07.10.2008: Bring Me The Horizon, The Red Shore, Deez Nuts, Ignominious Incarceration - Berlin - Columbia Club

07.10.2008
 

 


Auf meinem Weg zum Columbia Club, einer wohlgemerkt ziemlich großen Konzerthalle hier in Berlin, deren Besitzer sicherlich vor 2 Jahren noch jedes Hardcore / Metalkonzert lachend abgelehnt haben, hatte ich dank des Schienenersatzverkehres einige Zeit mir meine Gedanken darüber zu machen, was mich auf dem Bring Me The Horizon, The Red Shore, Deez Nutts und Ignominious Incarceration- Konzert wohl erwarten würde: Ich rechnete mit ziemlich vielen Kids, noch mehr kleinen Girlies die einzig und allein wegen dem BMTH-Frontmann Oliver Sykes zur Show gekommen sind und vielen neuen Songs vom erst kürzlich erschienen Album "Suicide Season", auf welchem sie sich ja laut eigener Aussage vom Deathcore distanzierten und eher auf den Spuren wie Bands "Slipknot" wandeln.

Ich sollte Recht behalten. Irgendwie. Am Club angekommen, musste ich ziemlich schnell feststellen, dass dieses Konzert wohl nichts von den verrückten BMTH-Shows der letzten Jahre haben würde, die Atmosphäre war einfach nicht vertraut, was vielleicht an den unhöflichen Securities liegen könnte oder aber an der Tatsache, dass man zwischen Pit und Bühne einen vielen zu großen Pressegraben aufgebaut hat. Spätestens als mir dann noch der Rausschmiss angedroht wurde falls ich beim Fotografieren die Hauseigenen Regeln missachte (First 3 Songs, NO FLASH), ging mir etwas die Galle über.

Opener des Abends waren Ignominious Incarceration aus England. Schnelle Double-Bass, tiefe Growls, aber insgesamt eine eher mittelmäßige Performance was die Bühnenpräsenz (synchronisiertes headbangen war noch das höchste der Gefühle) betrifft. Wer auf diese Art von Metal steht kann sich die Jungs mit dem exotischen Namen auf Tour mit Cryptopsy, Beneath The Massacre & Trigger The Bloodshed ankucken. Vorallem letztere dürften ziemlich gut zu Ignominious Incarceration passen. Beim Publikum kam wohl nicht wirklich Stimmung auf, was natürlich aber auch am großen Abstand zur Band liegen kann.

Weiter ging's mit Deez Nuts, meinem persönlichem Highlight des Abends: Über die Texte oder Einstellung der Band muss an dieser Stelle wohl nichts gesagt werden, dafür gibt es z.B. das Albumreview hier bei Allschools. Fakt ist nur, dass sie mit ihrer Mischung aus Hardcore, Rap und Party die Stimmung ziemlich gut angeheizt haben! Auch das Publikum kam langsam in die Gänge, einige Jungs konnten sogar mitshouten - der Band hat's auch spaßgemacht! Zwischenzeitlich wurde ich noch eben mal von einem Security aus dem Pressegraben geschmissen, weil ich irgendwie doch mit Blitz fotografiert habe. Oups - Macht der Gewohnheit...Sollte ja auch nicht der einzige Rausschmiss werden.

Als nächstes waren die Australier von The Red Shore an der Reihe. Im allgemeinen muss man sagen, dass sie das ganze sehr routiniert aber auch trotzdem energiegeladen durchgezogen haben. Das einzige Manko war leider bloß, dass die Stimme von Shouter Jamie nach den ersten Songs etwas an Kraft verloren hat. Trotzdem auf jedenfall eine sehenswerte Band, die es verdienter weise auch endlich mal nach Deutschland geschafft hat. Im Publikum war endlich mal richtig was los, hatte ja auch lange genug gedauert....

Um ca 22:30 wären dann eigentlich Oliver Sykes und Co dran gewesen...diese ließen sich aber rockstar-like ziemlich viel zeit: immerhin müssen ihre Handtücher vom Staff an die richtige Stelle der Bühne getragen werden...nach insgesamt ca 45 Minuten Wartezeit kommen die Jungs endlich auf die Bühne und es gibt erstmal die Ansage vom Shouter: "Sorry guys, my voice is really fucked so i wont be singing tonight - but we'll try to make it as great for you as possible...the dudes back there from the other bands will help me out...." Enttäuschung bei den weiblichen Fans. Erstmal war wieder Jamie von The Red Shore an der Reihe; dieser wurde abgelöst vom Bassisten von Ignominious Incanceration; welcher wiederum von den Jungs von Deez Nuts abgelöst wurde, welche einen Bring Me The Horizon Song rappten. Die Version war im Gegenzug zu den meißten anderen Songs eine der besten Aktionen der BMTH-Show. Des weiteren wurden die zwei Jungs vom Merchstand geholt um ein Lied anzustimmen. Das hat leider nur bedingt geklappt weil die beiden textlich nicht wirklich fit waren. Textsicher war dagegen der Fan, den sich Olli aus dem Publikum geholt hat um einen ihrer Songs für ihn zu singen.

Ein interessanter Aspekt bei Bring Me The Horizon war allerdings die musikalische Weiterentwicklung die sie durchlaufen haben, was in diesem Fall nichtmal heißen soll, dass die noch technischer, schneller, brutaler geworden sind - sondern eher dass die angefangen haben mit Samples zu arbeiten was dem ganzen an manchen Stellen das gewisse Etwas verleiht. Leider muss man dazu sagen, dass sie es mit ihrer gesampelten Sub-Bass-Explosion etwas übertrieben haben. Diese war nach dem zweiten Song schon nicht mehr spannend weil sie einfach ständig im Abstand von 15 Sekunden eingesetzt wurde. Weniger ist manchmal doch mehr...und das gleiche gilt auch für die Wahl der Konzertlocation! Ich bin mir sicher, dass es den Bands und den Zuschauern um einiges mehr Spaß gemacht hätte, wenn die Show in einem kleineren aber auch persönlicheren Club stattgefunden hätte. Vor allem die teilweise etwas arrogant wirkenden Jungs von Bring Me The Horizon sollten von ihrem hohen Ross absteigen, wie man gesehen hat sind sie zumindest bei uns in Deutschland schon lange nicht mehr so dick wie noch vor 3-4 Jahren und auch die Tatsache dass sie gerade erst ihr neues Album veröffentlich haben konnte nicht einen Pressevertreter zum Konzert locken. So blieb der überdimensionierte Pressegraben bis auf mich leer. Aus diesem wurde ich nach ein paar Minuten schon wieder verbannt, Regeln sind immerhin Regeln - auch wenn sie keinen Sinn
machen.

Im Endeffekt war es aber zumindest auf Grund von der fetten Show von Deez Nuts ein gelungener Abend, bei dem man sich nur ein bisschen mehr Professionalität vom Headliner gewünscht hätte. Zu ihrer Verteidigung muss man allerdings sagen, dass sie trotz krankem Sänger richtig Party gemacht haben und die eigentliche Totalpleite geschickt verpackt haben - für die meisten Mädchen in der ersten Reihe war es ohnehin genug einmal ihren Hero zu berühren. Dazu hatten sie auch genug Möglichkeiten: Mr. Sykes war an diesem Abend mehrmals stagediven und hat während der Show Autogramme geschrieben - er hatte ja sonst nichts zu tun!!!!