Interview mit TURNOVER

11.11.2016
 

 

Bitte stell dich erstmal vor!

 

Ich bin Austin Getz, ich singe und spiele Gitarre bei Turnover.

 

Mehr als die Hälfte eurer Tour ist vorbei, ihr seid das erste Mal Headliner in Europa, oder?

 

Ja, in Europa schon. In Großbritannien waren wir im Januar diesen Jahres schon als Headliner und dann hatten wir ein paar Shows in Europa mit Citizen, wobei sie Headliner waren. Also ist das unser erstes Mal.

 

Wie läuft die Tour, insbesondere im Vergleich zur Tour mit Citizen?

 

Großartig, definitiv besser als wir erwartet haben. Es gab auch ein paar ausverkaufte Shows, die alle schöne Überraschungen waren. Und im Generellen ist Europa sowieso immer sehr gastfreundlich und zuvorkommend. Viel Regen, aber ansonsten..

 

Daran seid ihr nicht so gewöhnt, was?

 

Naja, bei uns in Amerika regnet es schon auch manchmal, aber hier war es echt viel Regen.

 

Eure letzte Tour habe ich leider verpasst. Auf der Tour hast du ja für Mat gesungen, weil er krank war. Wie war das?

 

Ich glaube, ich habe das nur auf einer Show gemacht. Eric und ich haben ein paar Songs gesungen. Und am nächsten Tag haben andere Freunde von Mat das übernommen. Natürlich konnte niemand das ganze Set machen. Für uns wäre das auch recht schwierig geworden, jeden Abend zwei Sets zu spielen. Es war aber cool. Ein paar Leute waren denke ich mal ein bisschen aufgebracht, aber die meisten haben es wohl verstanden, dass er einfach krank war. Es ist ja nicht so, als ob er nicht spielen wollte. Aber trotz allem war es irgendwie eine coole Sache. Ich glaube ein paar Zuschauer haben das auch so gesehen.

 

Letztes Jahr war „Peripheral Vision“ unser Album des Jahres bei Allschools Network. Wie wurde die Platte denn im Generellen aufgenommen? Auch so gut?

 

Großartig. Das hat uns auch im Positiven überrascht. Eigentlich war das relativ einstimmig gutes Feedback.

 

Habt ihr das erwartet, weil ihr stolz auf das Album wart oder hat es euch total überrascht?

 

Irgendwo dazwischen. Wir waren definitiv stolz darauf und dachten, dass die Songs gut sind. Das war auch das Einzige, was für uns wirklich zählt. Wir haben uns schon gedacht, dass die Leute es auch mögen würden, aber es war dann letztendlich doch viel mehr Wirbel als wir das erwartet hätten.

 

Ihr habt ja einen ganz schönen Stilwechsel weg von einer Art Pop Punk hin zu eurem neuen Sound mit viel Effekten, Hall, keiner Verzerrung gemacht. Warum? Gab es da einen festen Zeitpunkt, zu dem ihr das bestimmt habt?

 

Nicht wirklich, man. Wir haben einfach andere Sachen zu der Zeit gehört und das kam dann eben dabei raus. Das ist wie bei allem Anderen. Man beschäftigt sich mit Neuem und das beeinflusst dann den eigenen Output. Wir waren 16 oder 17 als wir die erste EP geschrieben haben. Seitdem hat sich natürlich viel geändert. Wir sind vier Leute und jeder hat zum Album beigetragen. Jeder hat sich in diesen Jahren verändert und eben auch an der neuen Platte mitgearbeitet.

 

Hatte das also mit den Bands zu tun, die ihr euch angehört habt?

 

Nicht unbedingt. Wir haben zwar neue Musik gehört, aber auch andere Sachen beeinflussen ja den eigenen Schaffensprozess. Kein guter Künstler macht ständig das Gleiche.

 

Wie würdest du euren Stil denn benennen? Gibt es da ein bestimmtes Genre, dem ihr euch zugehörig fühlt?

