01.02.2016: BEACH SLANG, PETAL – Köln – Underground

04.02.2016
 

 

Eigentlich hatte ich mich schon sehr auf PETAL aus Scranton, Pennsylvania gefreut; ihr letztes Jahr bei Run For Cover Records erschienenes Debüt-Album „Shame“ ist irgendwie ein schön warm einlullendes und idyllisches Stück Indie-Rock. Allzu viel habe ich mich im Vorhinein allerdings auch nicht mit der Band beschäftigt, sodass ich ziemlich erstaunt bin, als auf der Bühne im Underground nur Frontfrau Kiley Lotz mit ihrer E-Gitarre steht; anscheinend ist PETAL eher als Soloprojekt mit wechselnder Backing-Band konzipiert. Nachher ist man ja irgendwie immer schlauer. Ohne andere Musiker im Rücken kann natürlich nicht die gleiche Stimmung wie in der aufgenommenen Full-Band-Version der Songs aufkommen, trotzdem ist das Ganze schön anzuhören; Lotz‘ versunkener Auftritt passt als Support perfekt zu den Headlinern des Abends, denn BEACH SLANG, und allen voran Frontmann James Alex, stehen ja geradezu für diese melancholische, aber gleichzeitig positive Haltung. Zum Schluss bekomme ich dann für die letzten beiden Songs doch noch meine zusätzlichen Musiker auf der Bühne; bei „Nature“ wird das Schlagzeug mit dem Tourmanager besetzt, und Ed von BEACH SLANG hängt sich für „Heaven“ noch den Bass um.

Schon Wochen vorm Konzerttag war die Vorfreude groß bei mir: Der Hype um BEACH SLANGs Indie-Emo-Punk-Hymnen ist in der Musikwelt (und auch bei mir) seit letztem Jahr nach wie vor ungebrochen, und so hatte ich die Erwartungen an diesen Abend im Vorfeld auch ordentlich hoch geschraubt. Ich sah es schon vor mir: Eine Stunde Stagedives und Sing-a-Longs soweit das Auge reicht, regelrechte Freudentaumel bei allen Anwesenden. Leider lag ich etwas, wenn nicht sogar komplett daneben, denn als die Band um 21:30 Uhr die Bühne betritt und Frontmann und Obersympath James Alex dem Publikum mit den Worten „We’re gonna punch you right in the heart“ „droht“, rechne ich schon mit einer der ausgelassensten Shows des gerade begonnenen Konzertjahres. Doch schon die Reaktion des Publikums auf den Opener „Throwaways“ löst einen großen Teil meiner Vorfreude in Luft auf. Wo sind die erhofften Freudentänze? Es bestätigt sich leider, dass Montag ein echter Scheißtag für Konzerte ist; die Stimmung im Raum wirkt fast schon angespannt. „Naja, erstmal bis zu den Highlight-Songs abwarten und Tee trinken“, denke ich mir. Als aber mit „American Girls and French Kisses“ der Überhit direkt im Anschluss kommt und die Stimmung immer noch so gut wie auf dem Nullpunkt ist, scheinen nur vier Leute davon so gut wie gar nichts mitzubekommen, und das sind die werten Herrschaften von BEACH SLANG selbst. Trotzdem zaubern die Jungs aus Philadelphia mir das ganze Set über ein Grinsen ins Gesicht: James‘ Windmühlen-Arm-Akrobatik, mit der er auf seine Gitarre eindrescht, passt einfach zu ihm wie die Faust aufs Auge; auch wenn „Young & Alive“ heute keinen Platz auf der Setlist gefunden hat, man könnte es als Bandmotto beschreiben, an das sie sich in jeder Situation zu halten scheinen. Weil die Show im Underground die größte der Tour ist, gibt’s obendrauf noch überschwängliche, mit Zucker übergossene Dankesreden in Richtung Publikum, es wird schon auf einen nächsten Besuch in Köln freudig hin gefiebert - und das sind nicht nur leere Worte. Nein, die meinen das wirklich ernst, und so steigt meine Sympathie für diese Band noch ein bisschen weiter in die Höhe. Eine gute halbe Stunde nach Beginn wird schon der letzte Song angekündigt, und ich erwarte noch eine, vielleicht zwei Zugaben, aber da lag ich weit daneben: Die Band kehrt noch einmal für volle 30 Minuten auf die Bühne zurück, um jetzt in den Live-Jukebox-Modus zu wechseln. Der Deal lautet folgendermaßen: Das Publikum ruft beliebige Songs in den Raum, die Band spielt auf wie Knopfdruck. Klappt mal mehr, mal weniger gut, „Boxcar“ von JAWBREAKER hat die Band jedenfalls drauf, beim Riff vom MOTÖRHEAD-Klassiker „Ace of Spades“ hapert’s bei Gitarrist Ruben noch ein bisschen. Langsam fängt sich auch die Stimmung im Zuschauerraum durch die unerwartete Aktion an zu lockern, irgendwie macht dieser amüsante Ausgang des Abends die Show dann doch noch zu etwas Erinnernswertem – wenn es die positive Energie und Spielfreude der Band nicht sowieso schon davor getan haben.