Plattenkritik

KALI MASI - Wind Instrument

Redaktions-Rating

Info

Release Date: 24.05.2019
Datum Review: 23.04.2019
Format: Vinyl Digital

Tracklist

 

01. Some Friends
02. Her Palms Were Read
03. Powerline Days
04. Jejune
05. Recurring (II)
06. Ghost (The Pottery Scene)
07. Lunger
08. Your Other Left
09. Sputter
10. C.A.

Band Mitglieder

 

Sam Porter - voc, git
Wes Moore - git, voc
Anthony Elliot - bas, voc
John Garrison- drum

KALI MASI - Wind Instrument

 

 

Frischer Wind aus der Windy City: KALI MASI bewerben sich mit „Wind Instrument“ um einen Platz auf der Liste hervorragender Chicagoer Bands.

Die Metropole am Lake Michigan ist neben ihrer prägenden Architektur und sportlichen Erfolge eben auch für ihre Rolle in der Musikgeschichte bekannt: Für die Entwicklung von Jazz, Blues und Soul hat die Stadt eine herausragende Rolle gespielt, aber auch im alternativen Bereich haben große Namen wie SMASHING PUMPKINS oder RISE AGAINST zum guten Ruf beigetragen. Und Bands wie THE LAWRENCE ARMS oder NAKED RAYGUN sind jedem Fan von melodischem Punkrock ein Begriff. In diese Kategorie lassen sich auch KALI MASI einsortieren. Ihre Mischung aus Punkrock mit leichten Emo-Einsprengseln und Versatzstücken aus dem Post Hardcore ist dabei jedoch eigenständig genug, um nicht als bloßes Epigonentum abgetan zu werden. Dafür sorgt schon das sehr abwechslungsreiche Songwriting. Die Band versteht es, mit vielen Stopps und Tempowechseln für ausreichend Spannung beim Hörer zu sorgen. Dabei wirkt „Wind Instrument“ beim ersten Durchlauf beinahe unscheinbar. Clever gesetzte Haken und Ösen, wie beispielsweise der groovende Break in „Jejune“, setzen sich aber im Ohr fest und lassen das Album mit jedem Durchgang weiterwachsen. Sänger und Gitarrist Sam Porter beweist dabei auch ein herausragendes Gespür für einprägsame Zeilen: „I have these dreams when I’m asleep, black and velvety / I never can remember dreams / I wish I could remember things / I can’t remember anything“ machen „Her Palms Were Read“ zum Ohrwurm. Die wohl herausragendste Gesangsleistung des Albums findet sich aber im atmosphärischen „Lunger“: Nur von leise gepickten Gitarrenakkorden begleitet, schraubt Porter seine Stimme bis zum finalen Ausbruch („Why wait until the time is right? / What are you working for?“) immer weiter hoch. So geht Gänsehaut. Atmosphäre bietet auch das folgende „Your Other Left“. KALI MASI ziehen hier in Sachen Dramaturgie alle Register: Kraftvoller Einstieg, langer Spannungsaufbau, Ausbruch. Und wieder zurück. Selbst ein kleiner Breakdown findet hier seinen verdienten Platz. Am Ende steht dann die Einsicht: „I took the mirror off my bedroom wall / I was growing tired of waking up next to someone I didn’t know”.

Der Vierer aus Chicago weist eine sehr eigene Handschrift auf, was direkte Vergleiche ziemlich schwer macht. In manchen Momenten fühlt man sich an DAYTRADER erinnert, andere Songs klingen ein wenig nach BASEMENT. Gleichzeitig sind dies aber nur sehr grobe Orientierungspunkte.

“Wind Instrument” traut sich vieles und punktet neben der Gesangsleistung (an den richtigen Stellen nochmal durch die restlichen drei Bandmitglieder verstärkt) besonders mit der verspielten Gitarrenarbeit und dem variablen Songwriting. Einzig der Hang zur ganz großen Geste dürfte noch etwas ausgeprägter sein, manchmal wirkt es, als würden sich KALI MASI selbst etwas zügeln wollen. So birgt das Album keinen wirklich klaren Hit, wirkt dafür aber in sich geschlossen. Produziert von keinem geringeren als Jay Maas (DEFEATER, POLAR BEAR CLUB) und in den USA bereits 2017 über das kleine Label Take This To Heart veröffentlicht, erscheint „Wind Instrument“ nun auch offiziell in Deutschland über Gunner Records.

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Daniel

Autoren Bio

Musikverliebt und reisefreudig, meistens nett und umgänglich, mit einer Gefühlspalette von "Live your heart and never follow" über "Hold Fast Hope" zu "I want to smash my face into that god damn radio / It may seem strange but these urges come and go"