jahre her, wir sind eine richtige Familie geworden.

Ich habe bei eurem Auftritt heute gesehen, dass ihr keinen Basser auf der Bühne hattet. Ihr kompensiert das mit Samples. Was hat es damit auf sich?

Kriss: Wir hatten früher einen Basser in der Band, der uns aus gesundheitlichen Gründen verlassen musste. Seinen Platz wollten wir aus Respekt bis heute nicht neu besetzen. Das bleibt auch erst einmal so. Viele mögen sich vielleicht denken, dass das für die Live-Show nicht in Ordnung ist, für uns geht es hierbei aber um Respekt und die Liebe zu ihm.

Eure Gitarrenfraktion fetzt ja auch so schon, damit könnt ihr das dann easy kompensieren. Ich durfte mich in eure bisher unveröffentlichte Platte „Photosynthesis“ einhören. Gefiel mir sehr gut, besonders der Song „Contrast“ hat es mir angetan. Verschobene Rhythmik, eingängige Riffs, gepaart mit diesen krassen Vocalteilen. Die gesamte Platte fühlt sich für mich kompositorisch rund an. Ich denke, dass euch das während des Songwritings auch sehr wichtig war?

Kriss: Das stimmt. Uns war wichtig, etwas Nachhaltiges zu kreieren. Natürlich braucht man als Hörer ein paar Mal, bis man sich eingehört hat. Eingängige 4/4-Takte findet man bei uns eher selten. Mich wundert es ja eigentlich, dass dir gerade „Contrast“ so gut gefallen hat. Dieser Song ist, wie der Name schon sagt, sehr kontrastreich. In der Hook geht es letzten Endes um einen schizophrenen König. Es wird sich die Frage gestellt, was daraufhin mit dem Volk passiert. Ich schreibe gerne in Metaphern und nehme immer wieder Bezug zum Leben. Zur Namensgebung der „Photosynthesis“ und auch ihrer Tracks wie „Saturation“, „Red“, „Green“ oder „Blue“ kann ich auch ein paar Worte verlieren. Man fragt sich bei dieser Namensgebung wahrscheinlich, ob wir die ganze Zeit hinter Photoshop sitzen. Ja, ich tue das tatsächlich. Die Idee dahinter: Jedes Mal, wenn ich mit Photoshop arbeite, entsteht etwas Geiles. Also warum nicht auch auf Songs übertragen?

Bist du dann allgemein der kreative Kopf in der Band, wenn es um Songwriting geht?

Kriss: Richtig. Wir haben einen hohen technischen Anspruch in der Band, genauso ist es auch bei den Texten. Es gibt bei uns kein „Wir gehen jetzt nach Hause und haben dann sehr viel Liebe“, unsere Texte sind oftmals nicht sofort verständlich. Natürlich verarbeiten wir auch Themen, die von Herzschmerz handeln. Ansonsten schneiden wir auch philosophische Inhalte an. Es geht oft um unsere Welt: Wie nehme ich sie wahr? Wie müde bin ich von Dingen, die in ihr passieren? Jede Farbe, die den Titel eines Songs unserer Platte trägt, wird mit einem bestimmten Gefühl verbunden. Was verbindest du zum Beispiel mit „Red“?

Ganz spontan: Leidenschaft, oder auch brenzlige Situationen.

Kriss: Ja, Leidenschaft, Wahn, Liebe, alles Mögliche. Zu „Red“ haben wir gestern auch ein Lyricvideo veröffentlicht. Bei „Green“ geht es beispielsweise um Mutter Natur: Durch Globalisierung verschwindet viel Natur, das macht mir Angst. Ich komme ursprünglich aus Thailand. Dort geht man aus dem Haus und findet sehr viel Natur vor: Schlangen, Eidechsen, einem kommen unterschiedliche Gerüche entgegen. Hier in Deutschland kann man natürlich auch in den Wald gehen. Aber wie weit ist die nächste Autobahn von dort entfernt? Diese Angst vor dem Verschwinden der Natur spreche ich in „Green“ an. Bei „Blue“ geht es um die andere Seite: „Mother nature is taking back“, das ist ein bisschen böser. Global Warming, Wasser, dementsprechend heißt der Song „Blue“.

