11.10.2018: CAPTAIN PLANET, MATULA, DEUTSCHE LAICHEN, RAUCHEN - Wiesbaden - Kesselhaus

13.10.2018
 

 

15 Jahre Zeitstrafe – Kein Grund zu feiern. Oder doch?!
Um das Label-Jubiläum ausgiebig (nicht) zu zelebrieren, gehen CAPTAIN PLANET, MATULA und DEUTSCHE LAICHEN gemeinsam auf Deutschland-Tour. Emo, Emo, Punk. Und du?
Als Support haben sich die drei Bands zusätzlich RAUCHEN nach Wiesbaden eingeladen. Nicht alltägliches, starkes Line Up - kein Wunder also, dass das Kesselhaus in Wiesbaden bereits im Voraus AUSVERKAUFT vermelden kann.
Ein hoch auf Zeitstrafe! Ein hoch auf Renke!

Den Abend eröffnen RAUCHEN aus Hamburg. Die Hardcore Band aus dem Norden Deutschlands hat erst in diesem Jahr ihr Debüt veröffentlicht und unterstützt nun CAPTAIN PLANET, MATULA und DEUTSCHE LAICHEN in Wiesbaden. Düsteres, lautes Hardcore-Geballer mit weiblichem Gesang. Fett, fett, fett.

Direkt im Anschluss entern DEUTSCHE LAICHEN die Bühne. DEUTSCHE LAICHEN kommen aus Göttingen und finden Deutschland scheiße. Direkt zu Konzertbeginn machen die Vier die Fronten klar und stecken ihren Bereich unmissverständlich ab. Riot Grrrl-Punk mit kein Bock-Attitüde. Mal auf Deutsch, mal auf Englisch. Hier und da etwas holprig stolpern DEUTSCHE LAICHEN in bester Punkermanier durch den Abend. Die Göttinger haben sichtlich Spaß, nehmen sich selbst nicht zu ernst und rennen mit ordentlichem Tempo gen Abend. Zwar verpasst die Riot-Grrrl-Band mal den Einsatz oder liegt einen Halbton daneben, überspielt das Ganze aber charmant, unaufgeregt und allem voran professionell. Ist ja auch immer noch Punk, näh? Musikalisch bleiben DEUTSCHE LAICHEN ihrem Riot Grrrl-Hardcore-Punk durchgehend treu und wagen nur einmal einen Ausflug in Emo-Gefilde, merken aber folgerichtig an, dass der Großteil der Besucher ja eh deswegen im Kesselhaus ist.

„Grüße gehen raus an CAPTAIN PLANET und MATULA“.
DEUTSCHE LAICHEN

Textlich geht es von Menstruation und Blut, Veränderungen und Ficken, bis hin zu Polizeigewalt. Die Radikal-Feministinnen lassen dabei (ganz anders als CAPTAIN PLANET und MATULA) keinen Interpretationsspielraum in Texten und Ansagen und sprechen all die Themen klar und deutlich an. Gut so. Starkes, durchweg nach vorne gehendes Set. Bullenwanne brenn´.

Mit MATULA beginnt im Anschluss an das DEUTSCHE LAICHEN-Konzert der Emo-Teil des Abends.
Die Band hat bereits vor Beginn des Konzerts technische Probleme und muss sich erst einmal zurückhalten, ehe sie loslegen kann. Aber dann,… gestärkt vom Mittagsschlaf geben MATULA Vollgas. Mit einer schönen Mischung aus alten und neuen Songs des gerade erschienen Albums „Schwere“ werden gemeinsam mit dem Wiesbadener Publikum 15 Jahre Zeitstrafe gefeiert. Im Zusammenspiel mit dem Publikum, das sich relativ schnell selbst zu Wort meldet und darauf besteht, dass der Gesang lauter gedreht wird, bekommt die Band auch die Soundprobleme schnell in den Griff. Demokratie in ihrer besten Art und Weiße. Die Band hat sichtlich Spaß und ist bestens aufgelegt - das Wiesbadener Publikum allerdings noch besser. Immer wieder wird die Band von „lustigen“ Rufen aus dem Publikum unterbrochen und weiß mit der Masse an Sprüchen und Kommentaren nicht so recht umzugehen. Sympathisch zurückhaltend, fast schüchtern reagiert Sänger Thorben auf die Zurufe, geht kurz darauf ein, lächelt sie weg oder lässt die Rufe in der Masse untergehen. Musikalisch sind MATULA gut wie immer. Emo-Indie-Punk mit einem Hauch Melancholie und Weltschmerz. Thorben versprüht mit seiner Stimme den typischen MATULA-Charme und lässt Wiesbaden nicht nur beim Pogo dahinschmelzen. Ach, wie schön.

„Weiter – bis die Stimme aufgibt
Bis alles zerfällt
Bis der Vorhang wieder aufgeht, uns nichts mehr hier hält
Zu schwach – zu wenig
Alles viel zu sehr gewollt
Das hier ist ein Ende“
CAPTAIN PLANET / Ein Ende

Zu guter Letzt betreten CAPTAIN PLANET die Bühne im Kesselhaus in Wiesbaden. Die Hamburger Band um Frontmann Jan Arne von Twistern ist (wie bereits die Bands zuvor) gut drauf und kann ohne technischen Problemen unmittelbar loslegen. Von Null Auf Hundert in wenigen Sekunden. Es folgt ein Querschnitt aus 15 Jahren Bandgeschichte. Ähnlich wie zuvor dominiert der unverwechselbare Gesang die Musik der Emo-Punk-Band. Nicht immer richtig, hier und da auch mal einen Halbton daneben, schreit Jan Arne von Twistern Wiesbaden die meist kryptischen Texte entgegen. Und Wiesbaden schreit zurück. Faust in die Luft und ab geht´s. Wiesbaden kocht.
Fest nebenher werden noch Teile des ANTITAINMENT „Themesongs“ gecovert und so auch anderen, fast vergessenen Zeitstrafe Bands gedacht. Einfach schön.
Zum Abschied entert MATULA Sänger Thorben noch ein letztes Mal die Bühne, um im Duett mit Jan Wiesbaden in die Nacht zu verabschieden.

Ein wunderschöner, besonderer Konzert-Abend in Wiesbaden.
Ein hoch auf CAPTAIN PLANET, MATULA, DEUTSCHE LAICHEN und RAUCHEN.
Ein hoch auf Zeitstrafe - auf die nächsten 15 Jahre!