 

Nicht wirklich. Ich mag es nicht sehr, Musik in Genres zu unterteilen.

 

Würdest du sagen „Dream Pop“ wäre passend? Ich interessiere mich dafür, weil ich gerne mehr Künstler aus einem ähnlichen Bereich finden würde und mir damit schwer getan habe. Gerade was größere Bands angeht.

 

Ja, es gibt definitiv viele Einflüsse aus dem Dream Pop. Ich denke, wir haben einfach viel mehr Zeug angehört. Alle von uns wurden etwas mehr eklektisch bezogen auf die Musik, die wir uns anhören. Ich kann da nur für mich selbst sprechen, aber das Zeug das ich mir angehört habe als wir „Peripheral Vision“ geschrieben haben war definitiv viel aus den 80ern, New Wave und so weiter. Das war sicherlich ein Einfluss. New Order, Joy Division, The Smiths, The Cure und all diese Bands aus den 80ern. Es gibt aber auch ein paar aktuelle Bands, die das wiederbeleben: Beach Fossils, Wild Nothing zum Beispiel. Aber auch psychedelische Sachen aus den 60ern waren dabei. Aus allen möglichen Bereichen kommen unterschiedliche kleine Einflüsse und zusammengepackt kam dann eben „Peripheral Vision“ dabei raus.

 

Ich wollte dich auch nach Empfehlungen fragen, ein paar Bands hast du ja schon genannt. Ich habe dieses Jahr angefangen, DIIV zu hören und die haben mich ziemlich an euch erinnert. Davor habe ich mir sowas nicht so viel angehört, weil ich solche Bands einfach nicht kannte.

 

Es gibt ein Label, das viele solcher Bands rausbringt. Es heißt Captured Tracks. Sie haben beispielsweise DIIV, Craft Spells, Beach Fossils und Wild Nothing unter Vertrag. Es gibt noch Real Estate, die sind sehr gut, aber die sind auf Domino Records. Toro y Moi gefällt mir auch sehr, Tame Impala ebenfalls. Das hat mit Dream Pop allerdings nicht mehr viel zu tun, empfehlen würde ich die Bands trotzdem.

 

Viele Run For Cover Bands haben ja einen Hardcore/DIY-Hintergrund. Ist das bei euch auch so?

 

Ja, ich würde sagen, das stimmt auch für uns. Wir haben gerade am Anfang sehr viel mit Hardcore- und Punk-Bands gespielt.

 

Hört ihr sowas immer noch und geht auf lokale Hardcore-Shows oder seid ihr da „raus gewachsen“?

 

Ich war nie ein riesiger Hardcore-Fan. Ich mag zwar ein paar Hardcore-Bands, aber es war nie mein Lifestyle oder sowas. Auch damals. Wir sind zwar zu Hardcore-Shows gegangen, es gab auch Bands, die ich mir gerne angesehen habe. Und so ist das im Prinzip immer noch. Unsere lokale Szene hat sich sehr verändert, es gibt jetzt weniger Tourneen, die bei uns durch kommen. Aber Richmond ist nicht weit von uns entfernt, und dort gibt es noch eine ziemlich große Szene. Ich gehe immer noch ab und zu auf Shows, wenn Freunde irgendwo spielen oder sowas. Ich denke auch definitiv, dass der Ethos hinter Punk und Hardcore der Grund dafür ist, warum Turnover immer noch eine Band ist. Ich denke, diese Szene hat die größte Integrität von allen. Das ist meiner Meinung nach sehr wichtig. Wir möchten es mit unser Band so ehrlich wie möglich halten und im Hinterkopf behalten, woher wir kommen. Wir wollen mit Leuten arbeiten und Leuten helfen, die einen ähnlichen Hintergrund haben, denn sie machen das mit den richtigen Gründen und sind ehrlich.

