TESTAMENT - Interview mit Eric Peterson

31.03.2020
 

 

Eigentlich ist es schon viel zu spät für das erste Interview mit den legendären Thrash-Metal-Giganten TESTAMENT aus der Bay Area. Die Band, die 1987 mit “The Legacy” ihre Karriere startete, hat in den letzten 30 Jahren kaum etwas an Power und Durchlagskraft eingebüßt, wovon man sich auf “The Bay Strikes Back”-Tour ein Bild machen konnte. TESTAMENT wurden ihrer Rolle als Headliner mehr als gerecht und zeigten, dass die Herren noch lang nicht zum alten Eisen gehören. Im April wird der 5er zudem mit “Titans Of Creation” sein dreizehntes Studioalbum veröffentlichen, was Grund genug ist, Gitarrist Eric Peterson einmal auszuquetschen. Das Gründungsmitglied offenbart sich dabei als netter Gesprächspartner fernab jeglicher Rockstarallüren. 

 

Eric, erstmal herzlichen Danke für deine Zeit, wir freuen uns sehr, dass du mit TESTAMENT mal wieder hier bist. Ihr seid gerade mit EXODUS und DEATH ANGEL unterwegs, wie läuft es auf Tour? 

Eric: Vielen Dank zurück, es ist lange her, dass ich ein Interview für ein deutsches Magazin gegeben habe. Zu lange, hahaha. Die Tour ist wirklich fantastisch, vor allem, weil wir mit unseren Freunden jeden Abend die Bühne beben lassen. Wir alle kennen uns schon ewig und sind froh, mal wieder zusammen zu touren. Es ist wie ein großes Familiending, wo jeder so sein kann, wie er will. Ich brauche in meinem Alter mehr Geborgenheit als früher, hahaha. 

 

Anfang April, wenn ihr euer neues Album veröffentlicht, geht es auch nach Australien. Dort spielt ihr u.a. das Download-Festival, was als eines der größten in Asien/Australien gilt. Festivals sind ja etwas anderes als Clubshows. Was magst du lieber oder ist es egal, wo ihr spielt?

Eric: Na, jede Show, die man spielt, ist das Beste für einen Musiker. Live ist der absolute Kracher für jeden von uns. Für die Fans ist es natürlich schöner eine längere Show zu sehen. Unsere Headlineshows dauern zwischen anderthalb und zwei Stunden. Auf einem Festival hast du als Band nur etwa die Hälfte der Zeit, was schon für uns relativ wenig ist. Da schaffen wir auch nur 6-8 Songs. Es ist schwierig, eine kurze Setlist zusammenzustellen. Da kriegen wir uns auch oft untereinander in die Haare, wobei wir nicht mehr so viele davon haben, wie du an mir siehst. 

 

Wechselt ihr also die Setlist von Show zu Show? 

Eric: Es kommt darauf an, ob wir auf einer kurzen Tour oder einer langen Headlinertour, wie diese jetzt, sind. Bei letzterem gibt es in etwa das gleiche Set jeden Abend, weil wir es vorher proben und intern festlegen. Auf einer kürzeren Tour, z.B. als Opening Act, variieren wir viel mehr. Da kann es auch von einem auf den anderen Tag ein ganz anderes Set geben, bei dem wir auch einige Stücke einbauen, die wir nicht so häufig spielen. Beides klappt übrigens ganz gut. 

 

Wenn man sich eure Bandgeschichte einmal anschaut, dann fallen mir sofort viele Klassiker des Thrahmetals ein, die ihr geschrieben habt. Du als Gründungsmitglied spielst viele dieser Lieder ja zum hundertsten Male. Macht sich da nicht auch mal Langeweile breit?

Eric: Gute Frage! Wenn ich ehrlich sein muss, gibt es sicherlich einige Passagen, die ich mehr liebe als andere. Aber im Prinzip klingen die Songs in jeder Location etwas anders. Natürlich hat man überall einen ähnlichen Sound, aber halt nur ähnlich. Viele unserer Songs sind für das Liveerlebnis geschrieben worden und knallen viel brutaler als auf Platte. Genau das mag ich. Viel schwieriger ist es dann, neues Material in die Klassiker-Setlist einzubauen. “Ey, warum habt ihr nicht das oder das gespielt?”, höre ich oft. Wenn du als Band viele gute Songs hast, ist das Aussortieren echt schwer.  

 

Trotzdem spielt ihr die neue Single “Night Of The Witch” als Vorbote zum neuen Album. Wie kommt der Song an und warum habt ihr diesen Song dafür ausgewählt? 

Eric:  Nun, erstmal gehen die Leute richtig steil darauf ab. Hier muss man dem Internet mal etwas Gutes abgewinnen, denn durch das Lyricvideo konnten viele schon die Texte mitsingen. Eigentlich war dieser Song gar nicht als Vorabsingle geplant, weil er doch etwas anders ist. Klar, gibt es die gewohnte TESTAMENT-Gangart, aber wir hielten ihn für etwas schwer. Die Riffs sind so rhythmisch, dass sie fast hypnotisierend wirken, hahaha. Außerdem singe ich ja den Refrain und in Kombination mit Billy ist das ja schon etwas anderes als “normale” TESTAMENT-Kost. Als die Leute vom Label die ganze Platte gehört haben und sie zur möglichen Single gefragt wurden, waren sich alle einig und favorisierten “Night Of The Witch”. Bislang sind die Kritiken dazu fast alle positiv. 

 

 

Im April kommt euer neues Album heraus. "Titans Of Creation" ist ein ziemlich cooler Titel, woher kommt dieser Name?

Eric: Nun, es war wie so oft: Da feilt man monatelang an Titelnamen herum, probiert dies und das, aber eigentlich passt so gar nichts richtig gut. Vor allem, da das Artwork bzw. Cover der Platte schon vor dem Titel da war. Irgendwann habe ich dann beim Betrachten an Titanen gedacht, die etwas erschaffen. daraus ist letztlich "Titans Of Creation" geworden. Wir als Band sind auch so etwas wie Titanen, wir haben lange zusammen gespielt und in den letzten Jahren wahrscheinlich einige unserer besten Platten geschrieben. Viele Bands schaffen das nicht, da sie eher in früheren Jahren ihre beste Phasen hatten. An dieser Stelle muss ich auch noch Eliran Kantor hervorheben, er ist der Künstler, welcher das Cover gestaltet hat. Es ist einfach großartig geworden, wobei es erst noch viel dunkler werden sollte. Als er aber das Bild mit einem blauen Hintergrund malte, wussten wir sofort dass es perfekt ist. 

 

 

 

Gibt es auf dem neuen Album ein fortlaufendes Thema bzw. einen roten Faden?

Eric: Nun, als wir anfingen, an der Platte zu arbeiten, waren wir immer noch im alten Alien-Modus wie auf der Platte „Brotherhood Of The Snake“ und ich denke, der erste Song, den wir komplett geschrieben haben, war „Children Of The Next Level“ über die religiöse Heavens Gate-Bewegung. Das war eine ganz merkwürdige Sekte, die später einen Massensuizid durchgeführt hat. Allerdings haben wir kein einheitliches Thema, es gibt eine Menge Sachen, die wir aufgreifen. Musikalisch haben einige der Songs auf der Platte einen ägyptischen bzw. fernöstlichen Sound, wie etwa "Code Of Hammurabi" oder "Ishtar's Gate", da kommt definitiv ein anderes Metal-Feeling auf als man sonst von uns gewöhnt ist. Stagnation ist nicht so unser Ding!