15.07.2019: GOD IS AN ASTRONAUT - Nürnberg - Der Hirsch

18.07.2019
 

 

Ein eher ungewöhnlicher Gig, dieser Aufritt von GOD IS AN ASTRONAUT im Nürnberger Hirsch. Nicht nur, dass der Termin auf einen Montag gesetzt wurde oder dass keine Vorband zuvor aufgetreten ist. Es war auch der erste Gig der Iren in der Frankenmetropole anlässlich ihrer „Epitaph“-Tour. Nach guten anderthalb Stunden kann man sagen, dass die Band gerne des Öfteren in Nürnberg spielen darf. 

 

Dabei war der Konzertsaal gute fünf Minuten vor dem offiziellen Beginn um 20 Uhr noch leer. Nahezu alle Konzertbesucher genossen draußen die warme Luft an diesem angenehmen Sommerabend, ehe sich der Saal einen Augenblick später rapide füllte. Sehr gut besucht war es leider nicht, was sich aber an einem Montag auch entschuldigen lässt. Das Warten auf den Headliner fiel dementsprechend kurz aus: GOD IS AN ASTRONAUT legten auf Anhieb los, brauchten aber etwas, um das Publikum in ihren Bann zu ziehen. Am Engagement der Combo lag es keineswegs, eher schien die Menge noch vom Tag angestrengt zu sein. Das alles legte sich jedoch im Laufe der Zeit. 

 

 

Von Beginn bestätigten die Iren jedenfalls, inwiefern Post-Rock auch ohne einer dominierenden Rolle des Gesangs wunderbar funktionieren kann. Dabei lebt die Musik nicht von musikalischen Spektakeln wie etwa komplexen Gitarrensoli oder verwirrenden Polyrhythmen, sondern von eher minimalistischen Elementen. Langgezogene Gitarrentöne, elektronische Untermalungen der Synths, kombiniert mit ruhigen Basslines und antreibenden Drums ergeben letzten Endes einen epischen Stil, der seinesgleichen sucht. Wenn es Vocals gibt, dann dienen sie ebenfalls der atmosphärischen Unterstützung. Es scheint, als wollen GOD IS AN ASTRONAUT kein Instrument im Vordergrund haben, ihre Musik braucht dies aber auch nicht.

 

 

Nach spätestens zwanzig Minuten war die Stimmung im Konzertsaal gut aufgelockert und tatsächlich ziemlich faszinierend. Denn einige bewegten sich im Publikum so enthusiastisch wie auf einem Metalkonzert, andere wiederum hörten einfach nur gespannt und aufmerksam zu, als seien sie im Opernhaus oder in einer verrauchten Jazzbar. Die meist rot-blauen Lichteffekte verliehen der Veranstaltung zudem den nötigen mystischen Touch. Auch klanglich schafft es die Band immer wieder zu überraschen: für mich sind es nicht die tausenden Bodeneffekte der Gitarren, auch nicht beiden Synths, die mit zahlreichen Soundeinstellungen ausgestattet sind – nein, es sind eher herkömmliche Mittel der Band, die den Sound speziell machen, sei es, indem Metal-Breakdowns mit zwei Jazzgitarren gezockt werden und so der Musik noch etwas bluesiges verleihen. Sei es aber auch, indem zwei Bässe, einer normal gestimmt, einer mit dem Capo am zwölften Bund, gleichzeitig bespielt werden und so für eine weitere Härte im Klang sorgen.

 

 

Um kurz nach halb zehn, nach einer letzten Zugabe, beenden GOD IS ASTRONAUT ihren ersten Gig in Nürnberg. Zufrieden geht es nach Hause, zurück in den Alltag, aus dem man sich kurz herausschleichen konnte. Insgesamt war es ein tolles Erlebnis, die Post-Rock-Größe live zu erleben. Atmosphäre, Härte, aber auch viel Gefühl und Epik sind bei den Jungs definitiv gegeben.