Darfst du mir schon verraten, wann die Platte denn erscheinen soll?

Kriss: Es gibt noch keinen direkten Stichtag, allerdings wird es Frühjahr 2017 werden. Wir hoffen natürlich, dass wir auch neue Fans finden werden, obwohl unsere Musik nicht sofort ins Ohr geht.

Da zwei von euch an der Popakademie studieren, kann ich mir vorstellen, dass das Album in Eigenproduktion entstand. Wie lange dauerte dieser Prozess?

Kriss: Da kommst du jetzt zu einem sehr harten Thema. Marco war hier wirklich ausschlaggebend für die Platte. Es sind insgesamt 10 Songs, aufgenommen wurden die Sachen innerhalb von drei Monaten bei mir und Marco zuhause. Wir waren danach für die Vocals im Studio von Sky van Hoff, mittlerweile ein sehr guter Freund von uns. Er ist genauso Perfektionist wie wir, das passte sehr gut. Gemastert wurde die Platte von Jens Dreesen von Skyline Tonfabrik Mastering, er arbeitete bereits mit Bands wie REVOLVERHELD zusammen.

Da euer Fokus vor allem auf dem Instrumentalpart liegt, kann ich mir vorstellen, dass die Vocals erst im Nachhinein auf die Songs komponiert wurden. Stimmt das?

Kriss: Das ist richtig. Einfach ist es allerdings nicht, bei einer solchen Art von Musik Vocals zu schreiben. Bei verschobenen Takten zuzusehen, geradlinige Takte bei den Vocals unterzuschieben, braucht einiges an Feintuning. Ich passe mich dementsprechend an, Marco macht sich im Vorfeld natürlich auch schon Gedanken, an welchen Stellen Platz für Vocals sein kann.

Heute hattet ihr den zweiten Slot beim Knockdown Festival. War gut?

Kriss: Auf jeden Fall. Der Auftritt war mega gut. Auch Nanouk von Avocado Booking hat dieses Jahr wieder ein geiles Line-Up zusammengestellt. Die Jungs von VITJA kenne ich schon seit ich 19 war, für CALIBAN war ich damals sogar in deren Street Team, um sie zu unterstützen. Da war ich vor geraumer Zeit noch selbst Fanboy. Für mich ist das wie ein Klassentreffen.

Denke dich ein paar Jahre zurück. Was würdest du einer Newcomerband aus heutiger Sicht empfehlen?

Kriss: Wir sind Perfektionisten. Die Musik, die wir machen, funktioniert live nicht, wenn sie nicht tight gespielt ist. Aber auch, wenn das nicht euer höchster Anspruch ist, sondern ihr mehr Wert auf eine geile Show legt: Immer am Ball bleiben. Als ich jünger war, spielte ich auch einmal in einer Hardcoreband. Das war nicht so krass technisch, dafür viel grooviger. Es geht generell einfach um Leidenschaft, und die ist genreunabhängig. Ein weiterer wichtiger Punkt ist es, als Band einen gemeinsamen Nenner zu finden und hart zu arbeiten. Genau daraus entsteht Synergie, durch die man miteinander wachsen kann.

Was kann man kommendes Jahr von euch erwarten?

Kriss: Unsere Platte „Photosynthesis“ wird veröffentlicht, wir werden auf Tour gehen und neue Musik schreiben. Das ist mir auch ganz wichtig: Ich habe so viel Material in meinem Kopf und so viele Gefühle, die ich zum Ausdruck bringen möchte. Daddy zu sein, Musik zu machen, einen Hauptberuf zu haben sowie freiberuflich für Aurora Motion Pictures zu arbeiten, ist manchmal gar nicht so einfach. Bei so vielen Dingen frage ich mich häufig selbst, wie das so funktioniert. Eigentlich müsste ich mich teilen können. Lyrics zu schreiben ist mir jedenfalls sehr wichtig, daran halte ich fest.

Vielen Dank für das Interview. Ich bleibe gespannt, was es von euch noch zu hören gibt!

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