05.02.2019: THE WONDER YEARS, FREE THROW, THE WINTER PASSING - Köln - Club Volta

13.02.2019
 

 

Zuletzt spielten As I Lay Dying hier eine relativ spontane Zusatzshow einen Tag vor ihrer ausverkauften Show in der Turbinenhalle Oberhausen, dem wohnte ich allerdings nicht bei. So ist es heute für mich das erste Mal im Club Volta. Und ich muss sagen, die Location gefällt mir gut. Gute Größe, angenehmes Ambiente (coole, farbige Wandbilder (aus Glas?)), BioZisch Matcha Green Tea im Angebot. Heute spielen hier The Wonder Years, die 2018 mit „Sister Cities“ ihr sechstes Studioalbum herausgebracht haben.

Als Opener fungieren heute THE WINTER PASSING. Nur eine Stunde zuvor wird ins Facebook-Event gepostet, dass der Start sich um eine halbe Stunde auf 19:30 Uhr verschiebt. Das ist leider etwas spontan und daher vermutlich nicht nur für mich ärgerlich. Von der ersten Vorband kriege ich so nur die letzten Songs mit. THE WINTER PASSING erinnern mich mit ihrem mehrstimmigen Gesang und einer Sängerin am Keyboard gleich an Tigers Jaw, musikalisch hinkt der Vergleich jedoch etwas. Sängerin Katie hat jedenfalls die Phase, in der Ben und Brianna bei TJ noch schief und unprofessionell gesungen haben (was ich übrigens gerade so besonders an dieser Band fand) übersprungen. Die Iren machen, was sich mit meinen bisherigen Eindrücken von irischen Menschen deckt, einen enorm sympathischen Eindruck und freuen sich sehr, in diesem Rahmen vor dem Kölner Publikum spielen zu können. Diesem ist allerdings bis auf einen warmen Applaus und einige interessiert funkelnde Augen an Bewegung am frühen Abend leider noch nichts zu entlocken. THE WINTER PASSING haben gerade eine frische Single namens „Original Sin“ herausgebracht, zuvor eine EP und ein Album. Pop-Punk-Fans ist das definitiv ans Herz zu legen, auch live legt die Kapelle eine gute Show hin.

FREE THROW sind mir da schon eher ein Begriff. Und auch in Köln hat sich die Band schon einen kleinen Namen gemacht, nach eigener Aussage gar ihre erste Show auf dem europäischen Festland hier gespielt und eine ihrer besten Nächte als Band verbracht. Gute Vorzeichen für das heutige Set also. Die Band kann mittlerweile auf zwei Alben und zwei EPs zurückblicken. Eröffnet wird die Show mit „Randy, I Am the Liquor“ gleich mit einem der größten Hits. Der Club Volta hat sich zwar nicht sonderlich aufgefüllt, dafür geht das relativ junge Publikum nun mehr mit. Einige Texte werden mitgesungen, langsam kommt auch Bewegung in den Abend. Die großen Lücken vor der Bühne füllen sich allerdings nur schwerlich. Dafür hat man aber mal Platz auf einem Konzert. FREE THROW kombinieren poppige Hooks à la Wonder Years mit verspielten Frickel-Gitarren sensu Tiny Moving Parts, können allerdings an einigen Stellen auch mal laut und hart („Such Luck“) oder leise und bedacht („Two Beers In“) werden. In etwa 40 Minuten bietet die Band aus Tennessee eine ausgewogene Mischung aus „Those Days Are Gone“ von 2014 und „Bear Your Mind“ von 2017 und stellt damit ihre Fans sichtlich zufrieden.

Als ich THE WONDER YEARS zum letzten Mal gesehen habe, war das mit eben erwähnten Tiny Moving Parts und Trash Boat in der Essener Zeche Carl. Vor etwa zwei Jahren musste diese Show gar noch hochverlegt werden, die Zeche Carl war jedoch auch sehr gut gefüllt. Heute im Club Volta zieht die Band nun nicht mehr so viele Leute. Okay, damals war das ein Freitag, aber ein bisschen mehr Leute hätte ich schon erwartet. Gerade verglichen mit den Shows in den Staaten dürfte das diesbezüglich eher eine dürftige Show für THE WONDER YEARS sein. Daraus scheinen sich die sechs Musiker aus Philadelphia allerdings nichts zu machen. Routiniert und mit Spaß an der Sache ziehen sie ihr Ding durch. Ob die Band ihren Zenit überschritten hat? Das können Kenner sicherlich besser beurteilen. Ich für meinen Teil habe bemerkt, dass ich zwischen den Releases der Band keine allzu großen Sprünge raus höre. Nur, dass es tendenziell etwas ruhiger geworden ist. Vielleicht ist das nichts mehr für diese schnelllebige Zeit in der Musikszene, in der (ich unterstelle das jetzt mal ganz frech) vor allem die jüngere Zielgruppe oft lieber auf neue Hypetrains aufspringt, anstatt einer Band loyal zu bleiben. Früher war einfach alles besser, ihr kennt die Leier. Ein anderer Grund mag sein, dass THE WONDER YEARS eine ziemlich klassische Version des Pop Punk präsentieren, die auch perfekt zu jedem Teenie- bzw. College-Highschool-Film der 00er Jahre gepasst hätte. Innovative Bands wie Tiny Moving Parts, The Story So Far und so weiter bieten da eventuell erwünschte (und meiner Meinung nach eine notwendige) Abwechslung.  Mit „Local Man Ruins Everything“ ist der zweite Song jedenfalls ein Klassiker und ruft tendenziell eher die älteren Fans an diesem Abend auf den Plan. Vielerorts wird „Suburbia…“ ja auch als das beste Album der WONDER YEARS bezeichnet. „Dismantling Summer“ im Anschluss als der dritte Song lässt mich allerdings nochmal überlegen, ob ich dem so zustimmen kann. Sicher kann ich sagen, dass ich eher Fan der ersten Hälfte der sechs Alben bin – und damit komme ich heute auch auf meine Kosten. Insbesondere „Passing Through a Screen Door“ und der letzte Song der Zugabe, „Came Out Swinging” sind da – und das offensichtlich nicht nur für mich – nochmal besondere Schmankerl. Vorne tobt da der Schweinepogo am meisten und es wird ausgiebig mitgesungen. Ansonsten ist das Set in großen Teilen eher was zum Bier aus Plastikbechern trinken und schunkeln. Was ja auch eine ganz nette Sache an einem Dienstagabend ist. Fazit: Club Volta gerne wieder, THE WONDER YEARS vielleicht eher nur noch, wenn man sie sowieso auf einem Festival mitnehmen kann. Free Throw weiter im Auge behalten!