 

Könntet ihr euch denn vorstellen, bei einem Major zu signen oder eine breitere Masse erreichen zu wollen? Manche Bands schaffen es ja, Stadien zu füllen, obwohl sie noch eine Art Szene-Band sind, Brand New zum Beispiel.

 

Ich denke letztendlich ist es nicht unser Ziel, unbedingt eine riesige Band zu werden. Wir werden eben die Musik schreiben, die uns gefällt, und wenn das tausenden Leuten gefällt, ist das natürlich super. Wir wollen natürlich möglichst viele Leute erreichen, aber das ist eher ein indirektes als ein direktes Ziel. Wir versuchen einfach, die beste Musik zu schreiben, die wir können.

 

Manche Bands lehnen eine solche Möglichkeit ja ab.

 

Ich denke, dass das Ablehnen einer solchen Möglichkeit einfach nur weil man es kann, ein bisschen lächerlich ist. Andererseits würden wir niemals etwas von der Band dafür aufopfern, damit sie groß wird. Wir wollen bezüglich aller Entscheidungen das Sagen behalten.

 

Das Album ist jetzt anderthalb Jahre draußen, also ist es wohl langsam Zeit für etwas Neues.

 

Ja, wir schreiben die ganze Zeit. Mal sehen, wann etwas rauskommt. Hoffentlich nächstes Jahr. Ich möchte da nicht große Versprechungen machen, weil eben immer was schiefgehen kann.  Artwork, Vinyl und so weiter.

 

Habt ihr denn das Studio schon gebucht?

 

Ja, wir sind sehr bald schon im Studio.

 

Ihr wart auch für fünf Tage in Japan. Was könnt ihr uns darüber erzählen?

 

Es ist definitiv sehr anders. Das ist ganz klar die unwestlichste Kultur, in der wir je waren. Denn auch Australien hat ja britische Wurzeln, es ist also mehr oder weniger, als würde man in Großbritannien oder Europa spielen. Japan ist cool. Die Vorstellung davon, was respektvoll und nicht respektvoll ist, sind sehr anders. Die Shows sind viel kleiner. Die Szene (Punk-Musik) dort ist so, wie sie in Amerika vor vielleicht 30 Jahren war. Es ist immer noch sehr klein und die Gemeinschaft ist überschaubar, jeder kennt sich. Und jeder der dort ist, ist mit dem Herzen dabei. Das merkt man auch bei den Konzerten. Sie lieben die Musik einfach der Musik wegen. Es war ein wundervoller Ort, den wir kennengelernt haben. Auch neben der Musik. Die Leute im Generellen und wie sie sich verhalten. Jeder ist sehr sauber und respektvoll. Kaum jemand spricht Englisch, daran mussten wir uns etwas gewöhnen. Jeder bei Turnover ist Vegetarier oder Veganer, deshalb war es mit dem Essen manchmal etwas schwierig. Es war aber eine sehr coole Lernerfahrung, mit den Leuten von dort zu sprechen und ihre Sicht auf das Leben kennenzulernen. Japan ist relativ klein, die meisten Fahrten waren also nicht so lange. In vielen Städten konnten wir also rumlaufen und mit den Support-Bands reden. Der Typ, der uns dorthin gebracht hat, war auch unser Fahrer und er hatte einen Übersetzer dabei, der auch Japaner war. Die beiden wurden gute Freunde und wir haben auch viel mit ihnen geredet. Interessant war auch, dass Japan in manchen Belangen sogar mehr wie Amerika ist als Europa, weil sie die amerikanischen Medien und das amerikanische Kino lieben. Deshalb integrieren sie viele amerikanische Dinge in ihre Kultur. Andere Sachen sind wiederrum so anders als in Amerika. Wir wurden dort auf jeden Fall sehr gut und freundlich behandelt.

 

Okay. Ein Japaner hat euch also gefragt, ob ihr rüberkommen wollt?

