04.08.2018: KRAFTKLUB, GURR - Berlin - Wuhlheide

09.08.2018
 

 

Man ist wohl endgültig ganz oben angekommen, wenn man eine Venue wie die Wuhlheide ausverkauft. KRAFTKLUB haben das geschafft und spielten an einem extrem heißen Samstag vor 17.000 Menschen in der Berliner Open-Air-Location.

Höchstpersönlich von Felix Brummer angekündigt, durften GURR den Abend eröffnen. Das Berliner Mädels-Duo wurde live noch von einem Drummer und einer Bassistin unterstützt. Mit ihrem Indie-Rock hatte die Band schnell einen großen Teil des Publikums auf ihrer Seite. Da konnte sogar eine ordentliche Wall Of Death von Statten gehen. Eine gute halbe Stunde hatte man zur Verfügung, die wohl auch für die Band persönlich ein besonderes Highlight dargestellt haben dürfte. Bereits während des Auftritts von GURR hatten die Sanitäter jede Menge zu tun: Ob das nun jüngere Fans mit Kreislaufproblemen waren oder Leute, die sich ihr Bier in Verbindung mit der Hitze dann doch zu schnell haben schmecken lassen. Zum Glück gab es noch eine längere Umbaupause, die von vielen genutzt wurde, um sich mit Wasser zu versorgen.
Zu den Klängen von ''Hallo Nacht'' fiel dann gegen viertel vor Neun der Vorhang mit dem Schriftzug ''Keine Nacht für Niemand'', der die Sicht auf die Bühne noch verdeckte. Und von da an schwebte eine große Staubwolke über der Wuhlheide. Besonders der Innenraum war sofort am Ausrasten. Nachdem mit ''Fenster'' noch ein weiterer Track des aktuellen Albums folgte, gab es spätestens bei ''Karl-Marx-Stadt'' kein Halten mehr.
Im weiteren Verlauf wechselten sich neue Songs mit den Klassikern der Band ab. Aber es spielte keine Rolle, ob nun ''Eure Mädchen'', ''500 K'' oder Tracks der aktuellen LP wie ''Band mit K'' gespielt wurden – jeder Song, egal wo man sich in der Wuhlheide aufhielt, wurde abgefeiert sowie textsicher und euphorisch mitgesungen.

Nachdem musikalisch pausenloses Vollgas geben angesagt war, wurde es mit "Kein Liebeslied" etwas ruhiger. So hatten Band als auch Publikum kurz die Gelegenheit nach Luft zu schnappen. Doch bevor es zu ruhig und die Stimmung gebremst werden konnte, machten es KRAFTKLUB geschickt, gingen mitten im Song einfach in den Nächsten über und spielten den Schlusspart von "Liebe". Schluss war damit aber noch lange nicht. Das Ganze war nur der Beginn eines Medleys, dass durch "Dein Lied", "Für Immer", "Deine Gang" sowie "Allein Allein" von POLARKREIS 18 komplettiert wurde. Es sollte nicht das einzige Cover des Abends bleiben. Direkt im Anschluss ließ dich der erste Gast des Abends blicken. Porky von DEICHKIND wurde, getarnt als Bierverkäufer, auf die Bühne gerufen. Zusammen performten er und die Chemnitzer "Blitzkrieg Bop" von den RAMONES.
Wie es sich gehört, hatten KRAFTKLUB alles aufgefahren, was es bei einer großen Rockshow so braucht. Das fing an mit Konfettikanonen, durch die es auch mal 500K-Geldscheine regnete, ging weiter mit Pyroeffekten, bis hin zu einer fetten Lichtshow. Unabhängig davon, zeigte sich aber in vereinzelten Momenten, dass es oft nur ein paar kleine Dinge braucht, die großes Staunen hervorrufen können: Zum Beispiel wenn die, auch diesen Sommer mit anwesenden Tänzerinnen, auf der Bühne nur mit Taschenlampen bestückt die Lichtshow übernahmen. Oder, wenn die Beleuchtung abgestellt und das Publikum aufgefordert wurde ihre Handys zum Leuchten zu bringen, war es fantastisch anzusehen, wie die komplette Wuhlheide in einem Lichtermeer erleuchtete.
Mit "Chemie Chemie Ya" beendeten KRAFTKLUB ihr Set vorerst, bevor sie für die Zugabe zurückkehrten – und die hatte es in sich. Denn bevor die Band des Abends überhaupt weiter spielte, enterten K.I.Z, als weitere Überraschungsgäste, die Bühne und spielten ironischer Weise ihren natürlich nicht ganz ernst gemeinten an KRAFTKLUB gerichteten Disstrack ''Verpisst Euch'', der ihren Hit ''Ich will nicht nach Berlin'' aufs Korn nimmt. Besagter Hit sollte direkt im Anschluss folgen. Doch auf der Bühne war erst einmal nur Schlagzeuger Max Marschk zu sehen. Und der Rest? Der befand sich im hinteren Teil des Innenraums, auf einer erhöhten Plattform auf Rädern und lies sich durchs Publikum rollen. Die Rückkehr auf die eigentliche Bühne wurde zusätzlich noch mit einem Wettkampf verbunden, der darin bestand, welches Bandmitglied als erstes, mittels Crowdsurfing, wieder vorn ankommt. Nach ''Blau'' folgte mit ''Songs für Liam'' der letzte Song des Abends. Man hatte es sich in Berlin fast ein bisschen gedacht, jedoch beim letzten Song dann irgendwie nicht mehr wirklich damit gerechnet. Aber dann kam er doch noch für eine Strophe auf die Bühne – CASPER, der unter tosenden Jubel empfangen wurde.
Dann war die Musik vorbei und alle Konfetti-Vorräte abgefeuert. Zum Abschluss entließ man verstaubte, aber glückliche und zufriedene Gesichter aus der Wuhlheide zu den Klängen von TIC TAC TOE's ''Funky'', dass aus den Boxen schallte.

 

Die Bilder des Abends gibt es hier zu sehen: KRAFTKLUBGURR