Immer im November ist es soweit – die Never Say Die!-Tour zieht durchs Land und macht Hard- und Metalcore-Fans mit einem ganzen Wurf namhafter Bands glücklich. Berlin ist jedes Jahr, mit wechselnder Location, ein fester Bestandteil auf der Route. Austragungsort dieses Mal – das Columbia Theater. Auf der Bühne: ALAZKA, NORTHLANE, CASEY, POLAR, CURRENTS, BEING AS AN OCEAN und THOUSAND BELOW.
Letztere Band war es auch, die zuerst die Bühne betrat. Zwar wurde im Vornherein ein Timetable veröffentlicht, leider schob man aber den ausgeschriebenen, ziemlich frühen Beginn unangekündigt nochmals nach vorne. So waren THOUSAND BELOW statt 17:45 Uhr zu starten, bereits 17:50 Uhr mit ihrem Auftritt durch. Nicht überraschend also, dass die Band vor einem noch relativ leeren Saal spielte, der erst noch warm werden musste und somit auch keine besonders tolle Stimmung aufkommen wollte.
Ein bisschen besser sah das dann schon bei CURRENTS aus. Das Columbia Theater hatte sich etwas gefüllt und während der Songs, in die zwischen die härteren Passagen auch mal ruhigere Parts einstreut werden, lag der Geräuschpegel schon merkbar höher. Nach einer knappen halben Stunde verabschiedeten sie sich nach einem soliden Auftritt mit ''Night Terrors'' von ihrem 2017er Album ''The Place I Feel Safest''.
Die danach folgenden POLAR sind wohl eine Band mit Verwechslungsgefahr. So soll es doch Leute gegeben haben, die im Vornherein die ganze Zeit mit POLARIS gerechnet hatten. Mir ist das ganze zwar nicht passiert, aber ein Begriff war mir die Band vorher auch nicht. Und wie sich schnell herausstellte, war das für mich persönlich und, ich denke, auch für viele weitere Anwesende kein Problem. Denn die Band wusste mit ihrem Mix aus Punk und Hardcore sehr zu gefallen und sollte sich als ein unerwartetes Highlight des Abends herausstellen.
Waren POLAR sehr aktiv auf der Bühne und vom Sound relativ aggressiv, wurde es mit CASEY deutlich ruhiger. Die Band lebt aber auch von ihrem teilweise runter gefahrenen und atmosphärischen Sound, der nach den bis dahin gespielten, mehr nach vorne gehenden Bands, eine gelungen Abwechslung darstellte. Weniger Moshparts – mehr Emotionen war das Motto. Denn vor allem Sänger Tom Weaver begab sich in den Zwischenansagen auf ein sehr persönliches Level, wenn er seine gesundheitlichen Probleme und das Thema Selbstmord zur Sprache brachte, was die Songs anschließend noch intensiver machte.
Eine komplett andere Grundstimmung entstand bei den darauf folgenden ALAZKA. Ihr Sound lud wieder zum Ausrasten ein – und das taten die Leute. Saubere Performance und allen voran Cleansänger Kassim Auale, der mit seiner Stimme locker auch ein R'n'B-Album aufnehmen könnte, überzeugte. Selbst seine häufigen Sprungeinlagen taten der Qualität keinen Abbruch. Und das tat er nicht nur auf der Bühne, sondern verschwand des Öfteren auch im Bühnengraben, um mit den ersten, sehr textsicheren Reihen, auf Tuchfühlung zu gehen. Mit seinen Bandkollegen, stellten sie die aktivste Band des Abends da, die das Publikum ohne Probleme zum Mitsingen und Abgehen animieren konnte.
Auf Platte bin ich mit NORTHLANE nie so richtig warm geworden. Umso überraschender war es, dass der Auftritt für mich dann doch so mitreißend war. Der Sound war knackig und drückte schön bis in den hinteren Teil des Columbia Theaters. Die Australier lieferten definitiv gut ab und die Leute dankten es ihnen mit einer ausgelassenen Atmosphäre. Im Gegensatz zu den Vorgängern von ALAZKA, die eine farbenreiche Lichtshow nutzten, verhielt es sich bei NORTHLANE komplett gegenteilig. Die Bühne wurde weitestgehend dunkel gehalten, so dass der extra angebrachte und sowieso schon sehr unscheinbare Bühnenbanner kaum zu sehen war.
Beim Headliner BEING AS AN OCEAN sind düster gehaltene Bühnenbeleuchtungen keine große Überraschung. Für das ruhige Intro stand erst mal nur Gitarrist und Sänger Michael McGough allein auf der Bühne, bevor sich die restliche Band für ''OK'' zu ihm gesellte. Ich hatte die Kalifornier bis jetzt zweimal live gesehen. War der erste Auftritt eine absolut großartige Erfahrung, stellte sich Show zwei leider als große Enttäuschung heraus. Umso gespannt war ich darauf, wie sich Nummer drei schlagen würde. Und zu Beginn hatte ich gar kein gutes Gefühl, denn der Sound war gerade bei den ersten Songs leider ziemlich schlecht. Ein Problem, was bei allen anderen Bands des Abends nicht der Fall war. So waren anfangs nur Synthies und Schlagzeug zu hören, während beispielsweise der Gesang ziemlich unterging. Mit der Zeit verbesserte es sich, aber wirklich gut wurde es den ganzen Abend nicht mehr. Dennoch schafften sie es mich zu fesseln und gerade das Schlagzeugspiel von Drummer Jesse Shelley sorgte dafür, dass ich mich nicht vom Auftritt losreißen konnte. Frontmann Joel Quartuccio verschwand ganz traditionell regelmäßig in der Menge, die bei diesem Auftritt wohl den lautesten Mitsingpegel erreichte. Nach circa zehn Songs und ohne Zugabe endete der überwiegend gelungene Abend gegen 23 Uhr nach fast sechs Stunden. Na dann, auf ein Neues im nächsten Jahr.
HIER gibt es die Bilder zum Abend!