 

Ja, er heißt Suki und hat auch ein Label namens Ice Grills und einen Shop namens Nerds. Er ist der Typ, der diese ganzen Bands (z.B. von Run For Cover) rüberbringt. Wir kannten ihn eine Weile, weil er schon viele unserer Freunde nach Japan gebracht hat. Für uns hat das auch super gepasst, weil wir danach dann in Australien mit Basement auf Tour waren.

 

Ihr hattet aber keine Support-Band für diese fünf Shows, oder? Nur lokale Bands?

 

Ja, es gab nur ein paar Bands die zwei oder drei der Shows gespielt haben. Eine davon hieß glaube ich Castaway. Mit denen haben wir öfter mal rumgehangen.

 

Haben euch die Bands gefallen? Haben sie soundmässig zu euch gepasst oder waren das große Unterschiede?

 

Ein bisschen von beidem. Es waren viele Pop-Punk Bands dabei. Ich glaube, Pop Punk ist dort sehr groß. Zumindest in der Gruppe von Leuten, die uns rübergebracht hat und bei den Leuten, die auf unsere Shows gekommen sind, hatte man diesen Eindruck. Ein paar Bands waren nicht so passend, andere hingegen haben gut gepasst und waren sehr interessant. Wir waren davor noch nie in Japan und deshalb haben wir ohnehin auch andere Songs gespielt. Songs von der ersten EP, in Tokio. Weil sie dort noch nie die Chance hatten, uns vorher zu sehen.

 

Auf der Tour mit Citizen habt ihr ja nur neue Sachen gespielt.

 

Ja, wir spielen normalerweise keine alten Sachen.

 

Warum? Weil der Unterschied zu groß ist?

 

Das hat mehrere Gründe. Natürlich ist der Sound ein ganz anderer. Aber wir haben das aktuelle Lineup auch erst seit diesem Album. Eric, unser anderer Gitarrist, ist erst seit „Peripheral Vision“ dabei. Deshalb fühlen wir uns damit am ehesten verbunden, und darauf kommt es ja auch beim Live-Auftritt an. Mit den älteren Sachen fühlt sich das eben weniger so an. Ich will nicht sagen, dass wir nie mehr älteres Zeug spielen. Aber gerade wenn wir ein kurzes Set haben, bleibt das wohl so. Wir mögen eben die neuen Sachen alle mehr.

 

Ich sehe das auch so, aber das ist natürlich traurig für eure Fans der ersten Stunde.

 

Wir waren auch schon mit dem alten Material in Europa auf Tour. Sie hatten also eine Chance, uns zu sehen. Wenn sie es getan haben, cool und wenn nicht.. naja (lacht).

 

Habt ihr als Band bestimmte Ziele, die ihr verfolgt?

 

Nein, wir wollen echt einfach nur Musik schreiben, so lange wir können. Und das auch aus den richtigen Gründen tun. Daran haben wir Spaß. Deshalb machen wir so weiter wie bisher. Wir wollen nicht zwangsweise eine Riesenband werden.

 

Wir kommen in Richtung Ende des Interviews, daher werden die Fragen etwas anders: Welche drei Alben würdest auf eine einsame Insel mitnehmen?

 

Wahrscheinlich ein paar Sachen, die mich runterbringen und beruhigen. Das wäre auf einer einsamen Insel wohl angebracht. Momentan höre ich dieses Bossanova-Album namens „Wave“ von Antonio Carlos Jobim. Er ist ein Künstler aus Brasilien, der Bossanova mehr oder weniger erfunden hat. Bossanova ist diese brasilianische Musikrichtung, die in den Sechzigern erfunden wurde. Ziemlich nahe am Jazz, aber auf einer Akustikgitarre mit Nylon-Saiten. In Brasilien ist das quasi die Nationalmusik. Es ist ähnlich wie Samba, hat also viel tanzbare Rhythmen drin. Dieses Album würde ich also nehmen. Dann würde ich noch „Magical Mystery Tour“ von den Beatles mitnehmen und dann noch… boah, das ist echt eine verdammt schwierige Frage.

 

Du musst an Sachen denken, die du immer wieder hören kannst.

 

Ja, immer und immer wieder. Es muss gut abgerundet sein. Ich habe eine Art Rock-Platte, eine softe Platte.. vielleicht würde ich noch „Headsounds“ von den Beach Boys mitnehmen.

 

Okay. Und die drei Bands, mit denen du am liebsten auf Tour gehen würdest (nur lebendige Künstler)?

 

Boah (guckt in den Raum und fragt die Anderen)… Issues, ja (lacht). Vielleicht Toro y Moi, von dem ich dir eben erzählt hab. Wahrscheinlich mein Lieblings Live-Künstler, den ich je gesehen habe. Ich habe ihn letztes Jahr in Kalifornien auf der Aftershow eines Festivals namens Beach Goth gesehen und das war großartig. Dann würde ich noch die Band nehmen, die ich quasi als Pioniere unseres Musikstils ansehe, die uns auch viele Dinge beigebracht hat und uns sehr geprägt hat, Title Fight. Sie sind ja auch gute Freunde von uns, daher wäre es super mit ihnen zu touren. Ich würde dann noch Tame Imapala nehmen, sie sind eine riesige Band und machen großartige Musik. Sie sind eine dieser Bands die am Anfang ihr eigenes Ding durchgezogen haben und es einfach sehr gut gemacht haben. Jetzt machen sie etwas total Anderes, aber es ist immer noch großartig. Ich denke ihr Sound ist sehr einzigartig, klingt aber sehr klassisch. Kevin Parker ist der Hauptsongwriter und ich finde, er schreibt einfach gute Songs. Meistens sehr catchy. Es wäre sehr cool, ihm jede Nacht zuzuschauen.

 

Ich habe mir das letzte Album „Currents“ angehört. Hat mich sehr an Sachen aus den 80ern erinnert.

 

Ja, das kann ich verstehen. Es gibt viele Keyboard- und Synthie-Passagen auf dem Album. Aber die vorherigen Alben sind auch super, falls dir Sachen aus den 60ern gefallen, psychedelische Musik. Das erste Album heißt „Innerspeaker“ und hat viele blues-mäßige Riffs, die sich nach CREAM anhören. Er singt auch ein bisschen wie John Lennon.

 

Hat einer von euch ein Side-Project?

 

Danny hat mal in einer Band namens „Keep“ gespielt, die haben so eine Art Shoegaze gemacht, aber er ist nicht dabei. Ich mache in meiner Freizeit ein paar Sachen und habe Songs geschrieben, aber nichts Bemerkenswertes. Zum Beispiel habe ich ein bisschen Bossanova gemacht, jazziger Akustik-Kram, wie ich dir das eben erzählt habe. Ich hoffe, dass ich da nächstes Jahr etwas veröffentlichen kann. Dann gibt es da noch eine Electronic-EP, die ich eigentlich schon vor anderthalb Jahren fertiggestellt habe. Mal sehen, was daraus wird.

 

Wahrscheinlich kommt ihr auch nicht richtig dazu, weil ihr so viel auf Tour seid. 8 oder 9 Monate im Jahr? Oder ist es noch möglich, irgendwelchen Jobs nachzugehen?

 

Nein, es sind eher 6 Monate, aber das ist meistens so verteilt, dass man dazwischen keine längeren Zeiträume frei hat. Maximal einen Monat eigentlich. Und die meisten Arbeitgeber wollen dich für so eine kurze Zeit natürlich nicht anstellen. Ich zeichne ab und zu etwas, habe auch mal ein bisschen was designt für Freunde und andere Bands. Aber ansonsten sind wir sehr glücklich, dass wir jetzt auf einem Level sind, auf dem wir mit Turnover ein bisschen Geld verdienen können und uns darauf konzentrieren können. Wir haben wirklich lange und hart dafür gearbeitet, daher fühlt es sich wahrscheinlich noch besser an.

 

Okay, wir kommen zum Ende des Interviews. Obligatorische Frage: In ein paar Wochen sind Präsidentschaftswahlen in Amerika. Was denkst du also darüber?

 

Nichts Gutes, man. Es ist echt hart. Wir könnten uns darüber natürlich fünf Tage lang unterhalten. Es ist ein perfektes Beispiel für ein Problem, das wir selbst als Nation geschaffen haben. Es gibt dieses Zwei-Parteien-System und jetzt ist es so, dass niemand mit einem von den Kandidaten wirklich glücklich ist. Und da scheitert dann die Demokratie. Wenn Leute nicht das kriegen können, was sie wollen. Es ist vor allem eine sehr traurige Situation. Ich hoffe, wir kommen einigermaßen durch diese 4 Jahre durch und können davon lernen und etwas mitnehmen. Und dann in 2020 eine gute Entscheidung treffen. Ich denke es wird ein großes Erwachen geben, egal wie es ausgeht.

 

Aber was ist da dann die richtige Art, damit umzugehen? Ignoriert man dann die Wahlen oder ist das falsch und macht es dich wütend?

 

Ich denke das ist sehr kompliziert. Eine Menge Leute in Amerika denken, dass ihre Stimme nicht gehört wird. Die Beteiligung an den Wahlen ist daher relativ gering. Momentan ist es eben so, dass die Leute mit beiden Kandidaten so unglücklich sind, dass sie überlegen, eben gar nicht zu wählen. Was natürlich gefährlich ist. Aber jeder hat das Recht dazu. Das System der Regierung in Amerika kann wirklich frustrierend sein, denn es ist momentan so kompliziert, dass es sich kaum selbst kontrollieren kann. Und man hat nicht das Gefühl, dass man da einen großen Einfluss darauf haben kann. Es ist auch sehr interessant, mit Leuten aus anderen darüber zu reden, wo es anders läuft. In Amerika ist es eine geschichtete Sache: Als Wähler wählt man nicht wirklich für einen Kandidaten, sondern für eine Partei, mit der man vielleicht auch nur 10% der Ansichten teilt, während man mit der anderen Partei eben nur 5% teilt. Was natürlich unglücklich ist.

 

Ich kann mir aber vorstellen, dass die beiden großen Parteien nun zersplittern werden. Bei den Republikanern gibt es ja viele, die gegen Trump sind und Bernie Sanders als unabhängiger Politiker könnte vielleicht auch dafür sorgen, dass auf der demokratischen Seite eine neue Bewegung oder sogar Partei entsteht.

 

Ja, das ist immer die Hoffnung. Als Amerika gegründet wurde, gab es Dinge, von denen die Gründungsväter nicht wollten, dass sie passieren. Und eines davon war, dass sich ein Zwei-Parteien-System entwickelt, denn das mochten sie nicht an Großbritannien. Nur zwei Parteien zu haben ist einfach dämlich. Die Dinge sind nie nur schwarz und weiß. Und es gibt auch andere Parteien in Amerika, aber die sind so klein dass es für sie quasi unmöglich ist, gewählt zu werden. Bernie Sanders ist zum Beispiel traditionellerweise kein Demokrat, aber das war eben der einzige Weg von dem er dachte, damit durchzukommen. Wir werden sehen, was passiert. Ich denke diese Wahl ist anders als jede, die es vorher gab. Hoffentlich kommt langfristig etwas Gutes dabei heraus.

 

Und was denkst du, wer gewinnt?

 

Keine Ahnung. Ich glaube wirklich nicht, dass Donald Trump gewinnt, aber da kann man nur auf Holz klopfen, dass es nicht passiert. Ich habe auch nicht gedacht, dass er überhaupt so weit kommt. Also wer weiß..

 

Okay, vielen Dank für das Interview.